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Nutanix: Auf dem Weg in die Multicloud

Gartner sieht Nutanix heute als den führenden Anbieter bei Hyperkonvergenz-Lösungen, vor DellEMC, VMware und HPE. Doch vielleicht wird man den Anbieter in Zukunft auch in ganz anderen Magic Quadrants finden, beispielsweise in solchen zum Thema Multicloud-Management. Nutanix-Produktmarketier Gregory Smith bezeichnete Multicloud in einem Vorgespräch zur .Next als das „derzeit wichtigste Investitionsgebiet“ des Anbieters.

Es verwundert daher nicht, dass Nutanix am 1. März einen Einkauf tätigte, der sich genau auf dieses Feld spezialisiert hat. Zu einem nicht veröffentlichten Preis erwarb Nuntanix Minjar, den Anbieter des Multicloud-Management-Services Botmetric, der aus der Cloud geliefert wird. Derzeit kann Minjar nur die Cloud-Nutzung auf AWS und Azure überwachen, weitere Plattformen sollen dazukommen. Cloud-Ausgaben von rund einer Milliarde Dollar werden laut Nutanix schon über Minjar gemanagt. Zwar gibt es eine Reihe anderer Multicloud-Managementlösungen, allerdings sind viele davon nur für Kunden großer Berater zugänglich.

„Multicloud ist unser wichtigstes Investitionsfeld“, Greg Smith, Vice President Produktmarketing, Nutanix (Bild: Nutanix)

Management-Service für Datenbanknutzer

Der HCI-Spezialist transformiert den Minjar-Service in das eigene Angebot Beam. Damit sollen zunächst Private Clouds, AWS- und Azure-Clouds verwaltet werden, was im ersten Schritt vor allem bedeutet, auf ungenutzte Ressourcen innerhalb der Cloud-Services hinzuweisen, damit diese Kostenerzeuger ohne erkennbaren Wert abgestellt werden, oder Ressourcen rechtzeitig zu skalieren, ehe sich die fehlenden Ressourcen als hemmend für den Geschäftsverlauf entpuppen. Dabei wird die aktuelle Cloud-Nutzung in Echtzeit gemessen und kostenbezüglich dargestellt, auch nutzerspezifisch. Anschließend entwickelt das System mit Hilfe intelligenter analytischer Algorithmen Empfehlungen, wie die Kosten gesenkt, Sicherheit und Compliance optimiert werden können.

In Zukunft möchte Nutanix Beam mit dem Service Calm zusammenbringen. Calm, von dem schon letzten Herbst auf der Nutanix-Europatagung am Mittelmeer die Rede war, ist ein Werkzeug, das Bereitstellung und Migration von Anwendungen in und zwischen Clouds erleichtern soll. Kombiniert man beide Werkzeuge, wäre es möglich, beispielsweise bei Preisveränderungen bei bestimmten Cloud-Services schnell mit entsprechenden Empfehlungen zu reagieren und die betroffenen Anwendungen dann auch gleich zum günstigeren Cloud-Service zu migrieren. Bislang sind solche Szenarien eher die Idealvision als die Realität beim entstehenden Multicloud-Management.

Beam ist bereits verfügbar, die Kosten sind ein Prozentsatz des Preises, den Kunden für die Nutzung von Cloud-Services entrichten.

Era ist ein neuer Dienst, mit dem Nutanix vor allem das Management von Datenbanken erleichtern und die Kosten der Datenspeicherung senken will (Bild: Nutanix)

Service für Datenbankanwender

Interessant für Datenbank-Anwender ist ein zweiter neuer Dienst, Era, mit dem Nutanix vor allem das Management von Datenbanken erleichtern und die Kosten der Datenspeicherung senken will. Denn IDC schätzt, wie Nutanix zitiert, dass rund 60 Prozent aller Speicherkosten durch das Halten von Dubletten entstehen. Datenbanken werden in vielen Unternehmen an mehreren Stellen gehalten. Nutanix Era arbeitet dabei mit dem in der Nutanix-Plattform enthaltenen Snapshot-Service zusammen. Dabei speichert das System nicht nur die Daten, sondern auch sämtliche Transaktionen. Damit lassen sich beliebige Datenbankkopien aus der Vergangenheit wiederherstellen. Dieses Feature ist besonders beliebt bei Entwicklungsabteilungen für deren Tests und um Datenbanken nach Abstürzen wieder verfügbar zu machen. Die Funktionen von Beam sollen mit der Zeit zunehmen, im Endstadium soll der Service das komplette Lifecycle-Management von Datenbanken übernehmen.

Derzeit testen Era einige Beta-Kunden, die breite Verfügbarkeit hat Nutanix für das zweite Halbjahr angekündigt. Ein Preismodell gibt es noch nicht. Aktuell lässt sich der Service nur auf Oracle- und PostgresSQL-Datenbanken anwenden. Für weitere Datenbanken wird er zukünftig verfügbar gemacht.

Netzwerkkomponente vervollständigt Infrastrukturstack

Mit dem Netzwerkservice Flow vervollständigt Nutanix schließlich seinen Infrastrukturstack. Smith: „Wir hatten etwas auf der Server- und der Storage-Seite, nun folgt das fehlende Teil.“ Flow basiert auf dem ebenfalls kürzlich erfolgten Aufkauf von Netsil, einem Startup aus Pennsylvania. Das Unternehmen selbst beschreibt sein Angebot in einem Video von Nutanix als eine „Google Map für Cloud-Applikationen“. Die in der Cloud laufenden Applikationen werden durch einen Entdeckungs-Mechanismus in eine Grafik aufgenommen und mit ihren Abhängigkeiten untereinander dargestellt. Das hilft, Sicherheitsmechanismen auf einer höheren Ebene zu implementieren und beispielsweise eine Mikrosegmentierung so durchzuführen, dass nur Applikationen miteinander reden dürfen, bei denen das rechtlich auch gestattet ist. Solche Mechanismen sind in virtualisierten Umgebungen erforderlich, bei denen Daten verstärkt auch in horizontaler Richtung fließen.

Außerdem kann Flow auch an die HCI angebundene Endgeräte wie Bandbreitenoptimierer oder Firewalls ansprechen und geräteübergreifende, konsistente Regelwerke über Applikationsschnittstellen bis auf diese Geräte durchreichen. Dadurch werden Ende-zu-Ende-Sicherheitsmechanismen möglich.

Der Abschied von der Hardwarewelt dokumentiert sich bei Nutanix auch noch in einem eher geschäftlichen Vorgang: Es ist bereits länger möglich, Nutanix als Software auf einer mehr oder weniger beliebigen Hardware zu betreiben. Nun macht sich Nutanix vollständig unabhängig vom Hardwareumsatz der Appliance-Lösung: Der Hardwareumsatz dieser Variante, die auf Supermicro-Hardware basiert, wird nur noch dem Lieferanten zugute geschrieben, nicht mehr Nutanix selbst.

Wenn Kunden diesem Konzept skeptisch gegenüberstehen sollten, so ist das jedenfalls der Umsatzentwicklung des zurückliegenden zweiten Quartals des Geschäftsjahres 2018 nicht anzumerken. Im Jahresvergleich stieg der Umsatz um satte 44 Prozent auf rund 287 Millionen Dollar, der Bruttogewinn um 45% auf 128 Millionen Dollar. Rund 1000 neue Kunden kamen im vergangenen Quartal hinzu. Der Bruttogewinn legte um 46% zu, allerdings steht Bruttogewinnen noch immer ein Nettoverlust von 62,6 Millionen Dollar gegenüber. Ein Jahr zuvor waren es 76,4 Millionen Dollar. Gegenüber dem hehren Ziel, das Nutanix gegenüber Investoren verkündet, wirkt das alles aber noch recht überschaubar: In der Investorenpräsentation publiziert Nutanix das Ziel, schon 2021 drei Milliarden Dollar umzusetzen und damit mehr als drei Mal so viel wie jetzt.

Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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