Brocade verkauft Technologie für Software Defined Networking

In Vorbereitung der Übernahme von Brocade durch Broadcom werden nach und nach die Geschäftsfelder von Brocades Networking-Sparte verkauft. Jetzt trifft es den Bereich, der die als „Vyatta“ vermarktete Plattform für Software-Defined Networking (SDN) und Virtualisierung von Netzwerkfunktionen (NFV) betreut hat. Er wird zu einem nicht genannten Betrag an AT&T verkauft.

Damit wird es immer deutlicher, dass Broadcom nur an der SAN-Technologie von Brocade interessiert ist. Offenbar fürchtet es als wichtiger Chip-Lieferant zahlreicher Netzwerkanbieter sonst zu sehr in Wettbewerb mit seiner Kundschaft zu treten. Bereits im März hatte Extreme Networks ein Gebot für die Brocade-Sparte Enterprise-Netzwerke abgegeben. Und schon im Februar wurde zuvor die WLAN-Sparte für 700 Millionen Dollar an den Investor Arris International abgegeben. Offenbar war es nicht einfach, einen Käufer zu finden, denn Brocade hatte diesen Bereich nicht einmal ein Jahr vorher mit dem Kauf von Ruckus Wireless für 1,5 Milliarden Dollar erst noch aufgerüstet.

AT&T bekommt nach Abschluss der Transaktion, die einigen Auflagen unterliegt, das Netzwerkbetriebssystem Vyatta samt dessen virtueller Netzwerkfunktionen (NVF) und der Distributed Services Plattform. Auch noch in Entwicklung befindliche Software, Softwarelizenzen sowie mit Vyatta in Zusammenhang stehende Patente und Patentanträge gehen in den Besitz von AT&T über. Um die Plattform weiterentwickeln zu können, sollen die bisher dafür tätigen Brocade-Mitarbeiter ein Angebot zum Wechsel zu AT&T bekommen. Das betrifft in erster Linie Personen in Kalifornien und Großbritannien.

Vor dem Kauf durch Broadcom verkauft Brocade konsequent alle Netzwerkaktivitäten (Grafik: Brocade)

Die Vyatta-Plattform will der Netzwerkbetreiber einsetzen, um sein eigenes Netzwerk umzubauen. Bis zum Jahr 2020 sollen drei Viertel des Netzwerkes von AT&T virtualisiert und per Software kontrolliert werden. Als Zwischenziel für Ende 2017 wurde anläßlich der Kaufankündigung noch einmal der Wert von 55 Prozent bekräftigt. Dazu soll auch das bereits auf Basis der Technologie von VeloCloud mit angekündigte SD-WAN-Angebot beitragen.

Mit einem SD-WAN können Anwenderunternehmen unter anderem Cloud-Services flexibel nutzen. Sofern SD-WANs als Service aus der Cloud bereitgestellt werden, bieten sie flexible Bandbreiten, versprechen schnelle Bereitstellung und erlauben eine nutzungsbasierende Abrechnung. Diverse Firmen haben solche Angebote bereits jetzt.

Ein Cloud-basierendes SD-WAN passt gut zur Nutzung hybrider Infrastrukturen. Die werden in den kommenden Jahren aller Voraussicht nach das verbreitetste IT-Infrastrukturmodell sein. Indem AT&T Vyatta kauft, schafft es sich hier ein eigenes Standbein. Abzuwarten bleibt, ob es damit auch außerhalb der USA Fuß fassen kann und ob Anwenderunternehmen den technologischen Alleingang befürworten. Ihnen könnte es vielfach vorteilhafter erscheinen, auf Anbieter zu setzen, die sich auf gängige Technologie verlassen und durch den Service differenzieren, um so Abhängigkeiten zu minimieren.

Peter Marwan

Für ZDNet veröffentlicht Peter immer wieder Beiträge zum Thema IT Business.

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