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Google startet Deutschland Cloud und kooperiert mit SAP für Datenschutz

Google hat die Cloud-Region Frankfurt zur Nutzung durch Unternehmen freigegeben. Neben einer räumlichen Nähe und dem Standort in Deutschland ist vor allem die niedrige Latenzzeit für Anwender ein Vorteil. Es ist nach Eemshaven (Belgien) und London die dritte europäische Region von Google. Wie Michael Korbacher, Director Cloud bei Google DACH, gegenüber Journalisten in München erklärte, sollen nun monatlich weitere Rechenzentren oder Regionen hinzukommen.

Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) bekennt sich zur Digitalisierung und unterstreicht, dass die Cloud für den Standort Bayern von besonders großer Bedeutung ist. (Bild: Martin Schindler)

Google will damit als Cloud-Infrastruktur-Provider gegenüber den großen Konkurrenten wie AWS oder Microsoft Azure schnell aufholen. Gemessen an den Marktanteilen liegt Google noch zurück. Doch das US-Unternehmen hat große Pläne.

Verfügbare Dienste in Frankfurt (Bild: Google)

„Die Nachfrage explodiert, Unternehmen jeglicher Größe fragen Cloud-Services nach und nicht mehr nur Start-ups“, so Urs Hölzle, Senior Vice President Technical Infrastructure bei Google. Daher habe Google auch nun die Region Frankfurt geschaffen und damit den weltweiten Ausbau der eigenen Infrastruktur vorangetrieben.

Warum sieht sich aber Google gegenüber anderen Anbietern im Vorteil? „Wir arbeiten seit 20 Jahren an unseren Rechenzentren. Das Thema Suche ist ein großes Rechenproblem. Vor allem als Google gestartet ist und Rechenleistung nicht in dem Maß vorhanden war, wie heute. Daher haben wir stets stark in die Infrastruktur investiert“, so der Google-Mitarbeiter Nummer 8 weiter.

Vom ersten „Lego“-Server 1999 bis zur GCP war es für Urs Hölzle, Senior Vice President Technical Infrastructure bei Google, ein weiter Weg. Nun soll der Ausbau der Google Cloud vehement vorangetrieben werden (Bild: Martin Schindler).

Neben dieser Erfahrung biete Google auch andere Features, zum Beispiel Analytics und künstliche Intelligenz oder maschinelles Lernen. Hölzle erklärt, dass Google mit Verbraucher-Tools wie Translate oder Fotoerkennung umfangreiche Erfahrungen mit KI gesammelt hat. „Unser Ziel ist es jetzt, auch normalen Unternehmen zu ermöglichen, Machine Learning einzusetzen.“

Urs Hölzle und ein emotional bewegeter Michael Korbacher, Director Cloud für Google DACH, starten das Rechenzentrum in Frankfurt. Die neue Region nimmt wenige Sekunden darauf den Betrieb auf (Bild: Martin Schindler).

Natürlich steht bei der Cloud auch immer der Datenschutz an erster Stelle. 90 Prozent der Rechenleistung werde derzeit laut Hölzle noch in den Rechenzentren der Unternehmen vor Ort erbracht. Ziel Googles aber sei, dass spätestens dann, wenn die Cloud mehr als die Hälfte der Workloads abbilde, die Cloud die beste Form des Datenschutzes bieten muss. Hier arbeite Google auch in Hinblick auf die bevorstehende Datenschutzgrundverordnung (DSGVO/GDPR) daran, seine Services zu optimieren.

Googles Technologie-Partnerschaft mit SAP

In einer Technologie-Partnerschaft mit SAP entwickelt Google derzeit ein Data-Custodian-Programm. Das richtet sich vor allem die Bedürfnisse von international agierenden Unternehmen in den Bereichen Sicherheit und Datenschutz. Diese Data Acess Custodidity ist ein Produkt der SAP, das aber in sehr enger Abstimmung mit Google derzeit umgesetzt wird.

Das SAP-Produkt registriert jeden Zugriff auf die Daten. Damit können in Echtzeit Zugriffe erlaubt oder verweigert werden, die Verwaltung der Daten bleibe stets in der Hand von SAP oder des Kunden. „Das beinhaltet aber auch höherliegende Schichten“, so Hölzle. Damit ist eine rollenbasierte Verwaltung von Daten gemeint. Man könne damit zum Beispiel festlegen, dass auf bestimmte Daten nur im Schengen-Raum zugegriffen werden darf oder nur bestimmte Mitarbeiter Informationen zu sehen bekommen. Außerdem werde so jeder Zugriff revisionssicher dokumentiert.

Von München bis Frankfurt braucht ein Signal 14 bis 15 Millisekunden. Nach London ist ein Ping fast doppelt so lange unterwegs. Die niedrigen Latenzzeiten sind für Gaming-Anbieter aber auch für IoT-Szenarien interessant. Darüber hinaus bieten sich damit weitere Möglichkeiten für Unternehmen (Bild: Martin Schindler).

Hölzle erklärte, dass dieses Produkt im nächsten Jahr verfügbar werde. Von SAP heißt es dazu, dass bislang noch kein Erscheinungsdatum kommuniziert werde. Interessant ist Partnerschaft allemal. Wie Christoph Böhm, SVP, Global Cloud Delivery, SAP SE, im Gespräch mit silicon.de erklärt, sei diese Kooperation jedoch exklusiv zwischen Google und SAP.

„Google ist Marktführer im Verbraucherbereich und SAP bringt Expertise für die Bedürfnisse von Großkunden ein“, so Böhm. Weil Google und SAP bislang in keiner einzigen Ausschreibung gegen einander geboten hätten, sei das eine perfekte Grundlage für diese Partnerschaft. Überlappungen in den Angeboten würden die Entwicklung erheblich verkomplizieren.

Allerdings dürfte die Deutschland Cloud für den Suchmaschinenbetreiber weit mehr sein als lediglich ein weiteres Rechenzentrum. Auch die Kooperation mit SAP zeigt, dass sich Google ganz klar als Anbieter für Unternehmen platzieren will, nachdem mit der G-Suite bereits erste Erfahrungen in diesem Markt gemacht wurden. Neben einem einen eigenen Service-Team werde Google auch vermehrt auf Partner setzen, erklärt Korbacher etwa.

Die Region Frankfurt ist ab sofort verfügbar. Frankfurt biete sich als Standort vor allem wegen der Nähe zum Internetknoten De-CIX an. Das Rechenzentrum wird zusammen mit einem Partner betrieben, wurde aber nach Spezifikationen und mit den eigenen Rechnern von Google errichtet. Unternehmen wie Kärcher, Rewe Digital oder das Münchner Software-Haus Meisterlabs haben die neue Region laut eigenen Angaben im Vorfeld erfolgreich getestet.

Laut Hölzle operiere Google bereits seit 10 Jahren klimaneutral und setze nicht nur auf die Stromversorgung aus regenerativen Energien, sondern lege auch besonderes Augenmerk darauf, die Datenverarbeitung und Klimatisierung in den eigenen Rechenzentren so effektiv wie möglich zu gestalten. Dabei setze Google auch auf Technologien wie Machine Learning. So könne Google die eigenen Rechenzentren um den Faktor acht effektiver betreiben als der Durchschnitt.

Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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