Zum Auftakt seiner Kundenveranstaltung NEXT in der US-Hauptstadt Washington hat Nutanix ein ganzes Bündel für den Anbieter von Hyperkonvergenter Infrastruktur wegweisender Ankündigungen gemacht. Sie sollen es unterm Strich Firmen wesentlich erleichtern, eine Multi-Cloud-Umgebungen aufzubauen und zu nutzen. Multi-Cloud wird dabei nicht nur als die Nutzung mehrerer Public-Cloud-Angebote definiert. Nutanix bezieht dabei auch die Verwendung einer oder mehrere Private Clouds mit ein.
Ziel ist es letztlich, Anwenderunternehmen zu ermöglichen, all diese Möglichkeiten gleichzeitig zu nutzen, den bisher damit verbundenen Verwaltungsaufwand zu reduzieren, Migrationszeiten zu reduzieren und Fehlermöglichkeiten oder Hürden beim Verschieben von Anwendungen von einer Cloud in eine andere zu minimieren. Das sind angesichts der zahlreichen, mehr oder weniger versteckten Maßnahmen, die die einzelnen Anbieter ergreifen, um genau das zu verhindern und Kunden an ihr Angebot zu binden ehrgeizige Ziele. Dennoch soll ein Großteil davon noch im Laufe dieses Jahres umgesetzt werden, der Rest dann im ersten Quartal 2018. Die im Herbst 2016 angekündigte Erweiterung der Nutanix-Funktionen auf die Netzwerkvirtualisierung flankieren diese Schritte. Sie wurden teilweise kürzlich verfügbar oder sollen in Kürze verfügbar werden.
Die aktuelle Ankündigung lässt sich grob in drei Bestandteile untergliedern. Mit Nutanix Enterprise Cloud OS verfolgt der Anbieter sein Konzept der Enterprise Cloud weiter, verschiebt aber den Schwerpunkt von eigenen Appliances weiter auf die Nutzung seines Angebots als Software auf unterschiedlicher Hardware. Die soll künftig auch in der Cloud – bei AWS, auf der Google Cloud Platform und auf Microsoft Azure – sowie 2018 dann auch auf den ebenfalls neu angekündigten Nutanix XI Cloud Services – laufen können. Außerdem deckt Nutanix nun die fünf weltweit wichtigsten Server-Anbieter ab.
Mit Dell, IBM und Lenovo unterhält Nutanix dazu Technologiepartnerschaften. Mit Dell besteht die schon seit 2014, mit IBM erst seit wenigen Wochen.
Für Produkte von Cisco und HPE ging die Initiative einseitig von Nutanix aus – was sowohl bei Cisco als auch bei HPE für erhebliche Verärgerung gesorgt hat, verfolgen doch beide eigene Ansätze im Bereich Hyperkonvergenter Systeme. HPE-Manager Paul Miller stellte in einem Blog ebenso deutlich wie zuvor Cisco dar, dass Nutanix kein Partner sei. Miller schimpfte, dass Server von HPE weltweit die meistverkauften seien und Nutanix lediglich „ein Stück vom Kuchen“ haben wolle.
Miller verwies auf die HPE-eigenen Angebote für Hyperkonvergente Infrastrukturen, die kurz zuvor vor allem mit dem Kauf von Simplivity gestärkt wurden. Die Übernahme führte allerdings dazu, dass die vom ehemaligen Nutanix-Mitbewerber Simplivity mit Dell und Lenovo geschlossenen Partnerschaften mittelfristig nicht mehr weiter gepflegt werden sollen. HPE bietet Kunden natürlich die Migration auf seine Systeme an.
Sunil Potti, Chief Product and Development Officer bei Nutanix, sieht im Gespräch mit ZDNet.de in der Übernahme von Simplivity aber eher ein Argument für die Angebote seiner Firma: Software von Nutanix auch für Server der nicht durch eine offizielle Partnerschaft verbundenen Hersteller Cisco und HPE anzubieten, sei auf den Wunsch großer Kunden zurückzuführen. Die wollten zwar die Nutanix-Software für ihre Hyperkonvergenz-Initiativen nutzen, sich aber nicht auf nur einen Hardware-Lieferanten festlegen. In der Regel seien hier zwei oder drei gesetzt. Indem Nutanix nun für rund 80 Prozent der in diesem Umfeld genutzten Server zur Verfügung stehe, mache man das möglich.
Das Argument von Cisco und HPE, der Schritt erfolge dann aber auf eigenes Risiko, will Nutanix durch ein Tool entkräften, das eine automatische Eignungsprüfung vornimmt. Noch nicht spruchreif aber schon geplant ist zudem, die Nutanix-Software auch auf Server weiterer, eher regional tätiger Anbieter zu bringen. Die sehen darin natürlich eher eine Chance, als eine Gefahr. Laut Potti laufen entsprechende Gespräch, konkret anzukündigen gebe es jedoch noch nichts. Möglicherwiese wird man erste Ergebnisse hier in China sehen, da dort der Anteil dieser Anbieter besonders hoch ist. Aber auch in Deutschland ist im Server-Markt der Anteil der „anderen“ – also der nur regional oder national tätigen Anbieter, traditionell hoch.
Mit Nutanix Calm, der zweiten wichtigen Ankündigung, schließt Nutanix die Integration der mit der Übernahme von Calm.io vor knapp einem Jahr erworbenen Technologien ab. Der Kauf von Calm.io, einem relativ kleinen, auf Technologieentwicklung fokussierten Unternehmen, ist Teil der Strategie von Nutanix, bei der Verwaltung der IT die Anwendungen in den Vordergrund zu rücken und die zugrunde liegende Infrastruktur zunehmend unsichtbarer und auch unwichtiger zu machen. Oder wie Nutanix es formuliert: Eine App-zentrische Infrastruktur für jede Cloud zu schaffen.
Die Infrastruktur muss natürlich nach wie vor verfügbar und leistungsfähig sein – vielleicht sogar mehr als je zuvor – aber für die Anwendungen soll es keine Rolle mehr spielen, wo und auf welcher Hardware und welchem Infrastruktur-Software-Stack sie laufen oder welche Virtualisierung dort genutzt wird. Damit sollen sie sich dann weitgehend naht- und reibungslos von diversen Private-Cloud-Angeboten auf Public-Cloud-Angebote und auch von einer Public-Cloud in eine andere verschieben lassen.
Anders gesagt, abstrahiert Nutanix Calm Anwendungsumgebungen von der darunterliegenden Infrastruktur und prüft die Eignung der als Ziel ausgesuchten Cloud für den jeweiligen Workload. Dazu greift Nutanix Calm auf alle Möglichkeiten des Nutanix Enterprise Cloud OS zurück. Laut Anbieter werden sich dadurch Unternehmensinfrastrukturen auf Basis des eigenen Hypervisors AHV, aber auch von ESXi und Hyper-V zusammen mit öffentlichen Cloud-Umgebungen übergreifend verwalten.
Eine Public Cloud, die da dann zum Einsatz kommen kann, wird ab dem ersten Quartal 2018 auch die Nutanix Xi Cloud sein. Dabei handelt es sich laut Anbieter dann „um einen schlüsselfertigen Cloud-Dienst, der auf demselben Infrastruktur-Stack mit denselben Werkzeugen und SLAs aufsetzt wie das Kernprodukt, die Nutanix Enterprise Cloud Platform.“ Kunden sollen damit „innerhalb von Minuten“ einen vollständigen Cloud-basierenden Desaster-Recovery-Dienst implementieren, managen und testen können.
Den Betrieb will Nutanix nicht selbst übernehmen. Dafür spricht man derzeit gerade mit potenziellen „strategischen Partnern“. Das bedeutet laut Nutanix-Manager Potti, dass eine sehr übersichtliche Anzahl an regionalen Partnern zum Zuge kommen wird. In Europa werden es etwa „ein paar“ sein.
Namen wollte der Manager noch keine nennen, ließ aber durchblicken, dass es jeweils Dienstleister sein werden, die sich durch ihre Präsenz im jeweiligen Gebiet empfehlen, die eine ausreichende Größe haben und auch bereist Beziehungen zu den potenziellen Kunden. Damit schränkt sich der Kreis auf die in Frage kommenden Anbieter stark ein. Davon, dass auch welche aus Deutschland dabei sein werden, auch um den Wünschen deutscher Kunden nachzukommen, kann ausgegangen werden.
Interessant ist in dem Zusammenhang auch noch eine aktuelle Ankündigung der Firma Rubrik, eines Spezialisten für Datensicherung, Datensuche und -Analyse, Datenarchivierung und Compliance sowie Copy Data Management. Dessen Plattform für Cloud Data Management, Rubrik Alta, unterstützt ab sofort nämlich auch virtuelle Maschinen, die mit dem Nutanix Acropolis Hypervisor (AHV) betrieben werden. Rubrik und Nutanix arbeiten schon länger zusammen, nun kann Rubrik aber eigenen Angaben zufolge ein End-to-End-Datenmanagement für Nutanix anbieten. Das erlaube es Anwenderunternehmen, unmittelbar auf Daten zugreifen, Schutzrichtlinien zu automatisieren und auch die AHV-Workloads zu verwalten.
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