Huami ist hierzulande kaum bekannt. Als Fertigungspartner von Xiaomi zählt der chinesische Hersteller allerdings weltweit zu den größten Unternehmen im Wearables-Markt. Huami hat in den ersten neun Monaten des Jahres 2017 11,6 Millionen Geräte ausgeliefert, mehr als jedes andere Unternehmen der Welt, so eine Analyse von Frost & Sullivan. Seit seiner Gründung im Jahr 2013 hat der Hersteller bis zum 30. September 2017 insgesamt 45,3 Millionen Geräte ausgeliefert. Ein Höhepunkt der Firmengeschichte ist sicher der im Februar 2018 erfolgte Börsengang an der Nasdaq.
Neben der unter dem Xiaomi-Markennamen verkauften Produkte wie das Mi Band, vertreibt Huami auch eigene Entwicklungen. Eine solche ist die kürzlich vorgestellte Amazfit Stratos (bei einige Online-Händler wird sie als Amazfit Smartwatch 2 geführt). Dabei handelt es sich um eine Multisport-GPS-Smartwatch mit einem transflektivem Always-On-Farb-Touch-Display. Die Uhr ist wasserdicht mit der Einstufung 5 ATM, verfügt über einen Herzfrequenzsensor und bietet eine Vielzahl an Analyseverfahren wie VO2max-Fitness-Level-Analyse.
Das Karbonfasergehäuse verfügt über eine polierte Keramik-Lünette, kratzfestes 2,5D Corning Gorilla-Glas, drei physische Tasten aus Edelstahl für eine einfache Navigation und ein austauschbares 22 mm starkes Silikonarmband. Durch eine Partnerschaft mit Firstbeat misst die Uhr auch den maximalen Sauerstoffverbrauch (VO2max), die Trainingsbelastung (TD) und die Erholungszeit. Außerdem bietet die Amazfit Stratos eine Schlafanalyse. Die Daten können auch mit der beliebten Fitness-App Strava synchronisiert werden.
Die Sport-Smartwatch gibt es außerdem noch in einer weiteren Variante. Die Amazfit Stratos+ (bei einigen Händlern ist sie auch als Amazfit Smartwatch 2S gelistet) verfügt über ein Saphirglas und ein Lederarmband. Ansonsten ist sie baugleich zur Standardversion. Angeboten wird die Smartwatch auf Huamis Webseite für 199 Dollar. Die Amazfit Stratos+ mit Saphirglas und Lederarmband kostet 249 Dollar. Allerdings ist letztere noch nicht lieferbar. Bei einigen chinesischen Online-Versendern ist sie bereits deutlich günstiger zu haben.
Die Amazfit Stratos (Modelnummer: 1619) ist mit einem 1,34 Zoll großen transflektivem und touchfähigem Farbdisplay mit einer Auflösung von 320 x 300 Pixeln ausgestattet. Der Prozessor vom Typ Ingenic Xburst V4.15 taktet mit 1,2 GHz. Ihm stehen 512 MByte Arbeitsspeicher zur Seite. Die Speicherkapazität liegt bei insgesamt 4 GByte, wovon dem Nutzer circa 2,57 GByte zur Verfügung stehen. Die Sportuhr verfügt über einen optischen Herzschlagsensor, der im Test ab und zu zur Ungenauigkeit neigt. Dank Bluetooth 4.0 kann jedoch auch ein herkömmlicher Brustgurt zur Aufnahme der Herzfrequenz genutzt werden. Das hat im Test mit einem Modell von Suunto problemlos funktioniert. Außerdem verfügt die Stratos über einen Beschleunigungssensor, ein Gyroskop, ein Magnetsensor, ein Barometer und ein Umgebungslichtsensor.
Betrieben wird die Uhr mit Android 5.1 (API-Level 22). Im Zeitraum des Tests stand die Firmwareversion 2.3.2.7 zur Verfügung. Hierbei handelt es sich um die Variante mit englischer Benutzeroberfläche. In einigen Online-Shops wird die Stratos auch mit chinesischer Oberfläche angeboten. Diese lässt sich allerdings auch mit der US-ROM-Variante in Betrieb nehmen. Anwender, die mit adb noch keine Erfahrungen haben, sollten beim Kauf darauf achten, dass es sich bei der bestellten Ware um die US-Version handelt. Ein deutsche Nutzeroberfläche steht nur bei Verwendung von Custom ROMs zur Verfügung.
Die Batterielaufzeit gibt Huami mit fünf Tagen an. Bei kontinuierlicher Herzfrequenzmessung und täglich circa 60 Minuten Aktivitätsaufzeichnung stimmen diese Angaben mit der Praxis überein. Wer die Amazfit Stratos nur als Uhr verwendet, kommt sogar auf eine Laufzeit von bis zu 11 Tagen. Gemessen daran, was andere Sport- respektive Smartwatches an Batterielaufzeit bieten, sind das hervorragende Werte. Mit der mitgelieferten USB-Ladestation ist die Uhr innerhalb von zwei Stunden vollständig aufgeladen. Ein Netzteil gehört nicht zum Lieferumfang.
Auch bei intensiver Beanspruchung wie einem über siebenstündigen Ski-Aktivitäts-Tracking geht der Akku nicht zur Neige. Man kann also trotz aktiviertem GPS und kontinuierlicher Herzfrequenzmessung auch längere Aktivitäten aufzeichnen. Im Vergleich dazu schaltet sich beispielsweise eine zu Vergleichszwecken herangezogene Suunto Vertical bereits nach knapp sieben Stunden aus. Nach einem Firmware-Update des verbundenen Smartphones (Galaxy S7) hat sich der Akku allerdings in wenigen Stunden entleert. Nach einem Reboot beider Geräte trat dieser Fehler nicht mehr auf.
Auch beim siebentägigen Dauertest beim Skifahren Anfang April in den Dolomiten gab es hinsichtlich Akkulaufzeit keinen Anlass zur Kritik. Im Gegenteil. Hier war die Uhr unterschiedlichen äußeren Einflüssen wie Kälte mit bis zu Minus 10 Grad Celsius und Plus-Temperaturen mit bis zu 15 Grad bei Regen, Sonne und Schneefall ausgesetzt. An jedem dieser Tage hat die Stratos problemlos durchgehalten. Nach dem aktivsten Tag mit einer über siebenstündigen Aufzeichnung zeigte der Akku noch 81 Prozent an. Allerdings leistet sich die Uhr neben der Ungenauigkeit des integrierten Herzfrequenzmessers auch bei der Höhenmessung Schwächen. So wurde die Gipfelstation der Marmolada-Gondel an einem Tag statt korrekterweise mit 3265 m auf 3011 m taxiert, an einem anderen Tag war sie laut Smartwatch gar nur 2835 m hoch gelegen.
Obwohl die Uhr „nur“ mit einer Wasserdichtigkeit von 5 ATM spezifiziert ist, was offiziell nur für Duschen und Spritzwasser ausreicht, hat sie auch das Schwimmen im Pool schadlos überstanden. Schließlich bietet sie auch entsprechende Aktivitätsprofile. Neben Schwimmen stellt die Amazfit Stratos Aufzeichnungsprofile für Laufen, Wandern, Radfahren, Schwimmen, Home-Trainer, Bergsteigen, Trail Running, Triathlon, Tennis, Fußball und Skifahren zur Verfügung. Für bestimmte Aktivitäten wie Laufen und Radfahren stehen auch Indoor-Profile parat.
Zu den Highlights der Amazfit Stratos zählt zweifellos das Display, welches auch bei direkter Sonneneinstrahlung hervorragend ablesbar ist. Nachteilig ist hingegen die geringe Blickwinkelstabilität und die blasse Farbwiedergabe. Das lässt sich jedoch verschmerzen, schließlich will man mit der Uhr keine Bilder betrachten, sondern Aktivitätsdaten ablesen. Und dafür ist das Display hervorragend geeignet. In Dunkelheit sorgt eine automatische Beleuchtung, die aktiv wird, wenn man das Handgelenk dreht, für eine gute Ablesbarkeit. Diese lässt sich aber auch deaktivieren, was sinnvoll ist, wenn man nicht alleine im Bett liegt und den Partner nicht durch einen nächtlichen Lichtkegel aus dem Schlaf reißen will.
Für die Ersteinrichtung und die Anzeige der Analysedaten durch die Amazfit-App wird ein Android- oder iOS-Smartphone benötigt. Dank WLAN, GPS und Bluetooth lässt sich die Uhr während der sportlichen Betätigung allerdings vom Smartphone unabhängig betreiben. So ist es beispielsweise möglich einen Bluetooth-Kopfhörer mit der Smartwatch zu verbinden, der durch den internen Musik-Player bespielt wird. Darüber hinaus unterstützt die Stratos auch den Empfang von Benachrichtigungen.
Mit der Amazfit Stratos bietet Huami eine sehr interessante Sport-Smartwatch. Das transflektive Always-On-Farb-Touch-Display überzeugt im Test durch eine gute Ablesbarkeit, selbst bei direkter Sonneneinstrahlung. Die Aktivitätsprofile sind umfassend und bieten auch Modi für Indoor-Sportarten. Mit einer Batterielaufzeit von circa fünf Tagen können sich so manche Mitbewerber eine Scheibe von Huamis Amazfit Stratos abschneiden. Eine zum Vergleich herangezogene Suunto Vertical hielt nicht mal einen Tag durch.
Allerdings gibt es auch ein paar Punkte zu kritisieren. Das mitgelieferte Silicon-Armband weist bereits nach kurzer Nutzung einige Gebrauchsspuren auf. Die Uhr selbst ist in Sachen Verarbeitung und Abnutzung hingegen tadellos. Und wie auch andere Sportuhren synchronisiert auch die Amazfit Stratos die ermittelten Daten mit der Cloud. Außerdem ist die Amazfit Stratos derzeit nicht direkt in Deutschland erhältlich, sondern nur über einen Import aus China verfügbar, was im Garantiefall durch die lange Versandzeit viele als störend empfinden dürften. Wenn diese Punkte nicht stören, dann erhält man mit der Amazfit Stratos eine leistungsfähige Sport-Smartwatch zu einem mehr als fairen Preis.
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