Google hat gestern wie angekündigt die jüngste Version seine Mobilbetriebssystems Android freigegeben. Zum offiziellen Start gab das Unternehmen auch den Beinamen des Nougat-Nachfolgers bekannt: Namenspate der O-Generation ist der gefüllte Schokokeks Oreo des US-Anbieters Nabisco. Android 8.0 Oreo ist damit nach Android 4.4.4 KitKat die zweite Kooperation zwischen Google und einem Süßigkeitenhersteller.
Ab sofort stehen auch die ersten Factory-Images zum Download bereit. Google versorgt damit seine aktuellen Smartphones Pixel und Pixel XL, das Tablet Pixel C sowie die noch unterstützten Nexus-Geräte 5X, 6P und Nexus Player. Nutzer, die Images manuell flashen, sollten zuvor eine Datensicherung durchführen. Over-the-Air-Updates sollen ebenfalls in Kürze nach Abschluss der Tests der Mobilfunkanbieter zur Verfügung stehen.
Darüber hinaus kündigte Dave Burke, Vice President of Engineering bei Google, in einem Blogeintrag an, dass Hardware-Anbieter wie Essential, Huawei, HTC, Kyocera, Motorola, HMD Global, Samsung, Sharp und Sony noch in diesem Jahr die ersten Geräte mit Android Oreo in den Handel bringen oder mit der Verteilung von Updates beginnen werden. Die Hersteller selbst haben sich bisher noch nicht zu ihren konkreten Plänen geäußert. Dass Samsung beispielsweise das Galaxy Note 8, dass es am Mittwoch vorstellen wird, direkt mit Android Oreo ausliefert, gilt als unwahrscheinlich. Unklar ist auch, wann Google die zweite Generation seiner Pixel-Smartphones öffentlich macht – Googles eigene Geräte zählen in der Regel zu den ersten Produkten mit einer neuen Android-Version.
In Android O hat Google die Programmiersprache Kotlin integriert. Sie ist bereits ein Bestandteil von Android Studio 3.0 und vollständig kompatibel zur Android-Runtime und interoperabel mit vorhandenem Programmcode.
Neu ist auch die Sicherheitsfunktion Play Protect. Sie soll Nutzer besser vor möglichen Gefahren im Play Store schützen. Dabei setzt Google auf künstliche Intelligenz und Daten, die es jeden Tag aus mehr als 50 Milliarden gescannten Apps gewinnt. „Play Protect schaut nach Apps, die möglicherweise auf Ihrem Gerät aus der Reihe tanzen, um Sie und andere Android-Nutzer zu schützen“, heißt es dazu in einem Blogeintrag. Play Protect steht aber auch unter Android 7 zur Verfügung.
Darüber hinaus enthält Android O zahlreiche Optimierungen. Google zufolge sollen Smartphones künftig in der Hälfte der Zeit booten, was durch umfangreiche Änderungen in der Android-Runtime erreicht wird.
Eine neue Autofill-Funktion schlägt bei Downloads von Apps auf einem neuen Gerät automatisch die passenden Anmeldedaten vor. Damit will Google die Einrichtung neuer Geräte erleichtern. Eine intelligente Textauswahl soll zudem Copy-and-paste-Vorgänge beschleunigen. Ein Doppelklick auf einen Satz wählt automatisch den gesamten Satz aus. Ein Tipp auf eine Adresse wiederum markiert diese vollständig. Per Machine Learning kann Android O Adressen als solche erkennen und per Google Maps passende Vorschläge anzeigen.
Eine Bild-in-Bild-Funktion (Picture in Picture, PiP) soll Nutzer in die Lage versetzen, beispielsweise ein Video zu betrachten, während sie auf eine Chat-Nachricht antworten oder per App ein Taxi rufen. Entwickler können der im PiP-Modus ausgeführten App Bedienelemente spendieren und auch das Seitenverhältnis der Anzeige festlegen. Außerdem können Apps sich selbst in den PiP-Modus versetzen, nachdem sie beispielsweise minimiert oder pausiert wurden.
Des Weiteren bringt Android O Support für Bildbearbeitungs-Apps mit erweitertem Farbraum. Diese Funktion steht allerdings nur auf Geräten zur Verfügung, deren Display einen erweiterten Farbraum wie AdobeRGB, Pro Photo RGB oder DCI-P3 unterstützt.
Weitere Neuerungen betreffen die WebView-Komponente, Bluetooth und WLAN, die Bedienung von Apps per Tastatur und die professionelle Audiowiedergabe. Android O bringt aber auch Support für neue Java-8-APIs.
Ab 2018 steht Geräteherstellern zudem eine neue Android-Variante für Geräte mit einem Gigabyte Arbeitsspeicher oder weniger zur Verfügung. Android Go bietet Google als Paket an, bestehend aus Betriebssystem, Google Play und Apps. Die Apps sind für eine Nutzung mit geringen Internetbrandbreiten optimiert. Zudem hebt der Play Store diese optimierten Apps hervor – es lassen sich aber jegliche Android-Apps auf Android-Go-Geräten installieren.
Mit Project Treble stellt Google ein Interface für die Geräte-Hersteller bereit, das zwischen dem Android OS Framework und der gerätespezifischen Low-Level-Software der Chipanbieter sitzt. Ermöglicht wird es durch die neue Vendor Test Suite (VST), die konzeptionell der Compatibility Test Suite (CTS) ähnelt. Letztere erlaubt es Entwicklern, Apps zu erstellen, die auf unterschiedlicher Hardware verschiedener Gerätehersteller laufen.
Treble soll also sicherstellen, dass von Google bereitgestellte Android-Updates mit allen Chips in einem Smartphone funktionieren. „Ohne offizielles Hersteller-Interface muss heutzutage viel Android-Code aktualisiert werden, wenn ein Gerät auf eine neue Android-Version umgestellt wird“, teilte Google im Android Developers Blog mit. „Mit einem stabilen Hersteller-Interface, das Zugriff auf die hardwarespezifisichen Teile von Android bietet, können Gerätehersteller ein neues Android-Release an Verbraucher ausliefern, indem sie nur das Android OS Framework aktualisieren, und ohne zusätzlichen Aufwand für die Chiphersteller.“
Allerdings lässt sich Project Treble nicht auf ältere Geräte anwenden. Die neuen Updates werden nur mit Smartphones und Tablets funktionieren, die ab Werk mit Android O oder neueren OS-Versionen ausgeliefert werden.
Der hohe Aufwand, den Gerätehersteller betreiben müssen, um ältere Smartphones auf eine neue Android-Version umzustellen, ist allerdings nur ein Grund dafür, dass Googles Mobilbetriebssystem so stark fragmentiert ist. In vielen Fällen haben Anbieter generell kein Interesse, ältere oder günstigere Geräte auf dem neuesten Stand zu halten, da ein aktuelles Betriebssystem den Anreiz mindern könnte, ein neues Smartphone zu kaufen. Derzeit sind Nutzer, die möglichst zeitnah die aktuellste Android-Version haben wollen, gezwungen, ein Google-Smartphone oder eines der Flaggschiffe eines anderen Anbieters zu kaufen.
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