Cisco hat die im Mai angekündigte Übernahme des US-amerikanischen Start-ups Viptela abgeschlossen. Bei der Übernahme war der Vollzug für die „zweite Jahreshälfte 2017“ angepeilt. Üblicherweise reizen Firmen die mit solchen Zeitangaben möglichen Fristen nahezu aus, dass die Transaktion nun schon gleich am Anfang der Zeitspanne abgeschlossen wurde, unterstreicht daher wohl auch die Bedeutung, die sie für Cisco hat.
Für Viptela hat Cisco rund 610 Millionen Dollar bezahlt. Die Technologie des jungen Unternehmens aus San Jose soll die bislang als „Cisco Intelligent WAN“ und „Meraki SD-WAN“ vermarkteten Angebote ergänzen. Die Viptela-Mitarbeiter sollen in das Enterprise-Routing-Team der von Vice President David Goeckeler geführten Sparte Networking and Security Business integriert werden.
Mit Viptela bekommt die Cisco-Sparte Technologien, die es Kunden erlauben sollen Software-Defined Wide Area Networks einfach einzurichten und zu verwalten. Rob Salvagno, VP Corporate Business Development bei Cisco, erklärt, anlässlich der Ankündigung der Übernahme, dass Cisco damit vor allem sein Angebot zur Vernetzung von Zweigstellen aufrüsten wolle.
In einen größeren Zusammenhang gestellt wurde der Kauf von Viptela kurz nach seiner Ankündigung durch die Präsentation von Ciscos erweiterter und aktualisierter Strategie für Software Defined Networking. (SDN). Der Networking-Marktführer hatte sich anfangs gegen das Konzept von Software bestimmter und gesteuerter Netzwerke gesperrt, fürchtete er doch zu Recht, dass dadurch seine Marktposition gefährdet werden könnte. Schließlich gingen erste Ansätze dahin, Netzwerkfunktionen durch zentrale Controller unabhängig von der zugrundeliegenden Netzwerk-Hardware bereitzustellen und zu verwalten.
Dadurch musste Cisco fürchten, dass seine, seit jeher bewusst als Premium-Geräte verkauften Netzwerkkomponenten, bei denen Hardware und Funktionsumfang stets eng verbunden waren, weniger gefragt sind und Unternehmen auch komplexe Installationen mit deutlich preisgünstigerer Hardware realisieren können.
Allerdings hat Cisco schon länger erkannt, dass sich eine Idee, deren Zeit gekommen ist, nicht oder zumindest nicht lange aufhalten lässt. Daher hat sich der Anbieter nach einigem Zögern dann beeilt, mit seinem eigenen SDN-Konzept eine gangbare Alternative anzubieten und sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen. Jüngster und wahrscheinlich wichtigster Schritt dazu war die im Juni vorgestellte Neuauflage der Cisco Digital Network Architecture (DNA). Der auf Englisch als „intent-based Networking“ (deutsch: „Das intuitive Netzwerk„) bezeichnete Ansatz schreibt nicht nur die Idee fort, Netzwerke zentral durch Software zu verwalten, sondern bricht auch mit alten Cisco-Traditionen in Bezug auf Lizenzpolitik und Upgrade-Zyklen. Dadurch ist es für das Unternehmen nicht nur ein wichtiger technologischer Schritt, sondern auch ein gravierender Einschnitt in das Geschäftsmodell.
Der scheint aber unumgänglich zu sein. „Wir müssen im Ansatz neu mit den neuen Anforderungen an die Netze umgehen, sonst bekommen wird die nicht in den Griff“, erklärte Oliver Tuszik, Deutschland-Chef von Cisco, bei der Ankündigung des neuen Konzepts vor Journalisten in der Deutschland-Zentrale seines Unternehmens in Garching bei München. Er bezog sich dabei auf die explosionsartige Zunahme der zu vernetzenden Geräte aufgrund der raschen Entwicklung des Internet of Things (IoT), die vergrößerte Angriffsfläche, die das expandierende Netzwerk bietet, die zunehmend erwartete Flexibilität sowie die durch all diese Faktoren steigende Komplexität in der Verwaltung. Dadurch sei „Netzbetrieb in Handarbeit“ nicht mehr möglich, sondern müsse automatisierter, sich anpassender und flexibel reagierender Netzbetrieb ermöglicht werden.
Darauf hat Cisco bereits zuvor hingearbeitet. Seine Angebote für On-Premise und Cloud-basierendes SD-WAN werden als Cisco Intelligent WAN und Meraki SD-WAN vermarktet. Der Kauf von Viptela soll das Angebot abrunden. Die im Juli angekündigte Übernahme von Observable Networks, einem Anbieter von Forensik-Tools für Netzwerke im SaaS-Modell, unterstützt diese Bemühungen ebenfalls. Observable Networks kann entweder für klassische Firmennetzwerke – unabhängig vom Lieferanten der Netzwerkkomponenten – in Hybrid- oder Cloud-Umgebungen genutzt werden. Technologiepartnerschaften bestehen mit AWS und Microsoft für dessen Azure-Cloud. Die Angebote von Observable Networks Ciscos Stealthwatch-Plattform ergänzen.
Welche Rolle die Beteiligung Ciscos am ebenfalls in Kalifornien ansässigen SD-WAN-Start-up Velocloud im Zuge einer Serie-D-Finanzierungsrunde in Höhe von 35 Millionen Dollar spielt, ist bislang noch nicht endgültig geklärt. Möglich ist, dass sich Cisco hier nur einen technologisch interessanten, künftigen Kooperationspartners versichern will, möglich ist aber auch, dass die Beteiligung nur die Vorstufe zur späteren, kompletten Übernahme von Velocloud ist.
Bankhaus Metzler und Telekom-Tochter MMS testen, inwieweit Bitcoin-Miner das deutsche Stromnetz stabilisieren könnten.
Mit 1,7 Exaflops ist El Capitan nun der dritte Exascale-Supercomputer weltweit. Deutschland stellt erneut den…
Der deutsche Hyperscaler erweitert sein Server-Portfolio um vier Angebote mit den neuen AMD EPYC 4004…
Beim Online-Gaming kommt es nicht nur auf das eigene Können an. Auch die technischen Voraussetzungen…
Fast jedes zweite Unternehmen bietet keinerlei Schulungen an. In den übrigen Betrieben profitieren oft nur…
Huawei stellt auf der Connect Europe 2024 in Paris mit Xinghe Intelligent Network eine erweiterte…