China zwingt einige Nutzer zur Installation von Spyware auf ihren Smartphones

Behörden in China haben in der Region Xinjiang die Überwachung der dort lebenden muslimischen Bevölkerung verstärkt. Nutzer sind seit kurzem gezwungen, eine Abhör-App auf ihren Smartphones zu installieren, wie Radio Free Asia berichtet. Stichprobenkontrollen sollen sicherstellen, dass die Anweisung auch umgesetzt wird. Bei Verstößen sollen Nutzer bis zu 10 Tage in Gewahrsam genommen werden.

Smartphone-Nutzer fordern die Behörden unter anderem über die Messaging-App WeChat auf, die Spyware zu installieren. Die in Chinesisch und Uigurisch, der Sprache der dort lebenden Minderheit der Uiguren, verfasste Nachricht enthält sogar einen QR-Code. Android-Nutzer sollen ihn scannen, um die Jingwang genannte App herunterzuladen.

Die App soll die Aufgabe haben, terroristische und illegale religiöse Inhalte wie Videos, Bilder, E-Books und andere elektronische Dokumente auf einem Smartphone zu finden. Werden solche Inhalte entdeckt, fordert die App den Nutzer demnach auf, die Funde zu löschen.

Berichten von Nutzern zufolge soll die App unter anderem Dateien mit den Endungen 3GP, AMR, WEBM, FLX, M4A, MP3, MPG, WMV, TXT, HTML, PNG und JPG scannen und deren MD5-Hashwert ermitteln. Diese Werte sollen die App anschließend mit einer gespeicherten Datenbank mit von der Regierung als illegal eingestuften Mediendateien vergleichen.

Darüber hinaus soll die App Kopien aller per Weibo und WeChat ausgetauschten Nachrichten speichern und auch WLAN-Log-in-Daten aufzeichnen. Diese Daten sollen zusammen mit den Daten der SIM-Karte und der Handy-Seriennummer IMEI an Server der Behörden übermittelt werden.

Maya Wang von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sagte im Gespräch mit Mashable, die Behörden müssten genau erklären, welche Funktionen die App habe. Es wäre zwar ihre Aufgabe, die Öffentlichkeit zu schützen, auch vor Terrorismus, aber diese Art der Datensammlung sei eine Form der Massenüberwachung einfacher Nutzer sowie ein Verstoß gegen das Recht auf Privatsphäre. Joshua Rosenzweig von Amnesty International ergänzte, er sei beunruhigt aufgrund der Art der Daten, die die Behörden ohne Wissen und Zustimmung von Nutzern in der Region sammelten.

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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