Werbung in WhatsApp könnte bald Realität werden

Facebook plant, WhatsApp für Werbetreibende zu öffnen. Das gab David Marcus, Vice President of Messaging Products bei Facebook, in einem Interview mit CNBC bekannt. Spekulationen darüber gab es bereits in der Vergangenheit, wurden aber nach dem Abgang des WhatsApp-Gründers Jan Koum erneut befeuert. „Was die Werbung angeht, werden wir WhatsApp definitiv offener gestalten“, sagte Marcus im Interview mit CNBC.

Bereits vorher hatte Barcleys in einem Analysten-Newsletter die Möglichkeit von Werbung in WhatsApps als sehr wahrscheinlich erachtet. „Viele unserer Kontakte haben uns in den letzten Jahren gesagt, dass, wenn Jan geht, Anzeigen in WhatsApp erscheinen werden“.

Nach einem Bericht der Washington Post soll Koum Facebook im Streit „wegen der Strategie des beliebten Nachrichtendienstes und der Versuche von Facebook, seine persönlichen Daten zu nutzen und seine Verschlüsselung zu schwächen“ verlassen haben. Marcus sagte, Koum habe einfach entschieden, dass er jetzt etwas anderes machen wolle und dementiert einen Streit. Es sei „definitiv nicht der Fall“, dass es eine interne Meinungsverschiedenheit über Daten gegeben habe.

Koums Kompagnon Brian Acton hatte die Facebook-Tochter bereits im November verlassen und hat den WhatsApp-Konkurrenten Signal mit 50 Millionen Dollar unterstützt. Nach dem Datenskandal um die britische Firma Cambridge Analytica, die privaten Informationen von 87 Millionen Facebook-Nutzern zu Marketingzwecken missbraucht hat, schloss sich Acton ehemaligen Facebook-Frührungskräften an und unterstützte die #DeleteFacebook-Kampagne. Laut der Quellen der Washington Post traf Koum seine Entscheidung, Facebook zu verlassen, aber bereits vor dem Bekanntwerden des Skandals.

WhatsApp ist mit 1,5 Milliarden Nutzern monatlich der größte Messaging-Service der Welt. Erst kürzlich wurde mit WhatsApp Business auch eine spezielle Version für Unternehmen vorgestellt.

Koum und Acton standen Online-Werbung betont kritisch gegenüber. In einem WhatsApp-Blogbeitrag im Jahr 2012 schrieben sie: „Niemand wacht aufgeregt auf, um mehr Werbung zu sehen; niemand geht schlafen und denkt an die Anzeigen, die er morgen sehen wird“. Sie beschrieben Online-Werbung als „eine Störung der Ästhetik, eine Beleidigung Ihrer Intelligenz und die Unterbrechung Ihres Gedankengangs“. Trotzdem haben beide dem Verkauf an Facebook zugestimmt. „WhatsApp wird autonom bleiben und unabhängig arbeiten“, schrieben die Gründer in einem Blogpost, in dem sie die Übernahme ankündigten. „Und Sie können sich immer noch darauf verlassen, dass keine Werbung Ihre Kommunikation unterbricht.“ Damit scheint es nun bald vorbei zu sein.

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Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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