Kittson nennt Intel die neue Baureihe des Itanium. Vier Jahre nach der Veröffentlichung des Vorgängermodells Poulson bringt Intel noch einmal vier Modelle auf den Markt. Es wird das letzte Kapitel eines milliardenschweren Scheiterns sein. Ende 2012 hatte Intel mit der Serie 9500 unter dem Code-Namen Poulson der Plattform mit dem IA-64-Instruction Set noch ein größeres Update spendiert.
Nun stellt Intel mit dem 9720 und dem 9750 zwei vierkernige und mit den Varianten 9740 und dem 9760 je zwei achtkernige 64-bit-Prozessoren mit Taktraten von 1,73 bis 2,66 GHz vor. Der kleinste Itanium ist mit 20 MByte Cache ausgerüstet. Modell 9740 ist mit 24 MByte und die Varianten 9750 und 9760 sind mit jeweils 32 MByte Cache ausgestattet.
Bei diesen Updates handelt es wohl um inkrementelle Aktualisierungen und auch die Features und Spezifikationen erinnern an die Poulson-Generation. Doch wie ein Intel-Sprecher gegenüber PCWorld schriftlich mitgeteilt haben soll, werden diese Modelle die letzten sein, die auf den Markt kommen. Darüber hinaus gibt es von Intel noch keine Stellungnahme.
Auch mit Details zu den neuen Komponenten hält sich Intel zurück. Die Prozessoren umfassen 3,2 Milliarden Transistoren und werden nach wie vor im 32 Nanometer-Prozess gefertigt; unterstützt werden maximal 16 Threads mit Bus-Speed von 6,4 GT/s QPI. Der Chip hat in der großen Ausführung eine TDP von 170 Watt und weist Features wie Hyper-Threading, Virtualization Technology for Direcedd I/O und Extended Page Tables auf. Wie Anandtech berichtet, sollen diese Chips lediglich dafür gedacht sein, in bestehenden Systemen die Vorgänger-CPUs abzulösen.
Wie viele Anwender das noch interessiert, hält Intel nach wie vor unter Verschluss. Fakt ist, dass mit Intel und HPE die beiden letzten großen IT-Konzerne dem Itanium die Stange gehalten haben. Viele Anbieter wie Dell, Fujitsu, Unisys oder Red Hat sind bereits vor Jahren abgesprungen.
Als Intel 2001 mit dem Itanium startete, wurden große Ziele ausgegeben. Schnell stellte sich heraus dass die Pläne, x86 auf dem Server mit IA-64 abzulösen, zu ambitioniert waren. Ein Problem war, dass die Zahl der verfügbaren Anwendungen vergleichsweise klein war und daher viele Nutzer lieber bestehenden Unix-Investitionen weiter pflegten oder gleich in günstige Standard-Server investierten.
Auch AMD, das mit einem x86-Prozessor mit 64 Bit auf den Markt stürmte, trug vielleicht einen Teil zu dem Misserfolg des Itaniums bei. Doch der größte Konkurrent der High-End-CPU nennt sich Xeon und kommt wie der Itanium von Intel.
Xeon hatte über die Zeit auch immer mehr der Alleinstellungsmerkmale des Itaniums geerbt. Und Intel versorgte die Xeon-Prozessoren mit immer mehr Features, die hochverfügbare Systeme ermöglichen.
Itanium sollte unter anderem als Grundlage für das HP-Unix-Derivat HP-UX dienen. Dafür boten die Itanium-Chips RAS-Features, ECC-Support und eine stark parallele Architektur auf mehreren Kernen. Damit zielte Intel auf das High-End, das damals Sun Microsystems und IBM mit SPARC und Power dominierten.
Eine weitere Plattform, die in dieser Liga mitspielen sollte, wurde vom Markt zunächst begrüßt. Doch die ersten Modelle zeichneten sich weniger durch eine höhere Leistung als vielmehr durch einen soliden Hunger nach Strom aus. Daher schien es für viele Anwender geeigneter und wirtschaftlicher, lieber noch einige x86-Server anzuschaffen, als sich für viel Geld und mit hohem Aufwand die neue Architektur in das Rechenzentrum zu holen.
2010 kündigt dann Microsoft das Ende des Supports für Itanium an. Immerhin, bis Sommer 2018 soll Windows Server die CPU noch unterstützen. 2009 hatte bereits Red Hat dem Schritt von Microsoft vorgegriffen. Auch bei Intel scheint das Engagement für die High-end-CPU immer weiter zu schwinden und immer mehr Entwickler-Ressourcen werden auf den Xeon verlagert, was die Entwicklung des Itanium zusätzlich verlangsamt.
2011 war es Oracle, das inzwischen Sun Microsystems übernommen und sich damit eine eigene Server-Technologie ins Haus geholt hatte, das den Support für den Itanium in seinen Produkten beendete. Oracle sparte nicht mit deftigen Aussagen, etwa, dass HP und Intel die Kunden über die geplante Roadmap der CPU bewusst im Unklaren ließen. Es folgte eine erbitterte Auseinandersetzung vor Gericht, die vor knapp einem Jahr damit endete, dass HPE rund 3 Milliarden Dollar Schadenersatz zugesprochen wurden.
Jetzt bekommen die hochverfügbaren i4-Server von HPE noch ein Update. Wobei auch HPE bereits seit einigen Jahren Integrity-Server anbietet, die auch x86 unterstützen. Die Server haben einen Startpreis von knapp 15.000 Dollar und HPE versichert den Anwendern, dass diese noch bis 2025 unterstützt werden. Das letzte Update ist mit HP-UX 11i V3 im Juni dieses Jahres geplant.
Preise für die neuen CPUs gibt Intel noch nicht bekannt. Die Modelle der Vorgängerversion kosten jedoch zwischen 1350 und 4650 Dollar, wie aus einer Preisliste hervorgeht. Möglicherweise wird Intel diese Preisstaffel auch für die neuen Modelle anwenden.
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