Die Eröffnung der Entwicklerkonferenz Google I/O überträgt Google heute ab 19 Uhr in einem Livestream. Die Keynote hält Google-Chef Sundar Pichai, der wie üblich von den neuesten Produkten und Innovationen berichten wird. Darin dürfte das kommende Android-Betriebssystem Android P eine zentrale Rolle spielen.
Eine erste Entwicklerversion hatte Google bereits vor wenigen Wochen veröffentlicht. Kurz vor Eröffnung der Google I/O sind nun Fotos der neuesten Version auf Google+ aufgetaucht. Demnach plant Google unter anderem eine neue Gestensteuerung fürs Multitasking und eine neue Stromsparfunktion einzuführen. Die Bilder bestätigen damit Gerüchte, die vor wenigen Wochen kursierten.
Auf den veröffentlichten Bildern wird bei aktivierter Gestensteuerung die mittlere Home-Taste nicht mehr durch einen Kreis symbolisiert, sondern mit durch einen abgerundeten Querstrich. Einen Multitasking-Button gibt es auf den Screenshots nicht, sofern die Gestenoption aktiviert wird.
Gesten als Ersatz für Navigationselemente zu nutzen ist kein neues Konzept. Bereits 2009 führte Palm für WebOS eine solche Steuerung ein. Apple hat diese Idee aufgegriffen und beim iPhone X, das über keinen Home-Button mehr verfügt, umgesetzt. Von WebOS dürften auch andere Teile von iOS stammen, nachdem 2010 ein wichtiger WebOS-Designer zu Apple wechselte.
Mit OnePlus und Xiaomi gibt es auch zwei Hersteller aus dem Android-Lager, die die Navigationsleiste sogar komplett durch eine Gestensteuerung ersetzen. Soweit will Google bei Android P offenbar noch nicht gehen. Schließlich deutet der Screenshot weiterhin auf eine Navigationsleiste hin.
Xiaomi informiert den Nutzer durch Animationen über die neue Funktion. Diese werden unter Einstellungen – Vollbildanzeige – Vollbild-Gesten angezeigt. Auch OnePlus hat inzwischen Animationen integriert und stellt die Vollbildgesten unter Einstellungen – Tasten – Navigation bar & gesture vor.
Bereits nach kurzer Eingewöhnungszeit hat man sich an die Vollbild-Gesten gewöhnt und darf sich über den gewonnen Raum für Inhalte freuen. Schöner sieht die Oberfläche ebenfalls aus, da störende Steuerungselemente unsichtbar sind.
Außerdem zeigen die Screenshots eine neue Option mit der Bezeichnung „Adaptive Battery“, die weniger häufig genutzte Apps zeitweise in den Ruhezustand versetzt, um die Akkulaufzeit zu verbessern. Benachrichtigungen könnten dann aber verspätet eintreffen lautet jedoch ein Hinweis. Eine ähnliche Option haben andere Smartphonehersteller bereits in ihren Android-Versionen schon länger umgesetzt.
Schon länger bekannt ist die Unterstützung von Android P für den von Essential erstmals und in der Folge auch von Apple verwendeten Display-Einschnitt, der häufig auch mit notch bezeichnet wird. Durch die Unterstützung der Aussparung können Entwickler Anwendungen erstellen, die automatisch alle Ausschnitte umgehen, ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass wichtige Informationen oder Navigationsfunktionen durch den Ausschnitt verdeckt werden.
Updates zur Videowiedergabe und Bildkomprimierung gibt es ebenfalls in Android P. Google fügt Unterstützung für HDR VP9 Profile 2 und HEIF hinzu, damit Entwickler diese in ihre Anwendungen integrieren können. Das Gleiche gilt für eine neue Multi-Kamera-API, die für Geräte mit Dualkameras geeignet ist.
Eine der bemerkenswertesten Funktionen, die Android P bietet, ist die Möglichkeit in Benachrichtigungen Bilder zu integrieren. Außerdem sollen mehr Optionen für die Beantwortung respektive Verarbeitung zur Verfügung stehen, die auch das Speichern selbst definierter Entwürfe zulassen soll.
Ein weitere bemerkenswerte Funktion ist die Möglichkeit, Benutzer in Innenräumen (mit entsprechenden Berechtigungen) mit Hilfe von Wi-Fi Round-Trip Time (RTT) zu verfolgen, sowie Verbesserungen beim automatischen Ausfüllen, der Neuronalen Netzwerk-API und der Energieeffizienz.
Beginnend mit Android P unternimmt Google Schritte, um sicherzustellen, dass Entwickler bei der Erstellung von Anwendungen keine privaten APIs verwenden. Im November 2018 müssen alle Apps, die im Google Play Store eingereicht werden, auf Android Oreo oder neuer ausgerichtet sein. Außerdem müssen alle Anwendungen irgendwann im Jahr 2019 64-Bit-Hardware unterstützen.
Auch hinsichtlich der Sicherheit gibt es in Android P einige Neuerungen. Android P wird standardmäßig HTTPS-verschlüsselte Verbindungen für den gesamten App-Traffic erzwingen. Obwohl dies keine Voraussetzung ist, müssen sich die Anwendungen aktiv gegen die Verwendung von HTTPS entscheiden.
Sobald ein verschlüsseltes Backup aus der Cloud eingespielt wird, muss der Nutzer die Geräte-PIN eingeben. Ohne sie, sagt Google, sei kein Zugriff auf die Daten möglich. Außerdem informiert Android P mit einer dauerhaften Einblendung, sobald eine App einen Gerätesensor benutzt. Eine heimliche Nutzung, etwa des Mikrofons oder der Kamera durch Schadapps, soll damit verhindert werden.
Eine weitere Neuerung ist die Standardisierung bei der Nutzung des Fingerabdrucksensors. Apps können in Android P den Fingerabdruck-Dialog des Systems verwenden und müssen kein eigenes Popup mehr dafür verwenden.
Hinsichtlich der Sicherheit hat Android gegenüber iOS laut einer Untersuchung von Gartner in den letzten Jahren aufgeholt. Während bei den von Gartner überprüften 16 Geräte-Sicherheitsfunktionen Smartphones mit Android 7 und fünf „strong“-Bewertungen der iOS-Plattform noch unterlegen waren, erreichen Smartphones mit Android 8 11-mal die Bestnote und ziehen damit am iPhone vorbei. Am sichersten sind laut Gartner die Samsung-Smartphones mit Knox-Unterstützung. Sie werden in dreizehn Fällen mit „strong“ bewertet, während iOS 11 nur sieben Mal die Bestnote erhält. Auch im Unternehmensbereich führen Knox-Smartphones laut Gartner. Von den von Gartner überprüften zwölf Funktionen im Bereich „Corporate Managed-Security“ erreicht Samsung Knox zu 100 Prozent die Bewertung „strong“, während unter iOS 11 nur bei 5 von 12 Parametern mit „strong“ bewertet wird.
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