Bis Ende des Jahres sollen Vorschläge auf dem Tisch liegen, wie innerhalb Europas eine Infrastruktur aus Höchstleistungsrechnern entstehen soll. Bereits heute gibt es ein weites Netz aus leistungsfähigen Rechnern. Allerdings sind diese im Vergleich zu Supercomputern in den USA und China deutlich weniger leistungsfähig.
Die Oranganisation EuroHPC Joint Untertaking soll diese geplante Infrastruktur bereitstellen. Die gleiche Initiative soll zudem auch Forschung und Entwicklung für neue Technologien, Rechner und Anwendungen vorantreiben. Die EU will laut einer Mitteilung etwa 486 Millionen Euro beisteuern und aus den Mitgliedsstaaten soll noch einmal die gleiche Summe kommen. Bis 2020 soll so rund eine Milliarde Euro aufgebracht werden. Zudem können auch private Geldgeber aus Forschung und Industrie die Initiative unterstützen, wie es weiter heißt.
Als Rechenleistung schwebt der Kommission ein Exascale-Rechner vor, der 10 hoch 18 Operationen pro Sekunde durchführen kann. Damit könnten riesige Datenmengen verarbeitet werden. Auch soll damit verhindert werden, dass Wissen und Wissenschaftler mit ihren Projekten aus der EU abwandern.
„Es ist ein hartes Rennen und heute hinkt die EU hinterher“, kommentiert Andrus Ansip, Vizepräsident für den Digitalmarkt der EU-Kommission. „Wir haben heute keinen Supercomputer unter den Top-Ten der Weltrangliste.“ Aus diesem Grund müssen immer wieder Wissenschaftler außerhalb der EU Projekte umsetzen, weil in Europa schlicht die Kapazitäten fehlen, oder weil es lange Wartelisten gibt.
„Mit der EuroHPC-Initiative wollen wir europäischen Forschern und Unternehmen bis 2020 führende Supercomputer-Leistungen anbieten.“ Auf dieser Infrastruktur sollen dann künstliche Intelligenz oder auch ganz alltägliche Anwendungen wie Gesundheit, Sicherheit oder Entwicklung möglich sein. Die Initiative soll 2019 starten und bis 2026 laufen. Im Jahr 2023 soll Europa dank dieser Initiative einen Rechner unter den Top-Drei der Welt stellen.
Derzeit steht der schnellste Superrechner in China. Sunway liefert 93 Petaflops am Forschungszentrum Wuxi. Ebenfalls in China steht Tihane-2, der 31 petaflops liefert. Europas schnellster Rechner ist kein EU-Mitglied. Piz Daint, ein Cray-XC50-System, ist am am Supercomputing-Center in Lugano in der Schweiz beheimatet und hält mit 19,59 Petaflops vor Gyoukou in Japan mit 19,15 Petaflops den dritten Rang. Schnellster europäischer Rechner ist Marconi Intel Xeon Phi des Wissenschaftsnetzwerkes CINECA mit 7,47 Petaflops. Deutschlands schnellster Rechner steht derzeit in Stuttgart. Hazel Hen, ein Cray XC40-System auf Basis von Xeon E5-2680 bringt es am HLRS-Rechenzentrum auf 5,6 Petaflop und ist damit Rang 19 der Weltrangliste.
China investiert besonders aggressiv in HPC-Infrastrukturen. Innerhalb kürzester Zeit hat China die USA als Supercomputer-Weltmacht abgehängt und belegte im November 2017, der aktuellsten Ausgabe der Liste der Top500 rund 35 Prozent der Gesamtrechenleistung. Die USA halten den zweiten Platz mit knapp 30 Prozent. So stehen derzeit 202 der schnellsten Rechner in China und nur 143 in den USA. Damit haben die USA in den 25 Jahren seit es die Liste gibt zum ersten Mal nicht den ersten Rang inne. Auf Rang drei ist derzeit Japan mit 35 Superrechnern vertreten. Deutschland stellt derzeit 20, Frankreich 18 und das Vereinigte Königreich 15 Superrechner.
In vielen Bereichen spielen Superrechner heute bereits eine wichtige Rolle, wie Mariya Gabriel, Kommissarin für die digitale Wirtschaft ergänzt. „Sie helfen uns, eine personalisierte Medizin zu entwickeln, Energie zu sparen und gegen den Klimawandel zu kämpfen.“ Durch die Supercomputing-Initative erwartet die Kommissarin auch neue Impulse für den Arbeitsmarkt, die industrielle Entwicklung und die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft im Allgemeinen.
Parallel zu den Supercomputer-Plänen will Ansip auch neue Initiativen in Bereichen wie Cybersicherheit und Datenwirtschaft. Der Bereich IoT soll demnach besser vor unerwünschtem Zugriff geschützt werden. Schon 2020 sollen mehr als 50 Milliarden Geräte mit dem Internet verbunden sein. Neben Konsumentenarikeln wie Kühlschränken oder Waschmaschinen werden auch immer mehr Unternehmen Geräte mit dem Netz verbinden. Daher müssten hier Standards für die Sicherheit etabliert werden. Um neue Geschäftsfelder eröffnen zu können soll die Nutzung von nicht personenbezogenen Daten erleichtert werden.
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