Das laut Hersteller „meistgenutzte Wahlorganisationssystem in deutschen Verwaltungen“ ist extrem unsicher, wie eine Analyse des Chaos Computer Club (CCC) ergab. Der Hackerverein stellt einen Totalschaden für das Software-Produkt als Ergebnis seiner Sicherheitsanalyse fest. Das seit 30 Jahren eingesetzte Programm PC-Wahl weist demnach eine Vielzahl von Schwachstellen auf, ist für praktikable Angriffsszenarien anfällig und erlaubt die Manipulation von Wahlergebnissen über die Grenzen von Wahlkreisen und Bundesländern hinweg.
Die Ergebnisse der Analyse hat der CCC in einem 24-seitigen Bericht (PDF) veröffentlicht. Ergänzend finden sich dazu auf GitHub technische Einzelheiten sowie Software, die zur Ausnutzung der Schwächen im Wahlprogramm entwickelt wurde.
Um die Analyse der Wahlsoftware gebeten wurden die CCC-Experten von Zeit Online und Die Zeit, nachdem der 29-jährige Informatiker Martin Tschirsich schon mit einer einfachen Internetsuche auf beunruhigende Unstimmigkeiten rund um die Software stieß. Es gelang ihm, das eigentlich nur an Kommunen verkaufte Programm selbst herunterzuladen, gelangte mühelos an Passwörter – und stellte fest, dass er die Abläufe der Software manipulieren konnte.
„Elementare Grundsätze der IT-Sicherheit werden in dieser Software nicht beachtet“, konstatierte der an der Analyse beteiligte CCC-Sprecher Linus Neumann. Die Menge an Angriffsmöglichkeiten und die Schwere der Schwachstellen habe die schlimmsten Befürchtungen übertroffen. „Eine ganze Kette aus eklatanten Schwachstellen vom Update-Server des Herstellers, über die Software selbst bis hin zu den exportierten Wahlergebnissen, ermöglicht uns die Demonstration von gleich drei praktisch relevanten Angriffsszenarien.“
Besonders erschreckend sei, wie einfach PC-Wahl zu manipulieren sei – dafür brauche es nicht etwa erfahrene Hackerteams mit nationalstaatlichem Hintergrund. So erleichtere der mangelhafte Update-Server eine komplette Übernahme. Der CCC geht zudem davon aus, dass die Schwachstellen nicht nur ihm auffielen. Auch neue Sicherungen in einer aktualisierten Version von PC-Wahl ließen sich problemlos umgehen und erwiesen sich „als ungeeignet zur Beseitigung der gemeldeten Schwachstellen“.
Die Stimmzettel werden in Deutschland nach wie vor von Hand ausgezählt und die Ergebnisse schriftlich festgehalten. Danach aber wird es digital – und dabei kommt überwiegend PC-Wahl zum Einsatz. Das in Kommunen, Ländern und auf Bundesebene eingesetzte Programm erfasst und summiert die abgegebenen Stimmen, sorgt für die Auswertung und Präsentation der Wahlen.
Eine Fälschung der Wahlergebnisse mittels PC-Wahl könnte zwar im Nachhinein aufgedeckt werden. Manipulierte Ergebnisse aber hätten das Potential, so sieht es der CCC, „das Vertrauen in den demokratischen Prozess dauerhaft zu erschüttern“. Der Verein fordert deshalb quelloffene Software für die digitale Unterstützung bei demokratischen Wahlen. Die Wahlleiter sollten sich nicht in Abhängigkeit von Herstellern begeben, die noch auf Programmier- und Sicherheitskonzepte aus dem letzten Jahrtausend setzen, sondern Transparenz und Sicherheit durch Neuentwicklungen mittels moderner Technologie sichern.
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