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iPhone-Drosselung: Apple hat nicht genügend Austausch-Akkus

Das Apple-Angebot, für 29 Euro den Akku des iPhones tauschen zu lassen, erfreut sich offenbar großer Beliebtheit. Scheinbar gibt es so viele Interessenten, dass Apple in einem internen Dokument, das an die Apple Stores und autorisierte Händler verteilt wurde, mitteilt, dass iPhone-6-Plus-Kunden sich bis Ende März oder Anfang April für den Akkutausch gedulden müssen. Das berichtet die auf Apple-Berichterstattung spezialisierte Webseite MacRumors, der das interne Dokument vorliegt.

Für den Batteriewechsel von iPhone 6 und iPhone 6S Plus müssen Anwender dem Dokument zufolge nur eine Wartezeit von ein bis zwei Wochen in Kauf nehmen. Für andere Varianten wie iPhone 6S, iPhone 7, iPhone 7, iPhone 7 Plus und iPhone SE seien in den meisten Ländern genügend Ersatzakkus vorhanden, sodass es zu keinen größeren Verzögerungen kommen sollte. Auf der deutschen Apple-Webseite ist hingegen die Rede von iPhone 6, iPhone 6 Plus und iPhone 6S Plus, für die Ersatzbatterien nur eingeschränkt verfügbar sind.

Normalerweise kostet bei Apple der Tausch eines Akkus 89 Euro. Das vergünstigte Angebot von 29 Euro hat der iPhone-Hersteller ins Leben gerufen, nachdem bekannt wurde, dass Apple die Leistung des Prozessors in iPhones begrenzt, wenn er nicht mehr seine volle Kapazität bietet. Zu dieser Maßnahme entschloss sich der Konzern, um das plötzliche Herunterfahren älterer iPhones mit stark beanspruchten Akkus zu verhindern. Apple versichert, dass dies nicht geschehen sei, um Anwender zum Kauf neuer Geräte zu bewegen.

Der vergünstigte Austausch in Höhe von 29 Euro gilt für alle iPhone 6 oder neuere Modelle bis zum 31.12.2018. Er ist aber nur einmal möglich, unabhängig davon, ob der Akku Verschleißerscheinungen aufweist oder nicht. Wer den Akku ein zweites Mal tauschen möchte, muss dafür den regulären Servicepreis in Höhe von 89 Euro bezahlen, es sei denn, der Akku besteht einen internen Test nicht. Dann sind nur 29 Euro fällig.

Französische Justiz ermittelt gegen Apple

Durch das heimliche Heruntertakten des iPhone-Prozessors hat Apple viel Ansehen verloren. Kunden haben bereits mehrere Klagen gegen das Unternehmen eingereicht. Auch staatliche Stellen interessieren sich inzwischen für den Fall. Ein Pariser Staatsanwalt hat vorläufige Ermittlungen gegen Apple eingeleitet. Es geht dabei um den Vorwurf der Verbrauchertäuschung und der geplanten Obsoleszenz von Apples Produkten, nachdem die absichtliche Drosselung von iPhones bewiesen und von Apple eingeräumt wurde.

Geführt wird die Untersuchung von der DGCCRF, einer im Wirtschaftsministerium angesiedelten Behörde für Wettbewerb, Verbraucherschutz und Betrugsbekämpfung. Die Ermittlungen gehen auf eine Klage des Verbandes Halte à l’obsolescence (HOP) zurück, der sich dem Kampf gegen geplante Obsoleszenz verschrieben hat. Sie warf Apple vor, die heimliche Drosselung von Geräten mit allmählich schwächeren Batterien absichtlich per Firmware-Update vorgenommen zu haben mit dem Ziel, mehr neue Geräte zu verkaufen.

Für den iPhone-Hersteller steht in jedem Fall viel auf dem Spiel, denn geplante Obsoleszenz ist seit 2015 ein Straftatbestand in Frankreich. Wer die Lebensdauer von Produkten absichtlich verkürzt, kann mit einer bis zu zweijährigen Haftstrafe und 300.000 Euro Geldstrafe rechnen. Die Geldstrafe könnte aber auch bis zu 5 Prozent des Jahresumsatzes eines überführten Unternehmens ausmachen. Bei Apples Umsatz von 229 Milliarden Dollar im Fiskaljahr 2017 könnte das theoretisch bis zu 11,45 Milliarden Dollar entsprechen.

Auch in Apples Heimatland droht Ungemach. Senator John Thune, Vorsitzender des Ausschusses für Handel, Wissenschaft und Verkehr, hat in einem Brief an Apple-CEO Tim Cook die Entscheidung des Unternehmens hinterfragt, die Leistung älterer iPhones unter bestimmten Umständen zu drosseln. Unter anderem will er wissen, welche Schritte Apple unternommen hat, um Kunden über die Änderung zu informieren, und ob Kunden die Möglichkeit hatten, das leistungsreduzierende Update abzulehnen. „Selbst wenn Apples Maßnahmen tatsächlich nur dazu dienten, unerwartete Abschaltungen bei älteren Handys zu vermeiden, deutet die große Menge an Verbraucherkritiken, die gegen das Unternehmen vorgebracht wurde, darauf hin, dass es eine bessere Transparenz in Bezug auf diese Praktiken hätte geben sollen“, schrieb Thune.

Den Verdacht, dass Apple ältere Geräte künstlich drosselt, gab es schon länger. Aber erst nach der Veröffentlichung statistisch relevanter Messwerte durch den Geekbench-Entwickler John Pool – teilweise wurden die Smartphones wohl auf die Hälfte ihres CPU-Tempos gedrosselt – bestätigte Apple sein Vorgehen. Es handle sich um ein Feature, das der generellen Leistungsfähigkeit und auch der Verlängerung der Gerätelebensdauer diene.

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Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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