Mit der Aktualisierung der Betriebssystemerweiterung Experience auf Version 9.0, die in Verbindung mit Android 8.0 Oreo auf dem Galaxy S9+ zum Einsatz kommt, hat Samsung auch die Desktopschnittstelle DeX verbessert. Diese hatte der Hersteller im vergangenen Jahr zusammen mit der Einführung der Galaxy-S8-Smartphones vorgestellt. Damit lässt sich ein kompatibles Samsung-Smartphone – derzeit sind das die Galaxy-S-Modelle 8 und 9 sowie das Note 8 – in Verbindung mit einer DeX-Dockingstation (DeX Station oder DeX-Pad) als Basis für einen Desktop-Arbeitsplatz verwenden.
Mit der neuesten DeX-Version, die auf dem Galaxy S9+ die Versionsnummer 2.5.59 trägt, gibt es drei wesentliche Verbesserungen. Zum einen werden nun auch Monitore mit einer Auflösung von 2560 x 1440 Bildpunkte unterstützt, was den Einsatzbereich auf entsprechende 27-Zoll-WQHD-Monitore ausweitet. Bisher wurden nur 16:9-Displays mit maximal Full-HD-Auflösung unterstützt.
Zum anderen sorgt die Einstellungsoption „Samsung DeX Labs“ für eine verbesserte Kompatibilität von Apps, die den Desktop-Modus standardmäßig nicht unterstützen. Das betrifft in erster Linie die Anpassung der Fenstergröße. Diese ließ sich bislang nur anpassen, wenn der Entwickler in der App-Konfigurationsdatei „manifest“ den Eintrag android:resizeableActivity=“true“ hinzugefügt hat.
Samsung DeX Labs funktioniert in der Praxis mit nahezu jeder App. Wie bei jeder Regel gibt es aber auch in diesem Fall eine Ausnahme. Wenn eine App die Steuerung per Maus und Tastatur wie Worldscope Webcams explizit ausschließt, dann startet sie erst gar nicht. Ein No-Go unter DeX sind auch alle Widgets und Launcher. Auch sie lassen sich nicht starten.
Samsung weist darauf hin, dass die neue Einstellung nicht offiziell unterstützt wird. Es könne mit einigen Apps zu Problemen kommen. Will man die neue Funktion dennoch nutzen, muss man Samsung DeX neustarten. Dazu nimmt man das Galaxy-Smartphone einfach aus der DeX-Station und setzt es wieder ein.
In der Praxis bewirkt diese Einstellung einen erheblichen Fortschritt für DeX-Anwender. Teamviewer QuickSupport lässt sich beispielsweise erst mit der Einstellung „Samsung DeX-Labs“ sinnvoll nutzen. Zuvor war die feste Fenstergröße der App dafür verantwortlich, dass bei einer Fernsteuerungssitzung das übertragene Bild des entfernten Rechners in dem kleinen App-Ausschnitt angezeigt wurde. Nun ist auch eine Vollbildübertragung möglich, sodass QuickSupport sinnvoll eingesetzt werden kann.
Ein weiterer Vorteil der neuen DeX-Version besteht darin, das Smartphone-Display als Touchpad nutzen zu können. Das ist ganz praktisch, wenn keine Maus und Tastatur zur Verfügung stehen. Die Nutzung des Smartphone-Displays als Touchpad ist dabei nicht nur auf die angekündigte, aber noch nicht verfügbaren DeX Pad beschränkt, sondern auch mit der älteren DeX Station. Allerdings ist letztere bauartbedingt für diesen Einsatzzweck nur ein Notbehelf, da das Smartphone nicht wie beim DeX Pad flach ausgerichtet ist, sondern schräg in der DeX Station steht.
Schade ist, dass man das Smartphone nicht länger als Touchpad nutzen kann, sobald eine Maus an die DeX Station angeschlossen wird. Das ist ein echtes Manko, da einige Apps wie Google Maps nicht vollständig mit der Maus gesteuert werden können. Immerhin kann man diesem Problem mit dem Anschluss eines Trackpads begegnen. Im Test hat die Koppelung mit einem Apple-Bluetooth-Trackpad problemlos funktioniert.
Nützlich ist auch die veränderte Darstellung der App-Übersicht. Diese gleicht nun etwa dem macOS-Pendant Launchpad. Allerdings ist es nicht möglich in dieser Ansicht Apps zu sortieren. Das kann man jedoch auf dem Desktop mit dem Anlegen von Ordnern erledigen. Hierfür klickt man in der App-Übersicht auf eine Anwendung und hält die linke Maustaste gedrückt. Jetzt wird die App-Ansicht geschlossen und das Programmsymbol schwebt über dem Desktop. Sobald man die linke Maustaste loslässt, wird das Programm auf dem Desktop abgelegt. Das ganze wiederholt man nun mit jeder weiteren App, die man gruppieren möchte. Anschließend schiebt man diese wie wie unter Android üblich auf das Symbol der bereits auf dem Desktop abgelegten Anwendung. Dadurch wird ein Ordner erstellt, der sich anschließend mit weiteren Apps befüllen lässt.
Nach dem ersten Test von Samsung DeX vor fast einem Jahr zeigt sich, dass die Zahl von optimierten Anwendungen gestiegen ist und ein produktiver Einsatz im Unternehmensumfeld nichts mehr im Wege steht, sofern keine speziellen Anforderungen wie CAD oder professionelle Bildbearbeitung im Pflichtenheft stehen. Wer Ausschau nach einer typischen Office-365-Arbeitsstation hält, kann dafür auch das Galaxy S9+ beziehungsweise das Galaxy S9 mit einer DeX-Dockingstation in Betracht ziehen: Die Performance der neuesten Galaxy-Modelle reicht für typische Office-Tasks locker aus, genügend Apps für diesen Einsatzzweck sind vorhanden und last but not least bieten die S9-Smartphones mit Knox 3.1 eine herausragende Sicherheitslösung, die laut Gartner nicht nur andere Android-Lösungen überragt, sondern auch iPhones überlegen ist. Zudem bietet Knox 3.1 zusätzliche MDM-Profile, sodass Admins DeX-Stationen gut verwalten können. Speziell für den Unternehmenseinsatz gibt es von Samsung das Galaxy S9 außerdem als Enterprise Edition, die unter anderen vier Jahre Sicherheitsupdates bietet.
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