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Performance: Aktuelle Browser im Leistungscheck

[HINWEIS 24.1.2018: Benchmarkergebnisse von Firefox 58 hinzugefügt, 26.1.2018 Benchmarkergebnisse für Chrome 64 hinzugefügt.]

Als 2008 Google Chrome erschien, konnte man nicht erahnen, welche dramatischen Veränderungen das bei der Nutzung von Desktop-Browsern bewirken sollte. Vor gut 10 Jahren nutzten ZDNet-Leser zu 51 Prozent den Internet Explorer, während 42 Prozent Firefox bevorzugten. Opera kam auf einen Marktanteil von gut 4 Prozent und Safari erzielte knapp 2 Prozent.

10 Jahre später hat sich das Bild komplett gewandelt. Firefox ist unter den ZDNet-Lesern zwar noch immer der beliebteste Browser, musste aber Federn lassen und kann sich mit einem Anteil von etwa 33 Prozent nur noch knapp vor Chrome platzieren, der auf 30 Prozent kommt. Auch der Internet Explorer musste in den letzten zehn Jahren Einbußen hinnehmen und kommt aktuell nur noch auf 13 Prozent. Zählt man die knapp 10 Prozent Edge-Nutzer hinzu, erzielen die Microsoft-Browser einen Anteil von 23 Prozent.

Doch nicht nur Chrome konnte in den letzten zehn Jahren zulegen. Aufgrund der größeren Verbreitung von Macs schafft nun auch Safari mit einem Ergebnis von knapp 11 Prozent ein zweistelliges Ergebnis. Opera nutzen nur noch knapp 3 Prozent, wobei erwähnt werden muss, dass der Browser aus Norwegen inzwischen auch auf die Chrome-Engine setzt.

Die Popularität von Chrome gründet sich im Wesentlichen auf eine im Vergleich zur Konkurrenz deutlich besseren Performance bei gleichzeitig niedriger Ressourcenauslastung. Auch heute dürfte für viele Anwender die Geschwindigkeit eines Browser beim Seitenaufbau noch immer ein wichtiges Auswahlkriterium sein, wenn nicht sogar das entscheidende.

Laut Microsoft ist der hauseigene Browser Edge schneller als Chrome und Firefox (Screenshot: ZDNet.de).

Das haben auch Microsoft und Mozilla – die einstigen Marktführer – erkannt. Mozilla hat kürzlich Firefox 57 unter Hinweis auf die stark gestiegen Performance vorgestellt. Und auch Microsoft sieht die Vorteile des in Windows 10 integrierten Browsers Edge vor allem bei der Geschwindigkeit und behauptet sogar, dass dieser schneller als Chrome und Firefox sei. Doch stimmt das wirklich? Haben Firefox und Edge inzwischen zu Google Chrome aufgeschlossen oder gar überholt?

Browser im Benchmarktest

ZDNet.de hat die aktuellen Browser Chrome 63, Edge 16 und Firefox 57.0.4 unter Windows 10 1709 (Build: 1699.192) mit den Benchmarktools ARES 6, Basemark 3.0, MotionMark, Jetstream und Speedometer 2.0 einem Leistungscheck unterzogen. Ältere Tools wie Kraken, Octane und Sunspider wurden zur Leistungsbeurteilung nicht mehr herangezogen, da diese veraltet sind und auch von den jeweiligen Herstellern nicht mehr weiterentwickelt werden. Die verwendeten Benchmarks testen verschiedene Routinen, die für die Entwicklung moderner Webseiten wie Facebook, Instagram oder Twitter relevant sind. Dabei spielen moderne JavaScript-Befehle genauso eine Rolle wie die Darstellung graphischer Animationen. Auch werden Anwendereingaben simuliert.

Aus den Einzelergebnissen hat ZDNet ein Gesamtergebnis generiert. Der jeweils schnellste Browser wurde im Einzeltest mit 100 Prozent bewertet. Die dahinter platzierten Kandidaten erhalten eine ihrem Abstand zum Führenden entsprechende Bewertung, wobei die Einzelergebnisse der fünf Benchmarktests für das Gesamtergebnis gleich gewichtet wurden.

Browser-Performance: ARES-6

ARES-6 misst die Ausführungszeit der neuesten Features von JavaScript, darunter Symbols, For-of-Anweisungen, Pfeilfunktionen, Map/Set/WeakMap, let/const, Klassen, Proxies, String-Interpolation, Destrukturierung, Standardargumente, Spread, Tail Calls und Generatoren. ARES-6 besteht aus vier Subtests: Air, Basic, Babylon und ML. Für jeden Benchmark ermittelt der Benchmark die Laufzeit der ersten Iteration, den Durchschnitt der vier schlechtesten Durchläufe und den Durchschnitt aller außer der ersten Iteration. ARES-6 ermittelt außerdem ein Gesamtergebnis in ms, das das geometrische Mittel aller zwölf Testergebnisse darstellt.

Als klarer Sieger bei diesem Test geht Chrome hervor. Während der Google-Browser im Schnitt nach 23,37 ms die gestellten Aufgaben bewältigt, benötigen Firefox und Edge mit 65,26 und 71,1 ms deutlich mehr Zeit für die ARES-6-Tests.

Browser-Performance: Basemark 3.0

Basemark Web 3.0 verspricht die Leistung der Browser in der Praxis zu ermitteln. Dafür verwendete das Tool Low-Level-JavaScript-Berechnungen (ECMAScript) sowie grafisch intensive Inhalte wie WebGL 2.0, das hauptsächlich die GPU des Geräts verwendet. Zusätzlich kommen Tests, die mit populären JavaScript-Frameworks wie jQuery, Angular, Backbone und Document Object Model (DOM) erstellt wurden und populären CSS-Features zum Einsatz.

Auch beim Basemark 3.0 geht Chrome 64 mit einer Punktzahl von 584,23 als klarer Sieger vom Platz. Er kann das Ergebnis gegenüber dem Vorgänger noch einmal steigern. Firefox und Edge belegen mit 357,48 und 342,22 weit abgeschlagen die weiteren Plätze.

Browser-Performance: MotionMark

MotionMark ist ein Web-Benchmark, der sich auf die Grafikleistung konzentriert. Er zeichnet mehrere Rendering-Elemente, von denen jedes den gleichen Satz von grafischen Grundformen verwendet. Ein Element kann ein SVG-Knoten, ein HTML-Element mit CSS-Stil oder eine Reihe von Canvas-Operationen sein. Geringfügige Variationen zwischen den Elementen vermeiden triviale Cache-Optimierungen durch den Browser. Obwohl relativ einfach, wurden die Effekte so gewählt, dass sie die im Web üblichen Techniken widerspiegeln. Die Tests sind visuell reichhaltig und wurden entwickelt, um das Grafiksystem und nicht JavaScript zu überprüfen.

Beim MotionMark decken sich Microsofts Marketingversprechen mit der Realität. Edge landet mit einem Ergebnis von 372,13 Punkte tatsächlich knapp vor Chrome, der in Version nun 371,21 erzielt, was eine kleine Steigerung gegenüber dem Vorgänger mit 348,76 bedeutet. Firefox kann bei diesem Test nicht mithalten. Der Mozilla-Browser erzielt lediglich einen Wert von 189,01.

Browser-Performance: JetStream

JetStream kombiniert eine Vielzahl von JavaScript-Benchmarks, die eine ganze Reihe von fortschrittlichen Workloads und Programmiertechniken abdecken. Latenztests messen, ob ein Webanwendung schnell starten, schnell auf Höchstleistung hochfahren und reibungslos und ohne Unterbrechungen laufen kann. Durchsatztests ermitteln die Spitzenleistung einer Web-Anwendung. JetStream enthält Testprogramme aus den Benchmarks SunSpider 1.0.2 und Octane 2. Darüber hinaus zählen auch Testroutinen aus dem LLVM-Compiler Open-Source-Projekt, das mit Emscript 1.13 zu JavaScript kompiliert wurde. Es enthält auch einen Benchmark, der auf der HashMap des Apache Harmony Open Source Projekts basiert und eine Portierung des CDx Benchmarks, die von Hand in JavaScript übersetzt wurde.

Den JetStream kann Microsofts Browser Edge für sich. Chrome 64 fällt gegenüber seinem Vorgänger etwas zurück und muss sich sogar Firefox knapp geschlagen geben.

Browser-Performance: Speedometer 2.0

Speedometer 2.0 testet die Reaktionsfähigkeit von Webapplikation, indem er simulierte Benutzerinteraktionen zeitgesteuert ausführt. Dabei simuliert der Test Benutzeraktionen zum Hinzufügen, Vervollständigen und Entfernen von To-Do-Elementen anhand mehrerer Beispiele in TodoMVC. Jedes Beispiel in TodoMVC implementiert dieselbe ToDo-Anwendung unter Verwendung von DOM-APIs auf unterschiedliche Weise. Einige rufen DOM-APIs direkt aus ECMAScript 5 (ES5), ECMASCript 2015 (ES6), ES6 nach ES5 und Elm nach ES5. Andere verwenden eines von elf populären JavaScript-Frameworks: React, React with Redux, Ember.js, Backbone.js, AngularJS, (neu) Angular, Vue.js, jQuery, Preact, Inferno und Flight. Viele dieser Frameworks werden auf den populärsten Websites der Welt, wie Facebook, Instagram und Twitter, eingesetzt. Die Leistung dieser Art von Operationen hängt von der Geschwindigkeit der DOM-APIs, der JavaScript-Engine, der CSS-Auflösung, dem Layout und anderen Technologien ab.

Mit einer duchschnittlichen Anzahl von 91,4 Durchläufen belegt Chrome 64 den ersten Platz und kann sich leicht von seinem Vorgänger mit einem Wert von 85,8 absetzen. Firefox 58 landet mit 68,1 auf Rang 2, während Edge 52,6 erreicht.

Browser-Performance: Gesamtergebnis

Das Gesamtergebnis aus den fünf Benchmarks ARES-6, Basemark 3.0, MotionMark, JetStream und Speedometer ermittelt Chrome als klaren Sieger. Der Google-Browser erreicht mit 95,3 Prozent ein fast perfektes Resultat. Rang zwei geht an Edge, der 69,7 Prozent erzielt. Firefox 57.0.4 erzielt 59,7 Prozent, während Firefox 58 mit 60,5 Prozent ein geringfügig besseres Ergebnis als sein Vorgänger erzielt.

Browser-Performance: CPU-Belastung

Bei der CPU-Belastung unterscheiden sich die Browser nicht besonders. Dabei ist auch zu beachten, dass man die Belastung des Prozessors nicht ohne die Performance des Browsers betrachten sollte. Denn was nützt eine niedrige CPU-Belastung, wenn der Browser für die an ihn gestellte Aufgaben den Prozessor deutlich länger belastet.

Zum Beispiel benötigt Google Chrome für den ARES-6-Test nur gut 48 Sekunden, während Firefox dafür fast zwei Minuten zusätzlich verstreichen lässt. Edge hat den Test sogar erst nach vier Minuten und 26 Sekunden absolviert.

Browser-Performance: RAM-Belastung

Auch bei der Belastung des Arbeitsspeichers unterscheiden sich die Browser kaum. Unter Chrome steht anderen Applikationen während des ARES-6-Tests geringfügig mehr Speicher zur Verfügung als mit Firefox oder Edge.

Browser-Performance: Fazit

Insgesamt kann Google Chrome unter Windows als der klar schnellste Browser bezeichnet werden. Die Version 64 kann gegenüber seinem Vorgänger insgesamt die Performance leicht steigern, sodass der Abstand zum Mitbewerb sich vergrößert hat. Generell sind Edge und Firefox aber Chrome auf den Fersen, der Leistungsunterschied früherer Jahre ist nicht mehr ganz so groß. Wer aus Datenschutzgründen Google Chrome nicht verwenden will, kann auf die Chrome-Alternativen Iridium oder Iron ausweichen.

HIGHLIGHT

Report: State of Digital Transformation EMEA 2019

Zu den größten Hürden der digitalen Transformation zählen der mobile Zugriff auf Unternehmensdaten und Anwendungen, die Nutzung unsicherer Netzwerke und nicht verwalteter Geräte. Das geht aus dem Report „State of Digital Transformation EMEA 2019“ von Zscaler hervor. Jetzt den vollständigen Report herunterladen!

Hinweis: Am 24.1.2018 wurde der Artikel mit Werten zu Firefox 58.0 aktualisiert. Am 26.1.2018 wurden Benchmarkergebnisse für Chrome 64 hinzugefügt.

Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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