Windows 10 S: Käfighaltung für Freiland-Hühner

[Kommentar] Mit Windows 10 S hat Microsoft ein neues Windows-Betriebssystem vorgestellt, das die Freiheit der Nutzer erheblich einschränkt. Weder dürfen allgemein verfügbare Anwendungen installiert, noch können die Standardeinstellung für Suchmaschine und Browser geändert werden.

Letzteres ändern zumindest die Windows-10-Nutzer, deren Anteil beim Zugriff auf ZDNet.de unter allen Windows-Anwendern immerhin knapp 60 Prozent ausmacht, ziemlich häufig. Den vorinstallierten Browser Edge nutzen nur etwas über 20 Prozent. Firefox und Chrome stehen mit 32,4 und 34,9 Prozent deutlich höher in der Gunst der Anwender.

Und dass hierzulande Google mit einem Anteil von über 90 Prozent die Beliebtheitsskala bei Suchmaschinen klar anführt, ist auch kein Geheimnis. Das heißt also, dass selbst Edge-Nutzer häufig Google als Suchmaschine verwenden.

Sicher wird sich auch die EU für das neue Betriebssystem interessieren. Man hat ja diesbezüglich schon genügend Erfahrungen mit dem Softwarekonzern aus Redmond gemacht. In diesem Zusammenhang sei noch einmal an die Einführung des Browserauswahlfensters erinnert und die Strafe in Höhe von 561 Millionen Euro für Microsoft, als dieses, angeblich wegen eines Fehlers, einige Zeit nicht zur Verfügung stand.

Windows 10 S: mehr Sicherheit und Performance auf Kosten der Freiheit

Als Vorteile von Windows 10 S verspricht Microsoft einen Zuwachs an Sicherheit und eine gleichbleibend hohe Geschwindigkeit. Dass das mit Google als Suchmaschine und Chrome als Browser nicht funktionieren soll, darf man getrost bezweifeln.

Womöglich geht es Microsoft einfach um mehr Marktanteile im lukrativen Suchmaschinenmarkt. Um die Wünsche der Nutzer geht es jedenfalls nicht. Immerhin können Käufer eines Windows-10-S-Notebooks auf Windows 10 Pro upgraden. Das werden vermutlich die meisten tun oder gleich zu einem Modell greifen, das derartige Einschränkungen dem Nutzer nicht zumutet.

Bisher gibt es für einen Desktop-Computer nur ein Betriebssystem, das derartige Einschränkungen aufweist: Chrome OS von Google. Hierzulande ist der Anteil der Nutzer allerdings so gering, dass das Google-Betriebssystem in keiner Betriebssystemstatistik auftaucht. Und in den USA kommt es auf einen Anteil von unter 3 Prozent. Offenbar wollen die meisten Freiland-Hühner doch frei bleiben.

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Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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