Forscher: Bitcoin-Blockchain zur Verbreitung von Kinderpornografie missbraucht

Forscher der RWTH Aachen und der Goethe-Universität Frankfurt warnen, dass Unbekannte die Kryptowährung Bitcoin nutzen, um kinderpornografische Fotos sowie Links zu solchen Inhalten (PDF) zu verbreiten. Das haben sie bei der Analyse von 1600 Dateien festgestellt, die in der Bitcoin-Blockchain gespeichert waren.

Insgesamt acht der rund 1600 Dateien hatten sexuelle Inhalte. Mindestens ein Foto soll den mutmaßlichen sexuellen Missbrauch eines Kindes zeigen. Zwei weitere Dateien enthielten 274 Links zu kinderpornografischen Inhalten. Davon verwiesen 142 Links auf im Dark Web angebotene Dienste.

Blockchain ist eine sogenannte Distributed-Ledger-Technologie, bei der Datensätze mittels eines kryptografischen Verfahrens miteinander verbunden werden. Die Kryptowährung nutzt Blockchain als dezentrales Buchführungssystem, in das nicht nur Finanzdaten eingetragen werden können. Normalerweise handelt es sich jedoch um Metadaten wie beispielsweise Angaben zum Verwendungszweck einer Bitcoin-Transaktion. Grundsätzlich ist es aber auch möglich, Dateien oder Links zu hinterlegen.

Die Forscher weisen nun auch auf die möglichen rechtlichen Folgen hin. „Unsere Analyse zeigt, dass bestimmte Inhalte wie illegale Pornografie schon den Besitz einer Blockchain illegal machen können“, zitiert The Guardian aus dem Forschungsbericht. „Auch wenn es noch keine Urteile gibt, legen Gesetzestexte aus Ländern wie Deutschland, Großbritannien oder den USA die Vermutung nahe, dass illegale Inhalte wie Bilder von Kindesmissbrauch den Besitz der Blockchain für alle Nutzer illegal machen könnten.“

Zwar sei es nicht bei jeder Transaktion erforderlich, eine vollständige Kopie der Bitcoin-Blockchain herunterzuladen, das „Hauptbuch“ werde jedoch für bestimmte Mining-Techniken vollständig oder zumindest teilweise benötigt. Da diese Daten dann dauerhaft von Nutzern gespeichert würden, seien sie auch rechtlich für deren Inhalt verantwortlich. Von daher sei möglicherweise schon die Teilnahme an Blockchain-basierten Systemen strafbar, sobald sie illegale Inhalte enthielten. „Wir rechnen mit einem hohen Risiko, dass illegale Blockchain-Inhalte künftig Blockchain-basierte Systeme wie Bitcoin gefährden werden“, so die Forscher weiter.

Dem Bericht zufolge wies Interpol schon 2015 darauf hin, dass „das Design der Blockchain bedeutet, dass die Möglichkeit besteht, Schadsoftware einzuschleusen und dauerhaft zu hosten, ohne ein verfügbares Verfahren zur Löschung dieser Daten“. Auch die Verbreitung von Kinderpornografie sei möglich, was Blockchain zu einem sicheren Hafen für das Hosting solcher Inhalte machen könne. Die deutschen Forscher hätten jetzt allerdings erstmals gezeigt, dass solche Inhalte in der Blockchain tatsächlich existierten.

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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