Apple-CEO Tim Cook hat die übermäßige Nutzung von Technologie in Schulen kritisiert und vor Social Networks gewarnt. „Ich habe kein Kind, aber ich habe einen Neffen, dem ich einige Grenzen setze“, sagte er. „Ich möchte nicht, das er auf einem sozialen Netzwerk aktiv ist.“
Cooks Äußerungen fielen bei einer Diskussionsrunde am Harlow College im britischen Essex. Die Schule gehört zu 70 Bildungseinrichtungen in Europa, die Apples kürzlich angekündigten Lehrplan Everyone Can Code (Jeder kann programmieren) einsetzen. Das einjährige Curriculum soll Schülern mit Spielen, Lektionen und interaktivem Material Programmierkenntnisse beibringen. Jeder Schüler erhält dazu ein iPad mit Tools und Programmier-Apps.
Die damit zu erzielenden Kenntnisse erklärte Cook für wichtiger als das Erlernen einer Fremdsprache. „Ich glaube, wenn Sie wählen müssen, dann ist das Programmieren-Lernen wichtiger als eine Fremdsprache. Ich kenne Leute, die da anderer Ansicht sind. Aber Programmieren ist eine weltweite Sprache – sie erlaubt Ihnen, mit 7 Milliarden Menschen zu sprechen.“ Programmieren schon in einem zunehmend frühen Alter im Unterricht einzuführen, trage außerdem zu mehr Geschlechterdiversität bei – die heute beim Informatikstudium noch sehr zu wünschen übrig lasse.
Gleichzeitig äußerte sich der Apple-Chef skeptisch zum Einsatz von Technologie in Schulen. Ihre übermäßige und ständige Nutzung bringe keineswegs den erhofften Erfolg. Technologie solle selbst dann nicht dominieren, wenn in einem Lehrfach wie Grafikdesign auch mit Computern zu arbeiten sei. „Es gibt immer noch Gestaltungskonzepte, über die Sie sprechen und die sie verstehen wollen“, sagte Cook. „Brauchen wir im Literaturunterricht viel Technologie? Vermutlich nicht.“
Mit seinen skeptischen Äußerungen zu Technologie und sozialen Netzwerken könnte Tim Cook auf die Forderung institutioneller Investoren nach mehr Engagement Apples gegen Internet- und Mediensucht reagieren. Der iPhone-Hersteller, so Jana Partners LLC und das California State Teachers Retirement System, die beide zusammen Apple-Anteile im Wert von 2 Milliarden Dollar halten, solle eine Software auf den Geräten integrieren, die es Eltern erlaubt, den Gebrauch der Endgeräte durch Kinder zu beschränken. Auch müsse sich Apple bei der Erforschung der Auswirkungen auf die Psyche der Jugendlichen und Kinder besser engagieren.
In dem Schreiben an Apple zitieren die beiden Investoren auch mehrere Studien, die die negativen Effekte von übertriebener Nutzung von Smartphones und sozialen Medien plausibel erscheinen lassen. Eine Untersuchung unter Lehrern hat gezeigt, dass die generelle Aufmerksamkeit von Schülern und Studenten nachlässt und durch die missbräuchliche Nutzung auch psychische Probleme vermehrt um sich greifen. So sollen auch die Risikofaktoren für Suizid mit der Nutzung von elektronischen Geräten steigen. Des weiteren berichten Lehrkräfte von Vereinsamung, Fettleibigkeit und weiteren Problemen, die durch Bewegungsmangel und fehlende menschliche Interaktion entstehen.
In der Regel versuchen Investoren dieser Größenordnung vor allem ihre Investitionen zu schützen und zu optimieren. Doch auch soziale Verantwortung kann zu einem Wirtschaftsfaktor werden, da der hohe Kurs der Apple-Aktie durch verschiedene Faktoren bedroht wird. Ein proaktiver Ansatz, mit dem der Hersteller Maßnahmen gegen die Internetsucht ergreift, könnte daher auch ein Weg sein, den Wert des Unternehmens zu schützen. Auch ließe sich so die Loyalität der Anwender verbessern.
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