Google hat den offiziellen Start von Android O für heute angekündigt. Der Internetkonzern nutzt die ebenfalls heute in den USA zu beobachtende totale Sonnenfinsternis, um das bisher noch unbenannte Android 8 für die Allgemeinheit freizugeben.
In Android O hat Google die Programmiersprache Kotlin integriert. Sie ist bereits ein Bestandteil von Android Studio 3.0 und vollständig kompatibel zur Android-Runtime und interoperabel mit vorhandenem Programmcode.
Neu ist auch die Sicherheitsfunktion Play Protect. Sie soll Nutzer besser vor möglichen Gefahren im Play Store schützen. Dabei setzt Google auf künstliche Intelligenz und Daten, die es jeden Tag aus mehr als 50 Milliarden gescannten Apps gewinnt. „Play Protect schaut nach Apps, die möglicherweise auf Ihrem Gerät aus der Reihe tanzen, um Sie und andere Android-Nutzer zu schützen“, heißt es dazu in einem Blogeintrag. Play Protect steht aber auch unter Android 7 zur Verfügung.
Darüber hinaus enthält Android O zahlreiche Optimierungen. Google zufolge sollen Smartphones künftig in der Hälfte der Zeit booten, was durch umfangreiche Änderungen in der Android-Runtime erreicht wird.
Eine neue Autofill-Funktion schlägt bei Downloads von Apps auf einem neuen Gerät automatisch die passenden Anmeldedaten vor. Damit will Google die Einrichtung neuer Geräte erleichtern. Eine intelligente Textauswahl soll zudem Copy-and-paste-Vorgänge beschleunigen. Ein Doppelklick auf einen Satz wählt automatisch den gesamten Satz aus. Ein Tipp auf eine Adresse wiederum markiert diese vollständig. Per Machine Learning kann Android O Adressen als solche erkennen und per Google Maps passende Vorschläge anzeigen.
Eine Bild-in-Bild-Funktion (Picture in Picture, PiP) soll Nutzer in die Lage versetzen, beispielsweise ein Video zu betrachten, während sie auf eine Chat-Nachricht antworten oder per App ein Taxi rufen. Entwickler können der im PiP-Modus ausgeführten App Bedienelemente spendieren und auch das Seitenverhältnis der Anzeige festlegen. Außerdem können Apps sich selbst in den PiP-Modus versetzen, nachdem sie beispielsweise minimiert oder pausiert wurden.
Des Weiteren bringt Android O Support für Bildbearbeitungs-Apps mit erweitertem Farbraum. Diese Funktion steht allerdings nur auf Geräten zur Verfügung, deren Display einen erweiterten Farbraum wie AdobeRGB, Pro Photo RGB oder DCI-P3 unterstützt.
Weitere Neuerungen betreffen die WebView-Komponente, Bluetooth und WLAN, die Bedienung von Apps per Tastatur und die professionelle Audiowiedergabe. Android O bringt aber auch Support für neue Java-8-APIs.
Ab 2018 steht Geräteherstellern zudem eine neue Android-Variante für Geräte mit einem Gigabyte Arbeitsspeicher oder weniger zur Verfügung. Android Go bietet Google als Paket an, bestehend aus Betriebssystem, Google Play und Apps. Die Apps sind für eine Nutzung mit geringen Internetbrandbreiten optimiert. Zudem hebt der Play Store diese optimierten Apps hervor – es lassen sich aber jegliche Android-Apps auf Android-Go-Geräten installieren.
Mit Project Treble stellt Google ein Interface für die Geräte-Hersteller bereit, das zwischen dem Android OS Framework und der gerätespezifischen Low-Level-Software der Chipanbieter sitzt. Ermöglicht wird es durch die neue Vendor Test Suite (VST), die konzeptionell der Compatibility Test Suite (CTS) ähnelt. Letztere erlaubt es Entwicklern, Apps zu erstellen, die auf unterschiedlicher Hardware verschiedener Gerätehersteller laufen.
Treble soll also sicherstellen, dass von Google bereitgestellte Android-Updates mit allen Chips in einem Smartphone funktionieren. „Ohne offizielles Hersteller-Interface muss heutzutage viel Android-Code aktualisiert werden, wenn ein Gerät auf eine neue Android-Version umgestellt wird“, teilte Google im Android Developers Blog mit. „Mit einem stabilen Hersteller-Interface, das Zugriff auf die hardwarespezifisichen Teile von Android bietet, können Gerätehersteller ein neues Android-Release an Verbraucher ausliefern, indem sie nur das Android OS Framework aktualisieren, und ohne zusätzlichen Aufwand für die Chiphersteller.“
Allerdings lässt sich Project Treble nicht auf ältere Geräte anwenden. Die neuen Updates werden nur mit Smartphones und Tablets funktionieren, die ab Werk mit Android O oder neueren OS-Versionen ausgeliefert werden.
Der hohe Aufwand, den Gerätehersteller betreiben müssen, um ältere Smartphones auf eine neue Android-Version umzustellen, ist allerdings nur ein Grund dafür, dass Googles Mobilbetriebssystem so stark fragmentiert ist. In vielen Fällen haben Anbieter generell kein Interesse, ältere oder günstigere Geräte auf dem neuesten Stand zu halten, da ein aktuelles Betriebssystem den Anreiz mindern könnte, ein neues Smartphone zu kaufen. Derzeit sind Nutzer, die möglichst zeitnah die aktuellste Android-Version haben wollen, gezwungen, ein Google-Smartphone oder eines der Flaggschiffe eines anderen Anbieters zu kaufen.
Ob Google heute Abend auch die vermutete zweite Generation seiner Pixel-Smartphones vorstellen wird, bleibt abzuwarten. Derzeit wird über zwei verschiedene neue Pixel-Smartphones spekuliert, ein Modell mit 4,97-Zoll-Display mit einer 1080p-Auflösung und ein zweites Gerät mit 5,99-Zoll-Display und 1440p-Auflösung. Letzteres soll ein von LG hergestelltes OLED-Display sein.
Durchgesickerte Fotos sollen zudem belegen, dass Google auf einen 3,5-mm-Klinkenanschluss für Kopfhörer verzichtet. Das Design des Pixel 2 soll an das der ersten Pixel-Generation angelehnt sein. Da einige Teile der FCC-Dokumente als vertraulich eingestuft sind, geben sie keine Auskunft über das Design oder die Ausstattung der Geräte.
Die Unterlagen zur ersten Pixel-Generation hatte Google vor fast genau einem Jahr eingereicht. Das Gerät war ebenfalls von HTC gefertigt worden. Außerdem sollen die neuen Google-Smartphones mit Active Edge die von HTC entwickelte Technologie Active Sense unterstützen. Damit lassen sich Smartphones auch per Druck über den Geräterahmen bedienen. Der druckempfindliche Rahmen des HTC U 11 startet beispielsweise neben dem Google Assistant auf Wunsch auch die Kamera oder andere Apps. Bei einmaligem, langen Drücken auf den Rand öffnet sich beispielsweise die Kamera-App, auf kurzen Druck löst sie aus. Ein Vorteil von Edge Sense ist, dass sich ein Smartphone so auch mit Handschuhen sowie unter widrigen Wetterbedingungen wie Schnee oder Regen bedienen lässt, die für kapazitive Tasten normalerweise ein Problem darstellen.
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