Die kanadische Anwaltskanzlei Rochon Genova hat eine weitere Sammelklage gegen Apple eingereicht, weil das Unternehmen aus Cupertino heimlich die Leistung von iPhones mit älteren Akkus reduziert hat. Die mit iOS 10.2.1, 10.3 und 11.2 eingeführten Funktionen zum Energie- und Leistungsmanagement sollen gegen kanadische Verbraucherschutzgesetze verstoßen. Damit drohen dem iPhone-Hersteller inzwischen alleine in Nordamerika 60 Sammelklagen.
In dem Fall, der Grundlage für die kanadische Sammelklage ist, will der Nutzer Cherif Saleh 2015 ein iPhone 6 gekauft haben, das nach zwei OS-Updates immer langsamer wurde. Das Update auf iOS 11.2 habe sein Gerät schließlich „unbrauchbar“ gemacht. Der Apple-Support habe ihm zum Kauf eines iPhone 7 oder eines neueren Modells geraten, da nur aktuelle iPhones die neuesten iOS-Updates vollständig unterstützten.
Die Sammelklage soll nun für alle kanadischen Verbraucher gelten, die ein iPhone 6, 6 Plus, SE, 6S, 6S Plus, 7 oder 7 Plus gekauft haben. Die Schadenersatzforderung beläuft sich auf 500 Millionen Dollar. Der Klage zufolge haben mehr als die Hälfte der Smartphone-Nutzer in Kanada ein iPhone.
Kurz vor Weihnachten hatte Apple bestätigt, dass auf älteren iPhones mit stark beanspruchten Akkus eine Leistungsdrosselung vorgenommen wird. Den Schritt begründete das Unternehmen mit Lastspitzen, die ältere Akkus nicht mehr leisten könnten und die zu einer unerwarteten Abschaltung des Geräts führten. Seine Kunden informierte Apple jedoch nicht über die mit den fraglichen iOS-Updates eingeführten Einschränkungen. Erst umfangreiche Tests des Geekbench-Entwicklers John Poole brachten Apple dazu, die Leistungsdrosselung einzugestehen.
Das Geständnis brachte Apple indes harsche Kritik von Nutzern ein. Noch vor Jahresende entschuldigte sich Apple. Seit Anfang des Jahres können Betroffene die Akkus gedrosselter Geräte zum Sonderpreis von 29 Euro tauschen lassen. Den Vorwurf, die CPU-Leistung werde vor allem gedrosselt, um Kaufanreize für neue iPhones zu schaffen, wies Apple jedoch zurück.
Der Ausgang der Sammelklagen ist ungewiss. Derzeit warten die Kläger noch auf die Zulassung ihrer Klagen. Darüber hinaus könnte ein Gericht, ähnlich wie bei den mutmaßlichen Preisabsprachen für E-Books, einen freiwilligen Vergleich vorschlagen, der eine Entschädigung vorsehen würde, ohne dass Apple ein Fehlverhalten einräumen müsste.
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[mit Material von Liam Tung, ZDNet.com]
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