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Britischer Industrieverband warnt vor hartem Brexit

Terry Scuoler, Chief Executive Officer des britischen Industrieverbands EEF, hat sich erneut scharf gegen einen harten Brexit ausgesprochen. Der traditionsreiche Arbeitgeberverband vertritt britische Fertigungsbetriebe, sowie Unternehmen mit Geschäftsmodellen, die auf Ingenieursleistungen und Technologie basieren. Nach Angaben des EFF gehen 52 Prozent der Exporte der Branchen der Mitgliedsunternehmen bislang in EU-Länder, insgesamt entfielen 45 Prozent aller Exporte des Vereinigten Königreichs auf die Fertigungsindustrie. Demnach seien zwischen 20 und fast 25 Prozent der britischen Exporte durch einen harten Brexit gefährdet.

Brexit (Bild: Shutterstock)

Nachdem ihr Brexit-Gesetz mit klarer Mehrheit von beiden Kammern des Parlaments verabschiedet wurde, will die britischer Premierministerin Theresa May am 29. März für Großbritannien den Austritt aus der EU nach Artikel 50 des Lissabonner Vertrags in Angriff nehmen. Trotz mangelnder Begeisterung gibt es ernsthaften und möglicherweise erfolgreichen Widerstand dagegen nur in den Regionalparlamenten in Schottland und Nordirland, sowie bei Wirtschaftsverbänden wie dem EFF.

„Den einheitlichen EU-Markt und möglicherwesie auch die Zollunion zu verlassen – für viele Fertigungsbetriebe die einzige Handelsumgebung, die sie überhaupt kennen – wird schmerzhaft und teuer. Diesen Schritt ohne ein Ersatzhandelsabkommen zu unternehmen wäre für viele Firmen ausgesprochen problematisch“, so Scuoler in einer Stellungnahme.

Einer Umfrage von StepStone zufolge konnte sich im Sommer 2016 nach dem Brexit ein Drittel der hochqualifizierten Briten vorstellen, ihre Karriere in einem anderen EU-Land fortzusetzen. 600.000 Briten planten damals bereits konkret einen Jobwechsel. (Grafik: StepStone)
Seiner Auffassung nach unterscheidet sich die Beziehung des Vereinigten Königreichs zur EU von anderen Freihandelsabkommen dadurch, dass es nicht darum geht, den jeweils eigenen Markt dem anderen zu öffnen, sondern beide Märkte bereits eng verwoben sind – sogar enger als irgendwelche anderen Handelsblöcke in der Welt, so Scuoler weiter. Das gesamte System quasi über Nacht einzureißen und den Verhandlungstisch ohne eine Alternative zu verlassen, auf die man zurückgreifen kann, könne nur zu erheblichen, unmittelbaren Schmerzen und Kosten führen – sowohl für Hersteller als auch für Verbraucher.

Scuoler fordert, dass Großbritannien und seien Industrie ihre Rolle in der Entwicklung und Weiterentwicklung sowie der Harmonisierung von Standards mit der EU auch künftig wahrnehmen müssten. Außerdem warnt er vor Zöllen. Selbst wenn diese niedrig ausfallen sollten (im Bereich der Fertigungsgüter lägen sie im Durschnitt bei 5,3 Prozent), würden sie Exporte doch deutlich verteuern und damit die Wettbewerbsfähigkeit von britischen Betrieben auf dem europäischen Markt schwächen.

Außerdem weist Scuoler auf die Notwendigkeit einer bevorzugten Behandlung in Großbritannien mit Komponenten aus anderen Ländern zusammengebauter Produkte hin. Sie müssten auch künftig als „Made in Britain“ anerkannt und zollfrei weiterversendbar sein. Neben den Kosten für Zölle fürchtet er zudem auch Probleme durch Zollformalitäten. Selbst wenn keine Zölle erhoben werden, könnte die Überprüfung und Abwicklung dennoch zu Zeitverzögerungen bei der Lieferung und zu erheblichem administrativen Mehraufwand in den Firmen führen.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) rechnet durch den Brexit ebenfalls mit einem „deutlichen Einbruch“ beim Handel mit Großbritannien. „Der Brexit wird den Geschäften deutscher Unternehmen mit dem Vereinigten Königreich erheblich schaden“, so DIHK-Präsident Eric Schweitzer heute gegenüber der FAZ. Den jetzt veröffentlichten Ergebnissen einer DIHK-Umfrage vom Februar unter 2200 deutschen Unternehmen, darunter 1300 Firmen mit Geschäftsbeziehungen zu Großbritannien zufolge, stufen deutsche Firmen ihr aktuelles Geschäft mit Großbritannien derzeit noch als „halbwegs solide“ ein.

Allerdings erwarten 40 Prozent der Befragten bereits in den kommenden Monate schlechtere Geschäfte. Neun Prozent wollen sogar Aktivitäten von der Insel abziehen, überwiegend nach Deutschland, teilweise auch in andere EU-Staaten oder sogar Länder außerhalb Europas.

Ähnlich wie Scuoler appeliert auch Schweitzer im Gespräch mit der FAZ an die Politik, dass „Hindernisse im Warenverkehr und zusätzliche Bürokratie“ möglichst gering ausfallen müssten. Er betonte aber auch, dass zu viele und weitreichende Zugeständnisse der EU den Binnenmarkt insgesamt gefährden könnten: Das wäre seiner Ansicht nach dann ein noch größeres Problem für die international aufgestellten deutschen Unternehmen.

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ZDNet.de Redaktion

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