Categories: MobileSmartphone

Akkutausch: Apple wegen erhöhten Kosten in der Kritik

Die BBC berichtet in der Sendung Watchdog über verärgerte Apple-Kunden, die dem iPhone-Hersteller vorwerfen, unberechtigterweise eine erhöhte Servicegebühr beim Akkutausch zu verlangen, wenn das iPhone andere Schäden aufweist. Die BBC berichtet von mehreren verärgerten Kunden, von denen statt der vergünstigen Servicegebühr in Höhe von 25 Pfund Apple bis zu 250 Pfund verlangt hat. Das Unternehmen teilte den Kunden mit, dass dies auf bestehende Schäden an ihren Telefonen zurückzuführen sei, die den Austausch der Batterien beeinträchtigen würden. Laut BBC war dies jedoch nicht immer der Fall.

In einem Fall erklärte Apple dem Kunden bei einem rein äußerlich unbeschädigten iPhone, dass es Schäden im Inneren des Telefons gebe. Angeblich seien das vordere Mikrofon und der Lautsprecher beschädigt. Um diesen Schaden zu reparieren, veranschlagte die Apples Serviceabteilung einen Preis von 250 Pfund. Nach Angaben des Kunden forderte er sein Gerät zurück und übergab des den BBC-Redakteuren, die es zu einem örtlichen Reparaturspezialisten brachten, der aber die von Apple beschriebenen Fehler nicht finden konnte. Ein Austausch der Batterie war problemlos möglich.

Auf der Apple Reparatur-Website heißt es: „Wenn Ihr iPhone Schäden aufweist, die den Austausch der Batterie beeinträchtigen, wie z. B. ein beschädigter Bildschirm, muss dieses Problem vor dem Austausch der Batterie behoben werden“. Der iPhone-Hersteller bietet auch eine neue 90-Tage-Garantie auf jedes Gerät, das er gewartet hat, selbst wenn die ursprüngliche Garantie schon lange abgelaufen ist. Darüber hinaus erklärten einige Apple Kundenbetreuer, die die BBC per per Webchat kontaktiert hatte, dass „jeder Schaden“ zuerst repariert werden muss, bevor die Batterie ausgetauscht werden kann. Aber weder die BBC noch ein zur Beratung hinzugezogener Rechtsanwalt konnten eine Erwähnung dieser Anforderung in Apples Servicerichtlinien finden.

Apple: Akkutausch für 29 Euro bis Ende 2018

Normalerweise kostet bei Apple der Tausch eines Akkus 89 Euro. Das vergünstigte Angebot von 29 Euro hat der iPhone-Hersteller ins Leben gerufen, nachdem bekannt wurde, dass er die Leistung des Prozessors in iPhones begrenzt, wenn der Akku nicht mehr seine volle Kapazität bietet. Zu dieser Maßnahme entschloss sich der Konzern, um das plötzliche Herunterfahren älterer iPhones mit stark beanspruchten Akkus zu verhindern. Apple versichert, dass dies nicht geschehen sei, um Anwender zum Kauf neuer Geräte zu bewegen.

Der vergünstigte Austausch in Höhe von 29 Euro gilt für alle iPhone 6 oder neuere Modelle bis zum 31.12.2018. Er ist aber nur einmal möglich, unabhängig davon, ob der Akku Verschleißerscheinungen aufweist oder nicht. Wer den Akku ein zweites Mal tauschen möchte, muss dafür den regulären Servicepreis in Höhe von 89 Euro bezahlen, es sei denn, der Akku besteht einen internen Test nicht. Dann sind nur 29 Euro fällig.

Französische Justiz ermittelt gegen Apple

Durch das heimliche Heruntertakten des iPhone-Prozessors hat Apple viel Ansehen verloren. Kunden haben bereits mehrere Klagen gegen das Unternehmen eingereicht. Auch staatliche Stellen interessieren sich inzwischen für den Fall. Ein Pariser Staatsanwalt hat im Januar vorläufige Ermittlungen gegen Apple eingeleitet. Es geht dabei um den Vorwurf der Verbrauchertäuschung und der geplanten Obsoleszenz von Apples Produkten, nachdem die absichtliche Drosselung von iPhones bewiesen und von Apple eingeräumt wurde.

Geführt wird die Untersuchung von der DGCCRF, einer im Wirtschaftsministerium angesiedelten Behörde für Wettbewerb, Verbraucherschutz und Betrugsbekämpfung. Die Ermittlungen gehen auf eine Klage des Verbandes Halte à l’obsolescence (HOP) zurück, der sich dem Kampf gegen geplante Obsoleszenz verschrieben hat. Sie warf Apple vor, die heimliche Drosselung von Geräten mit allmählich schwächeren Batterien absichtlich per Firmware-Update vorgenommen zu haben mit dem Ziel, mehr neue Geräte zu verkaufen.

Für den iPhone-Hersteller steht in jedem Fall viel auf dem Spiel, denn geplante Obsoleszenz ist seit 2015 ein Straftatbestand in Frankreich. Wer die Lebensdauer von Produkten absichtlich verkürzt, kann mit einer bis zu zweijährigen Haftstrafe und 300.000 Euro Geldstrafe rechnen. Die Geldstrafe könnte aber auch bis zu 5 Prozent des Jahresumsatzes eines überführten Unternehmens ausmachen. Bei Apples Umsatz von 229 Milliarden Dollar im Fiskaljahr 2017 könnte das theoretisch bis zu 11,45 Milliarden Dollar entsprechen.

Auch in Apples Heimatland droht Ungemach. Senator John Thune, Vorsitzender des Ausschusses für Handel, Wissenschaft und Verkehr, hat in einem Brief an Apple-CEO Tim Cook die Entscheidung des Unternehmens hinterfragt, die Leistung älterer iPhones unter bestimmten Umständen zu drosseln. Unter anderem will er wissen, welche Schritte Apple unternommen hat, um Kunden über die Änderung zu informieren, und ob Kunden die Möglichkeit hatten, das leistungsreduzierende Update abzulehnen. „Selbst wenn Apples Maßnahmen tatsächlich nur dazu dienten, unerwartete Abschaltungen bei älteren Handys zu vermeiden, deutet die große Menge an Verbraucherkritiken, die gegen das Unternehmen vorgebracht wurde, darauf hin, dass es eine bessere Transparenz in Bezug auf diese Praktiken hätte geben sollen“, schrieb Thune.

Den Verdacht, dass Apple ältere Geräte künstlich drosselt, gab es schon länger. Aber erst nach der Veröffentlichung statistisch relevanter Messwerte durch den Geekbench-Entwickler John Pool – teilweise wurden die Smartphones wohl auf die Hälfte ihres CPU-Tempos gedrosselt – bestätigte Apple sein Vorgehen. Es handle sich um ein Feature, das der generellen Leistungsfähigkeit und auch der Verlängerung der Gerätelebensdauer diene.

Mit der Veröffentlichung von iOS 11.3 werden Nutzer nun detailliert über den Status der Batterie informiert. Auch haben sie die Kontrolle über den sogenannten Low-Power-Mode, der die CPU bei schwachem Akku drosselt.

Tipp: Wie gut kennen Sie Apple? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Whitepaper

Studie zu Filesharing im Unternehmen: Kollaboration im sicheren und skalierbaren Umfeld

Im Rahmen der von techconsult im Auftrag von ownCloud und IBM durchgeführten Studie wurde das Filesharing in deutschen Unternehmen ab 500 Mitarbeitern im Kontext organisatorischer, technischer und sicherheitsrelevanter Aspekte untersucht, um gegenwärtige Zustände, Bedürfnisse und Optimierungspotentiale aufzuzeigen. Jetzt herunterladen!

Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

Recent Posts

Taugen Kryptowährungen als Unterstützer der Energiewende?

Bankhaus Metzler und Telekom-Tochter MMS testen, inwieweit Bitcoin-Miner das deutsche Stromnetz stabilisieren könnten.

7 Stunden ago

Supercomputer-Ranking: El Capitan überholt Frontier und Aurora

Mit 1,7 Exaflops ist El Capitan nun der dritte Exascale-Supercomputer weltweit. Deutschland stellt erneut den…

11 Stunden ago

Ionos führt neue AMD-Prozessoren ein

Der deutsche Hyperscaler erweitert sein Server-Portfolio um vier Angebote mit den neuen AMD EPYC 4004…

12 Stunden ago

Lags beim Online-Gaming? DSL-Vergleich und andere Tipps schaffen Abhilfe

Beim Online-Gaming kommt es nicht nur auf das eigene Können an. Auch die technischen Voraussetzungen…

12 Stunden ago

GenKI-Fortbildung immer noch Mangelware

Fast jedes zweite Unternehmen bietet keinerlei Schulungen an. In den übrigen Betrieben profitieren oft nur…

12 Stunden ago

Netzwerk-Portfolio für das KI-Zeitalter

Huawei stellt auf der Connect Europe 2024 in Paris mit Xinghe Intelligent Network eine erweiterte…

14 Stunden ago