Facebook sucht weiteres Datenleck

Facebook prüft derzeit, ob weitere Daten des Sozialen Netzwerks von anderen Firmen missbraucht wurden. Das kündigte Chief Operating Officer Sheryl Sandberg in einem Interview an. Ziel ist es, einen möglichen weiteren Skandal wie um den britischen Datenverarbeiter Cambridge Analytica aufzudecken. Bisher verlief die Suche aber offenbar ergebnislos.

„Sollten wir weitere Cambridge Analyticas finden, werden wir umfassende Möglichkeiten finden, sie herauszustellen, damit sie jeder sehen kann“, sagte Sandberg im Gespräch mit Buzzfeed. „Bis jetzt gibt es aber noch keinen eindeutigen Fall.“

In einem Interview mit Bloomberg betonte Sandberg indes, dass der Skandal keine gravierenden Auswirkungen auf Facebooks Anzeigengeschäft habe. Man sei in engem Kontakt mit den Werbetreibenden. Wenige Anzeigenkunden hätte jedoch ihre Aktivitäten ausgesetzt. „Und sie stellen dieselben Fragen, die andere Leute auch stellen.“

Gegenüber NPR erklärte sie wiederum, ihr sei die Bedeutung des Vorfalls bewusst. „Wir haben eine große Verantwortung. Wir müssen das hinbekommen.“

Schon am Mittwoch hatte sich Facebook-Gründer und -CEO Mark Zuckerberg bei einer Telefonkonferenz den Fragen der Reporter gestellt. Er räumte dabei auch Versäumnisse ein. Unter anderem habe sein Unternehmen die Sicherheit und Privatsphäre von Nutzern nicht ernst genug genommen. Auch habe man die betrügerischen Aktivitäten, die stattgefunden hätten, nicht vorhergesehen.

„Es geht darum, aus Fehlern zu lernen“, sagte Zuckerberg. „Am Ende des Tages ist es meine Verantwortung. Ich habe damit angefangen, ich führe das Geschäft, ich bin verantwortlich.“

Ebenfalls am Mittwoch hatte Facebook eingeräumt, dass der Skandal um Cambridge Analytica wahrscheinlich bis zu 87 Millionen Nutzer betrifft. Zuvor war das Social Network von bis zu 50 Millionen Opfern ausgegangen. Cambridge Analytica widerspricht diesen Angaben jedoch. Es will nur bis zu 30 Millionen Datensätze erhalten haben.

Die fraglichen Daten wurden schon vor Jahren von einer App eines britischen Forschers gesammelt. Sie wurde von rund 300.000 Nutzern installiert. Da die App zu dem Zeitpunkt jedoch automatisch auch Zugang zu bestimmten Daten von Facebook-Freunden hatte, schöpfte der Forscher Informationen von mehreren zehn Millionen Facebook-Mitgliedern ab.

Diese gab er unerlaubt an Cambridge Analytica weiter, wovon Facebook 2015 erfuhr. Der Aufforderung, sie zu löschen, kam das Unternehmen jedoch nicht nach. Da Facebook die Löschung auch nicht kontrollierte, konnte Cambridge Analytica die Daten unter anderem dem Wahlkampteam von US-Präsident Donald Trump zur Verfügung stellen.

Nach Bekanntwerden des Skandals ordnete Facebook erneut die Löschung an, die diesmal auch kontrolliert werden soll. Darüber hinaus kündigte das Unternehmen weitere Maßnahmen an, um beispielsweise Datenzugriffe von Dritten und den Missbrauch von öffentlich verfügbaren Facebook-Daten einzuschränken.

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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