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Barcelona: Stadtverwaltung setzt auf Open Source

Barcelona will weg von der Windows-Plattform. Die Hauptstadt Kataloniens und zweitgrößte spanische Stadt plant die Umstellung seiner Computersysteme auf Linux und Open-Source-Anwendungen.

Die Migration soll in zwei Phasen erfolgen. In der ersten ist vorgesehen, die Anwendungen der Nutzer mit Open-Source-Alternativen zu ersetzen, bis das darunterliegende Betriebssystem Windows praktisch als letzte proprietäre Software verbleibt. In dieser ersten Phase soll etwa der Microsoft Exchange Server mit Open-Xchange des gleichnamigen deutschen Anbietes ersetzt werden. Firefox und LibreOffice werden Internet Explorer sowie Microsoft Office ersetzen.

Im letzten Schritt soll dann das Betriebssystem durch eine Linux-Distribution ersetzt werden. Das läuft vermutlich auf Ubuntu hinaus, da in einem Pilotprogramm der Stadtverwaltung bereits tausend Desktop-PCs mit Ubuntu Linux laufen.

Für die Migration will die Stadt örtliche KMU mit IT-Projekten beauftragen und 65 zusätzliche Informatiker für die Arbeit an Software einstellen. Für das kommende Jahr beschloss der Stadtrat, 70 Prozent des Software-Budgets in Open-Source-Programme zu investieren. Die gesamte Umstellung soll abgeschlossen sein, bis im Frühjahr 2019 die Amtszeit der gegenwärtigen Stadtregierung abläuft.

„Die Mittel, die von den Bürgern kommen, sollen in wiederverwendbare Systeme investiert werden und ein lokales Ökosystem fördern“, sagte gegenüber der spanischen Tageszeitung El País Francesca Bria, die Beauftragte für digitale Innovation im Rathaus. Barcelona hat sich als erste Gemeinde der europäischen Kampagne Public Money, Public Code angeschlossen. Diese Initiative der Free Software Foundation Europe (FSFE) befürwortet, dass aus öffentlichen Mitteln finanzierte Software stets freie Software sein sollte.

Ziel des Stadtrats ist es laut Bria, hohe Ausgaben für Dienstleistungen zu vermeiden, die mit erheblichen Lizenzkosten verbunden sind – sowie der Abhängigkeit von Lieferanten infolge von teilweise jahrzehntelang geschlossenen Verträgen zu entkommen. Die Beauftragte wies außerdem auf die Wiederverwendung von Barcelonas Programmen in anderen katalanischen Gemeinden und sogar in fernen Regionen hin. Als Beispiel nannte sie die IoT-Plattform Sentillo, die der Überwachung von Sensoren im Stadtgebiet dient. Sie wird inzwischen auch in der spanischen Stadt Terrassa – sowie in Dubai und in Japan eingesetzt.

Zu den Computerprojekten Barcelonas gehört ein „digitaler Markt“, der kleinen Unternehmen den Zugang zu öffentlichen Aufträgen erleichtern soll. Für mehr Privatsphäre arbeitet die Stadt zusammen mit Amsterdam daran, für jeden Bürger eine „private Mappe“ zu erstellen. Aus ihr sollen die Bürger alle Daten ersehen können, die bei der Stadtverwaltung über sie gespeichert sind.

München beendet LiMux-Projekt

Während Barcelona auf Open Source setzt, geht es in der bayrischen Hauptstadt in die umgekehrte Richtung. 2003 hatte München als erste deutsche Großstadt eine Umstellung von Windows auf Linux vorgenommen. 2014 aber prüfte die Stadt wieder eine Rückkehr zu Microsoft – mit der Begründung, dass die Nutzer mit der Bedienung unzufrieden seien. Im November 2017 entschied sich ein Ausschuss des Münchner Stadtrats für den Wechsel von Linux auf Windows 10. Begünstigt wurde die Rückabwicklung des Vorzeigeprojekts LiMux wahrscheinlich durch den Umzug von Microsoft aus dem Umland in die Stadt München im September 2016 – in Schwabing errichtete der Softwarekonzern seine neue Deutschland-Zentrale.

Wie sich herausstellen sollte, bezahlt München für seine Kehrtwende einen hohen Preis. Die Stadt selbst schätzt, dass die Rückkehr von Linux auf Windows fast 50 Millionen Euro kosten wird. Darin enthalten sind Ausgaben für Windows- und Office-Lizenzen.

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ZDNet.de Redaktion

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