Das von Qualcomm vorgeschlagene Treffen zur Klärung der möglichen Bedingungen für eine friedliche Übernahme durch Broadcom ist offenbar ergebnislos verlaufen. Das geht aus einem offenen Brief hervor, den das Board of Directors von Qualcomm an Broadcom-CEO Hock Tan verschickt hat. Knackpunkt ist demnach weiterhin der Kaufpreis von 82 Dollar je Aktie, durch den sich Qualcomm unterbewertet sieht. Aber auch ein mögliches Scheitern der Transaktion aufgrund regulatorischer Bedenken wird von beiden Parteien offenbar unterschiedlich bewertet.
Qualcomm-Chairman Paul Jacobs öffnete aber auch eine Türe für weitere Verhandlungen. Das Board of Directors konzentriere sich darauf, den Wert für die Qualcomm-Anleger zu maximieren, sei es durch die Umsetzung der Wachstumsstrategie oder durch den Verkauf an ein anderes Unternehmen. Man sei weiterhin offen für einen Vorschlag, der dem tatsächlichen Wert der Qualcomm-Aktie entspreche und bis zu einem bestimmten Grad eine kartellrechtliche Zustimmung gewährleiste.
Ob es vor Qualcomms Hauptversammlung am 6. März zu weiteren Verhandlungen kommt, ist unklar. Broadcom nutzt das Aktionärstreffen, um den Qualcomm-Anlegern eigene Kandidaten für das Board of Directors vorzuschlagen. Sollten sie eine Mehrheit erhalten, wird es ihre Aufgabe sein, den Verkauf von Qualcomm an Broadcom voranzutreiben.
Unterstützung erhält Broadcom derzeit von der Beratungsfirma Institutional Shareholder Services. Sie rät den Inhabern von Qualcomm-Aktien, vier der sechs von Broadcom vorgeschlagenen Direktoren zu bestätigen. Damit erhielten die Broadcom-Kandidaten zwar keine Mehrheit, wie die Agentur Reuters berichtet, es werde jedoch der Weg für einen vernünftigen Deal geebnet.
Der tatsächliche Wert von Qualcomm lässt sich derzeit wahrscheinlich schlecht einschätzen. Kartell- und Regulierungsbehörden in den USA, Europa und weiteren Ländern ermitteln gegen den US-Chiphersteller. Er soll unter anderem seine Vormachtstellung bei Mobilprozessoren und Modem-Chips für Smartphones benutzen, um Lizenzen für sein geistiges Eigentum zu verkaufen. Es ist auch von überhöhten Lizenzgebühren die Rede. Zuletzt verhängte die EU eine Kartellstrafe von einer Milliarde Euro. Ähnliche Beträge forderten bereits Behörden in Taiwan und Südkorea.
Darüber hinaus ist der Rechtsstreit zwischen Qualcomm und Apple eskaliert. Apple gehört jedoch zu den größten Chipkäufern weltweit. Angeblich plant das Unternehmen aus Cupertino nun, keine Modemchips mehr von Qualcomm zu beziehen, das dadurch einen wichtigen Kunden verlieren würde – nicht nur für seine Chips, sondern auch für seine Lizenzen.
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[mit Material von Larry Dignan, ZDNet.com]
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