Mozilla will mit Information Trust Initiative gegen Fake News kämpfen

Mozilla hat heute mit der Mozilla Information Trust Initiative (MITI) ein ganzes Bündel von Maßnahmen angekündigt, mit dem die Ausbreitung von Falschnachrichten untersucht, bekämpft und eingedämmt werden soll. Bei MITI handelt es sich weniger um einen neuen Ansatz dafür, als eher um eine Bündelung bereits vorhandener Initiativen und Projekte, teilweise die Verlagerung von Schwerpunkten sowie die Unterstützung von Projekten Dritter durch Mozilla.

Begründet wird der Schritt damit, dass das relativ junge Phänomen der Fake News nahezu allen Grundsätzen des Mozilla Manifests zuwiderlaufe. Sowohl erstellen als auch (bewusstes) verbreiten von Falschinformationen stehe im Gegensatz zu den im Mozilla-Manifest, definierten Zielen, Toleranz zu fördern und Technologien zu entwickeln, die sowohl den Einzelnen als auch das Internet insgesamt schützen.

„Der Papst hat weder einen bestimmten US-Präsidentschaftskandidaten befürwortet, noch beinhaltet der indische 2000-Rupien-Geldschein eine Tracking-Funktion. Dennoch haben entsprechende redaktionelle Beiträge, irreführende Schlagzeilen und falsche Zusammenhänge Millionen von Internetnutzern vom Gegenteil überzeugt“, nennt Katharina Borchert, Mozillas Chief Innovation Officer, im Mozilla-Blog Beispiele für weit verbreitete Fehlinformationen.

Wahrnehmung von Fake-News bei deutschen Internetnutzern im Frühjahr 2017 (Grafik: Bitkom)

Laut Borchert, bis 2015 Geschäftsführerin von Spiegel Online, sind die Auswirkungen von Falschinformationen auf unsere Gesellschaft „eines der umstrittensten, belastetsten und wichtigsten Themen derzeit. Falschinformationen schaden der Transparenz und verursachen Konflikte, höhlen die Partizipation im Web und das Vertrauen der Nutzer aus und schwächen den Mehrwert des Webs für die Öffentlichkeit.“ Sie schadeten der Internetgesundheit. Dadurch werde letztlich auch die Fähigkeit des Webs, die demokratische Gesellschaft zu stärken, bedeutend eingeschränkt.

Für die Mozilla Information Trust Initiative will Mozilla wie auch bei seinen anderen Initiativen auf das Mozilla-Netzwerk zurückgreifen, um nützliche Produkte und Community-basierte Lösungen zu entwickeln sowie in Forschung zu investieren. Dabei werden vier Schwerpunkte gesetzt: Produkte, Bildung, Forschung und „Kreative Interventionen“.

Fake-News und Glaubwürdigkeit sozialer Medien im europäischen Vergleich (Grafik: Statista)

Für Produkte will Mozilla mit noch nicht näher benannten Technikexperten, Künstlern und Medienorganisationen zusammenarbeiten. Grundlage sollen bereits existierende Produkte sein. Ausdrücklich nennt Borchert das für Journalisten gedachte Coral, der im Februar übernommene Lesezeichendienst Pocket und der kürzlich für Android veröffentlichte, auf die Wahrung der Privatsphäre ausgerichtete Browser Firefox Klar.

Im Bereich Bildung plant Mozilla unter anderem, „eine Art Lehrplan für digitale Bildung“ zu entwerfen, der auch das Thema Falschinformationen beinhaltet. Das geht durchaus in dieselbe Richtung, wie zuvor erhobene Forderungen und unterbreitete Vorschläge des IT-Branchenverbands Bitkom. Der hatte im Frühjahr vor Schnellschüssen bei der Regulierung gewarnt und angemahnt, dass rechtsstaatliche Prinzipien und „das hohe Gut der Meinungsfreiheit“ nicht unter die Räder kommen dürften. Statt Gesetzen empfahl er für mehr Medienkompetenz zu sorgen.

Ab Werk blockiert Firefox Klar Werbung und Analysefunktionen, die eine Nachverfolgung von Internetaktivitäten ermöglichen. Auch die Verfolgung durch Soziale Netzwerke wird unterbunden. Für den Kampf gegen Fake News müssen hier noch einige Funktionen hinzukommen (Screenshot: ZDNet.de)

Ansätze zur Bekämpfung von Fake News verspricht sich Mozilla auch durch ein besseres Verständnis des Problems. Daher werde bereits jetzt durch Mozilla dazu geforscht. Ergebnisse sollen noch im Laufe dieses Jahres veröffentlicht werden. Außerdem haben interessante und wertvolle Forschungsprojekte due Möglichkeit, durch Mozilla gefördert zu werden.

Die vierte Säule, der Bereich „Kreative Interventionen“, umfasst noch ein ganzes Bündel von teilweise noch sehr vagen Plänen und vor allem die Unterstützung diverser Veranstaltungen respektive die Integration von Elementen zum Themenbereich Fehlinformationen in etablierte Veranstaltungen wie Mozillas jährlich stattfindendes MozFest.

Außerdem sieht Borchert auch die Gelegenheit Falschinformationen mithilfe von Virtual Reality und Augmented Reality zu bekämpfen. „Stellen Sie sich beispielsweise eine ‘Augmented Reality‘-Web-App vor, die Datenvisualisierungen verwendet, um die Auswirkungen von Falschinformationen auf die Internetgesundheit zu untersuchen. Oder eine Virtual Reality-Erfahrung, die Nutzer durch die Geschichte von Falschinformationen im Web führt“, gibt Mozillas Innovationschefin einen ersten Ausblick. Konkrete Ankündigungen dazu machte sie jedoch noch nicht.

Andere Initiativen zur Bekämpfung von Fake News

Die Bekämpfung von Fake News oder Falschinformationen jeglicher Art im Netz haben sich inzwischen viele Akteure auf die Fahnen geschrieben. Seit April will zum Beispiel Wikipedia-Gründer Jimmy Wales mit der News-Plattform Wikitribune gegen Falschmeldungen angehen. Grundprinzip von Wikitribune ist es, Journalisten und ein Heer von Freiwilligen zusammenzubringen. Während professionelle Journalisten dafür bezahlt werden, über Nachrichtenthemen zu schreiben, obliegt die gründliche Überprüfung der Fakten den freiwilligen Mitarbeitern.

Bei Google können Nutzer seit Ende April fragwürdige Suchvorschläge und Snippets melden. Außerdem hat der Konzern damit begonnen, die Faktencheck-Label weltweit anzubieten und auch für Suchergebnisse verfügbar zu machen.

EU und NATO haben zudem angekündigt, in der finnischen Hauptstadt Helsinki eine Abwehrzentrale für Fake News einzurichten. Dort sollen Experten aus den Mitgliedsstaaten nicht nur Cyberangriffe abwehren, sondern auch Desinformationskampagnen aufdecken und dagegen vorgehen. Außerdem haben diverse Medien – von der BBC bis zum Bayerischen Rundfunk – schon Anti-Fake-News-Eingreiftruppen aufgestellt.

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Peter Marwan

Für ZDNet veröffentlicht Peter immer wieder Beiträge zum Thema IT Business.

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