Der frühere Facebook-Manager Chamath Palihapitiya empfindet heute „gewaltige Schuld“, weil er das Unternehmen mit aufgebaut hat. „Ich glaube, wir haben Werkzeuge geschaffen, die die Strukturen auseinanderreißen, auf denen die Gesellschaft basiert“, sagte er vor Studenten der Stanford Graduate School of Business.
Der ab 2007 für Facebook tätige Manager war als Vice President für das Nutzerwachstum verantwortlich. Er sprach jetzt von „kurzfristigen, von Dopamin getriebenen Feedback-Schleifen“ und bezog sich damit auf Online-Interaktionen, die sich in „Herzen, Likes, Daumen-hoch-Symbolen“ und dergleichen ausdrücken. „Kein gesellschaftlicher Austausch, kein Zusammenwirken; stattdessen Falschinformation und Mißtrauen. Und es ist kein amerikanisches Problem – es geht nicht um russische Inserate. Das ist ein weltweites Problem.“
Die entschiedene Kritik bezog sich nicht nur auf Facebook, sondern auf Social Media insgesamt. Als Beispiel führte Palihapitiya an, wie in Indien über WhatsApp die Furcht vor Kidnappings geschürt wurde – und es in der Folge zum Lynchmord von sieben unschuldigen Menschen kam. „Das ist es, womit wir zu tun haben“, sagte er. „Und es ist vorstellbar, wie das extrem ausgenutzt wird, wie bösartige Akteure Menschen in großer Zahl manipulieren können, zu tun, was immer sie wollen.“
Palihapitiya ist heute CEO seiner eigenen Risikokapitalfirma Social Capital, die sich auf die Finanzierung von Start-ups in Bereichen wie Gesundheit und Erziehung konzentriert. Er selbst hat sich von Facebook weitgehend verabschiedet und in den letzten Jahren nur wenige Male auf der Plattform gepostet. Seine eigenen Kinder dürfen „diesen Scheiß nicht benutzen“. Er rät jedem zu einer konsequenten Vermeidung von Social Media.
„Chamath arbeitet seit über sechs Jahren nicht mehr bei Facebook“, heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens. „Facebook war damals ein ganz anderes Unternehmen, und während wir gewachsen sind, haben wir verstanden, dass auch unsere Verantwortlichkeiten zugenommen haben.“ Wie CEO Mark Zuckerberg in der jüngsten Investorenkonferenz gesagt habe, sei das Unternehmen gewillt, reduzierte Gewinne zugunsten der richtigen Investitionen in Kauf zu nehmen.
Mit Antonio Garcia-Martinez warf bereits im Mai dieses Jahres ein früherer Facebook-Produktmanager dem Social Network vor, seinen manipulativen Einfluss auf die Menschen herunterzuspielen. In einem Interview nannte er Facebook legales Crack. Die Entwicklung von Social Media und Online-Marketing führte er in seinem Buch Chaos Monkeys aus.
Kritisch und selbstkritisch meldete sich im letzten Monat auch Sean Parker zu Wort, der Facebook als dessen erster Präsident mit prägte. Er beschrieb als Folge eines auf zwei Milliarden Menschen gewachsenen Netzwerks, dass es die Beziehung miteinander und mit der Gesellschaft verändert. „Nur Gott weiß, was es mit den Gehirnen unserer Kinder macht“, sagte er. Facebook habe zuerst etwas entwickelt, was so viel Zeit und bewusste Aufmerksamkeit des Anwender wie nur möglich beansprucht.
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„Und das bedeutet, dass wir Ihnen immer wieder so etwas wie einen kleinen Dopamin-Stoß geben müssen, weil Ihnen jemand ein Like schenkte, ein Foto oder ein Posting kommentierte oder was immer. Und das wird Sie dazu bringen, mehr Inhalte zu liefern. Und das wird Ihnen – mehr Likes und Kommentare einbringen. Es ist eine Feedback-Schleife der sozialen Bestätigung … genau wie etwas, worauf ein Hacker wie ich kommen musste, weil es eine psychologische Anfälligkeit des Menschen ausnutzt.“ Den Entwicklern wie ihm selbst, Mark Zuckerberg und Kevin Systrom von Instagram sei das bewusst gewesen. „Und wir haben es trotzdem getan.“
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