Categories: SicherheitVirus

FireEye: Word-Lücke auch für staatliche Spionage benutzt

FireEye hat weitere Details zu der am Dienstag von Microsoft geschlossenen Zero-Day-Lücke in Word veröffentlicht. Demnach wurde die Schwachstelle nicht nur für die Verbreitung der Dridex-Malware benutzt, sondern auch, um russisch sprechende Opfer mit der Finspy-Malware anzugreifen. Finspy, auch als FinFisher bekannt, ist eine von der deutsch-britischen Gamma Group entwickelte kommerzielle Spionagesoftware. Zu deren Kunden soll auch die Bundesregierung gehören.

Schon ab dem 25. Januar wurde demnach versucht, Nutzer mit einem angeblichen Dekret des russischen Verteidigungsministeriums sowie einem Handbuch der „Volksrepublik Donezk“ zum Öffnen einer speziell präparierten Word-Datei zu verleiten. Die Datei wiederum nutzte die Anfang April bekannt gewordene Zero-Day-Lücke mit der Kennung CVE-2017-0199, um Finspy einzuschleusen und auszuführen.

Darüber hinaus wurde die Anfälligkeit aber auch schon vor ihrer Offenlegung von Cyberkriminellen eingesetzt. Sie verteilten darüber ab Anfang März die Malware Latentbot. Ihre Aufgabe ist das Sammeln von Anmeldedaten. FireEye unterstellt den Hackern eine rein finanzielle Motivation. „Latentbot ist eine modulare und sehr gut getarnte Malware, die erstmals im Dezember 2015 von FireEye entdeckt wurde“, teilte das Unternehmen mit.

Latentbot stehle nicht nur vertrauliche Daten, die Malware sei auch in der Lage, Daten oder ganze Festplatten zu löschen und Sicherheitssoftware abzuschalten. Außerdem verfüge sie über eine Fernwartungsfunktion. Nutzer locke die Schadsoftware unter anderem mit Dateinamen mit „Bewerbungsformular.doc“ und „!!!!Dringend!!!!Lesen!!!!.doc“.

FireEye will außerdem herausgefunden haben, dass die staatlichen Hacker und auch die Cyberkriminellen den Zero-Day-Exploit für Microsoft Word aus derselben Quelle erhalten haben. Als Beleg dafür sieht das Unternehmen die bis auf die Sekunde identischen Zeitstempel der von beiden Parteien benutzten präparierten Word-Dokumente an.

„Obwohl nur ein Finspy-Nutzer beobachtet wurde, der diesen Zero-Day-Exploit benutzt hat, legt die bisherige Reichweite von Finspy, das von mehreren Nationalstaaten eingesetzt wurde, die Vermutung nahe, dass mehrere Kunden Zugang dazu hatten“, lautet das Fazit von FireEye. Der Vorfall verdeutliche die globale Natur von Cyberbedrohungen und die Notwendigkeit einer weltweiten Betrachtungsweise. „Ein gegen Russen gerichteter Cyberspionage-Vorfall kann eine Gelegenheit sein, von Cyberverbrechen gegen englischsprechende Nutzer zu erfahren und sie zu unterbinden.“

HIGHLIGHT

Mehr Sicherheit im smarten Zuhause

Wie Sie Ihr persönliches Internet der Dinge vor versteckten Gefahren schützen

Tipp: Kennen Sie die berühmtesten Hacker? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Microsoft nennt weitere Details zu kostenpflichtigen Patches für Windows 10

Erstmals liegen Preise für Verbraucher vor. Sie zahlen weniger als Geschäftskunden. Dafür beschränkt Microsoft den…

5 Stunden ago

Microsoft verschiebt erneut Copilot Recall

Die Entwickler arbeiten noch an weiteren „Verfeinerungen“. Windows Insider erhalten nun wohl eine erste Vorschau…

23 Stunden ago

GenKI im Job: Mitarbeitende schaffen Tatsachen

Laut Bitkom-Umfrage werden in jedem dritten Unternehmen in Deutschland private KI-Zugänge genutzt. Tendenz steigend.

1 Tag ago

97 Prozent der Großunternehmen melden Cyber-Vorfälle

2023 erlitten neun von zehn Unternehmen in der DACH-Region Umsatzverluste und Kurseinbrüche in Folge von…

1 Tag ago

„Pacific Rim“-Report: riesiges, gegnerisches Angriffs-Ökosystem

Der Report „Pacific Rim“ von Sophos beschreibt Katz-und-Maus-Spiel aus Angriffs- und Verteidigungsoperationen mit staatlich unterstützten…

1 Tag ago

DeepL setzt erstmals auf NVIDIA DGX SuperPOD mit DGX GB200-Systemen

NVIDIA DGX SuperPOD soll voraussichtlich Mitte 2025 in Betrieb genommen und für Forschungsberechnungen genutzt werden.

1 Tag ago