Dell Technologies hat seine Strategie für den Bereich Internet-of-Things (IoT) überarbeitet. Ergebnis ist die Gründung eines neuen, speziell dafür ausgelegten Geschäftsbereichs. Er wird durch ein dafür zugeschnittenes Partnerprogramm und passende Finanzierungsoptionen unterstützt. Außerdem erweitert Dell das Portfolio an IoT-Produkten und richtet mehrere IoT Labs ein.
Die aktuelle Ankündigung resultiert aus der Zusammenführung der IoT-Bemühungen von Dell und EMC im Zuge der Fusion der beiden Unternehmen. Nachdem für eine Übergangsphase zunächst die von EMC bereits zuvor verfolgte IoT-Strategie fortgeführt wurde, deren Schwerpunkt auf dem Bereich Smart City lag, wurde bereits in den vergangenen Monaten an deren Weiterentwicklung gearbeitet. Dazu gehörte etwa die Vorstellung einer Reihe von Edge IoT Gateways.
Im Zuge einer Kooperation mit Atos wollen die beiden Unternehmen im Bereich Services für IoT Anwendern komplexe Lösungen für den Betrieb und die Auswertung von Gerätedaten liefern. Eine schon 2016 mit der Software AG geschlossene Partnerschaft geht in dieselbe Richtung.
Im Zuge seiner neu formulierten IoT-Strategie stellt Dell Technologies ein „Distributed-Core“-IT-Modell in den Mittelpunkt. Damit versucht der Konzern den zunehmenden Bedarf nach einer verteilten Echtzeitverarbeitung von Informationen zu beschreiben. Ähnliche Gedankengänge hat man übrigens auch bei Cisco oder PTC: Auch diese Unternehmen messen der Datenverarbeitung am Rand des Netzwerk – dem „Edge“ hohe Bedeutung zu.
Cisco hat dazu etwa zum Beispiel vor zwei Jahren das deutsche Start-up ParStream übernommen http://www.silicon.de/41618220/streaming-analytics-startup-parstream-geht-an-cisco/. In seiner Strategie spricht Cisco über die endgerätenahe Hardwareseite von IoT als „Fog Computing“ und bietet dafür ein breites Portfolio an, dessen Stärken naturgemäß vor allem bei Netzwerkgeräten liegen. PTC hat seine IoT-Plattform im vergangenen Jahr um Echtzeit-Funktionen für Edge Computing ergänzt. Damit sollen nun hybride Modelle für die Datenverarbeitung innerhalb und „am Rande“ der Cloud möglich sein.
Dell geht die Aufgabe etwas anders an. In einer Pressemitteilung erklärt Michael Dell, Chairman und Chief Executive Officer: „Dell Technologies ist Vorreiter mit einer neuen verteilten IT-Architektur, die IoT und künstliche Intelligenz in einem einzigen, miteinander verflochtenen Ökosystem (from edge to core to cloud) vereint, das unsere globale Gesellschaft tiefgreifend verändern wird.“
Damit soll dem seiner Sicht nach wachsendem Interesse der Kunden nach einem Ansprechpartner Rechnung getragen werden, der sie bei der Implementierung kompletter IoT-Lösungen unterstützt. Der „pragmatische IoT-Ansatz“, wie ihn Dell selbst bezeichnet – basiere auf den eigenen Technologien sowie ausgewählten Partnerschaften.
Gebündelt werden die Aktivitäten nun in dem neuen IoT-Geschäftsbereich. Er steht unter der Leitung von Ray O’Farrell, zudem noch CTO von VMware, und befasst sich mit der Entwicklung von IoT-Produkten und -Services für die gesamte Unternehmensfamilie von Dell Technologies. Der Geschäftsbereich wird intern entwickelte Technologien mit Angeboten aus dem Ökosystem von Dell kombinieren. So sollen dann Komplettlösungen für Unternehmen bereitgestellt werden.
Zu den intern entwickelten Technologien gehört zum Beispiel auch das VMware Pulse IoT Center. Das wurde im Mai angekündigt und soll im Laufe dieses Jahres verfügbar werden. Eine kürzlich angekündigte Partnerschaft mit SAP http://www.silicon.de/41660621/sap-und-vmware-besiegeln-iot-partnerschaft/ soll zusammenmit dem Angebot SAP Leonardo zu einer “Enterprise IoT-Ready”-Architektur führen.
Als Infrastrukturebene ist dabei VMware Pulse IoT vorgesehen, als Anwendungsebene SAPs IoT-Angebot SAP Leonardo. Erstere umfasst neben der IoT-Infrastruktur die Fähigkeit, diese zu verwalten und zu sichern. Die Anwendungsebene dagegen ist dafür zuständig die anfallenden Daten zu analysieren, soll helfen, geschäftliche Entscheidungen zu treffen und an der Steuerung von Prozessen mitwirken.
Für weitere, eigene Entwicklungen will Dell Technologies in den kommenden drei Jahren eine Milliarde Dollar investieren. Damit will der Konzern neue IoT-Produkte und IoT-Lösungen entwickeln, IoT Labs einrichten sowie ein Partnerprogramm und das flankierende Ökosystem ausbauen. Partner- und Ökosystem sind dabei eng verzahnt. Das IoT-Solutions-Partner-Programm von Dell Technologies zählt derzeit schon über 90 Teilenehmer. Dazu gehören neben SAP auch Intel und Microsoft, aber auch Start-ups FogHorn (für Analctics) und Zingbox (für Security). An beiden ist Dell über seine im Mai vorgestellte Wagniskapitalsparte beteiligt.
Außerdem setzt Dell darauf, dass die zahlreichen Unternehmen der Dell-Firmenfamilie, von jedes für sich diverse Technologien und Produkte anbietet, die sich zusammen mit diversen Partnern zu wieder anders gearteten IoT-Lösungen zusammenbauen lassen, auch als „Zulieferer“ für das eigene Komplettangebot herangezogen werden können.
So sollen etwa die Edge-Gateways von Dell über das VMware IoT Control Center gesichert und verwaltet werden. Die Dell EMC PowerEdge Server der C-Serie eigenen sich durch Verbesserungen in Bezug auf maschinelles Lernen nun besonders für IoT-Szenarien, mit Dell EMC Isilon und Elastic Cloud Storage stehen Datei- und Objektspeicher für große und Möglichkeiten zu deren Analyse bereit.
Pivotal Cloud Foundry sowie Pivotal Container Service können als Plattform für die Entwicklung neuer Cloud-basierter Analyseanwendungen herangezogen werden und Virtustream bietet einen Managed Service, mit dem die Bereitstellung und der Betrieb von Workloads in der Virtustream Enterprise Cloud vereinfacht werden. Für externe Cloud-Objektspeicher ist der Dienst Virtustream Storage Cloud verfügbar. Dell Boomi hilft wiederum, Cloud-basierte Analysen und Deep Learning zu verbessern.
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Mittelfristig werden voraussichtlich vor allem zwei aktuell in Entwicklung befindliche Produkte relevant werden. Mit dem Projekt Nautilus arbeitet Dell EMC an einer Software, die Erfassung und Abfrage von Datenströmen aus IoT-Gateways in Echtzeit ermöglicht. Die Daten können anschließend in Datei- oder Objektspeichern archiviert werden, wo weiterführende Analysen möglich sind.
Das Anfang der Woche vorgestellte Projekt Fire von VMware soll zu einer hyperkonvergenten IoT-Plattform führen. Die genaue Ausgestaltung ist noch nicht bekannt, Ziel ist es jedoch offenbar, Geräte anzubieten, die tief mit den VMware-Pulse-Produkten integriert sind, über die sie verwaltet werden, und die lokale Rechenleistung und lokalen Storage zur Verfügung stellen, so dass IoT-Applikationen wie Echtzeit-Analysen vor Ort vorgenommen werden können. Insgesamt verspricht VMware mit Fire „eine konsistenten Infrastruktursoftware vom Edge-to-Core-to-Cloud“ und eine schnelle Bereitstellung von IoT-Anwendungen.
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