Facebook-CEO Mark Zuckerberg hat sich zum Datenskandal um die Big-Data-Firma Cambridge Analytica geäußert. In einem Interview mit Recode kündigte er Maßnahmen zur Verbesserung des Schutzes der Privatsphäre von Facebook-Nutzern an, vor allem im Zusammenhang mit Apps, die Daten an Anbieter von Data Analytics weitergeben. Sie sollen jedoch „mehrere Monate“ dauern und „vielen Millionen Dollar“ kosten.
Darüber hinaus will Facebook Datenzugriffe von App-Entwicklern weiter einschränken. Bei der Anmeldung sollen Apps nur noch den Namen, das Profilfoto und die E-Mail-Adresse eines Nutzers erhalten. Wollen Apps auch Beiträge eines Nutzers oder andere persönliche Daten abrufen, müssen sie Zuckerberg zufolge nicht nur eine Genehmigung einholen, sondern eine Vereinbarung unterzeichnen.
Schließlich soll in den kommenden Wochen jedes Facebook-Mitglied ein Tool in seinem News-Feed sehen, das über Datenzugriffe von Apps aufklärt. Es soll Nutzern auch die Möglichkeit geben, erteilte Berechtigungen zu prüfen und zurückzuziehen. Bisher sei dieses Tool nur in den Privatsphäreeinstellungen verfügbar – „und jetzt packen wir es an den Anfang des News-Feeds, damit es jeder sieht“, so Zuckerberg weiter.
Wie hoch die Kosten für die Aufklärungsmaßnahmen sind, werden möglicherweise künftige Bilanzen des Unternehmens zeigen. Recode geht jedoch davon aus, dass die Einschränkungen bei Datenzugriffen auch zu Einbußen beim Anzeigengeschäft führen werden – weil Werbetreibende beispielsweise bestimmte Daten nicht mehr erhalten. Auch hier lassen sich die wirtschaftlichen Folgen nicht abschätzen. Klar ist jedoch, dass der Kurs der Facebook-Aktie nach Bekanntwerden des Skandals um fast zehn Prozent eingebrochen ist. Im Lauf des gestrigen Tags erholte sich der Kurs jedoch leicht und kletterte um 0,74 Prozent auf 169,39 Dollar, was etwa in der Mitte der aktuellen 52-Wochen-Spanne liegt.
In dem Interview mit Recode kündigte Zuckerberg zudem seine generelle Bereitschaft an, auch dem US-Kongress Rede und Antwort zu stehen. Letztlich sei dies jedoch davon abhängig, wer im Unternehmen am besten für diese Aufgabe geeignet sei.
Zudem räumte er mehrfach Fehler ein beim Aufbau des Social Network, die schließlich den Datenmissbrauch durch Cambridge Analytica ermöglicht hätten. „Wir haben die Community im Stich gelassen und ich fühle mich wirklich schlecht und es tut mir leid“, zitiert Recode den Facebook-Gründer. Die Fehler seines Unternehmens bezeichnete er zudem als „Vertrauensbruch“ gegenüber den Nutzern.
Letztlich führte lauf Zuckerberg eine Verkettung von Umständen zu dem Datenmissbrauch. 2013 habe ein Forscher der Cambridge University namens Aleksandr Kogan eine App mit einem Persönlichkeits-Quiz entwickelt. Sie sei von rund 300.000 Nutzern installiert worden, die aber nicht nur ihre eigenen Daten, sondern auch einige Daten von Freunden geteilt hätten. Als Folge habe Kogan trotz der geringen Zahl von Downloads Zugriff auf Daten von mehreren zehn Millionen Facebook-Nutzern gehabt.
2014 habe Facebook diesen ungehinderten Zugriff deutlich eingeschränkt. Unter anderem erhielten Apps wie die von Kogan die Daten von Facebook-Freunden nur noch mit deren Zustimmung. 2015 schließlich habe Facebook von Journalisten des Guardian erfahren, dass Kogan die Daten seiner App an Cambridge Analytica weitergegeben habe, was auch schon zu dem Zeitpunkt gegen die Richtlinien verstoßen habe. Cambridge Analytica habe daraufhin wie gewünscht die Vernichtung der Daten bestätigt.
In der vergangenen Woche sei dann bekannt geworden, dass Cambridge Analytica die fraglichen Daten trotz der Löschungsbestätigung nicht von seinen Servern entfernt habe. Stattdessen seien sie unter anderem für Werbung auf Facebook für den Wahlkampf des US-Präsidenten Donald Trump benutzt worden. Inzwischen habe das Unternehmen erneut die Löschung der Daten bestätigt und auch einer forensischen Prüfung der Löschung zugestimmt.
„Das war ein Vertrauensbruch zwischen Kogan, Cambridge Analytica und Facebook“, schreibt Zuckerberg auf Facebook. „Wir haben die Verantwortung, Ihre Daten zu schützen, und wenn wir das nicht können, dann verdienen wir es nicht, Ihnen zu dienen.“
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