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Canalys: Smartphoneverkäufe sinken in Westeuropa um knapp 14 Prozent

Nach Untersuchungen von Canalys fällt der Absatz von Smartphones im ersten Quartal 2018 in Europa um 6,3 Prozent niedriger aus als im gleichen Zeitraum 2017. Es ist laut der Marktforscher der größte Quartalsrückgang. Westeuropa war mit einem Minus von 13,9 Prozent und 30,1 Millionen ausgelieferten Einheiten am stärksten betroffen. Zentral- und Osteuropa blieb eine Wachstumsregion mit einem Plus von 12,3 Prozent und 15,9 Millionen verkauften Einheiten. Vor allem der Absatz in Russland mit einem Plus von 25,4 Prozent sei hier maßgeblich gewesen.

Canalys: Top-Smartphone-Hersteller in Europa Q1/2018 (Grafik: Canalys)

„Dies ist eine neue Ära für Smartphones in Europa“, sagt Ben Stanton, Analyst bei Canalys. „Die wenigen verbleibenden Wachstumsmärkte reichen nicht aus, um die gesättigten zu kompensieren. Wir bewegen uns von einer Wachstums- zu einer zyklischen Ära. Dies stellt eine ganz neue Herausforderung für die etablierten Unternehmen dar, und wir erwarten, dass einige kleinere Marken in den kommenden Jahren den Markt verlassen werden“.

Samsung bleibt in Europa mit einem Absatzvolumen von 15 Millionen Stück an der Spitze, rutscht aber im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent ab. Dafür seien laut Canalys vor allem Huawei und Xiaomi verantwortlich, die im Low-End- und Mid-Range-Bereich punkten konnten. Doch der hohe Preis der Galaxy-S9-Reihe sowie ihre frühere Markteinführung im Kalenderjahr als im Vergleich zu den Galaxy-S8-Modelle führten zu einem drastischen Anstieg des Durchschnittsverkaufspreise und halfen Samsung, den Umsatz um über 20 Prozent zu steigern.

Canalys: Smartphone-Markt Europa Q1/2018 (Grafik: Canalys)

Apple entwickelte sich besser als der Markt und lieferte über 10 Millionen Einheiten aus, was jedoch immer noch einen Rückgang von 5,4 Prozent bedeutet. Das meistverkaufte Smartphone der Region ist das iPhone X, das sich aber im Vergleich zum Vorquartal etwas weniger Käufer fand.

Gegen den Trend konnte sich auch Huawei behaupten und setzte mit 7,4 Millionen Smartphones 38,6 Prozent mehr ab als im Vorjahresquartal. Trotz des hohen Mengenwachstums konnte Huawei den Umsatz gegenüber dem Vorjahr aber nur um 1,7 Prozent steigern. Doch mit dem Start von P20 und P20 Pro wird der durchschnittliche Verkaufspreis im zweiten Quartal steigen, was auch den Umsatz entsprechend anheben sollte.

Samsung, Apple und Huawei haben ihren gemeinsamen Anteil in Europa von 61,0 Prozent im ersten Quartal 2014 auf 71,4 Prozent im ersten Quartal 2018 gesteigert. Kleinere Marken wie Alcatel, Sony und LG mussten in diesem Quartal deutliche Rückgänge hinnehmen.

„Es ist nicht alles düster für die kleineren Hersteller“, sagte Lucio Chen, Research Analyst. „Xiaomi und Nokia, unter HMD Global, sind beide relativ neu auf dem europäischen Markt, haben aber den vierten und fünften Platz erobert. Xiaomi arbeitet eng mit Distributoren wie Ingram Micro und ABC Data zusammen, um Produkte in den Handel zu bringen. HMD hat einen anderen Ansatz gewählt, indem es seine guten Beziehungen zu Mobilfunkprovidern nutzt, um seine neuen Smartphones europaweit zu vermarkten.“ Allerdings nehmen laut Canalys HMD Global als auch Xiaomi derzeit noch in Kauf, ein höheres Wachstum auf Kosten des Profits zu erzielen. „Aber das ist auf lange Sicht nicht nachhaltig, und sowohl Xiaomi als auch HMD Global werden ihre Umsatz- und Kostenstrukturen, wie es die Top 3 es getan haben, in Richtung Profitabilität verschieben müssen“.

Flaggschiff Smartphone-Features geraten zunehmend von Billigmarken unter Druck, die deren Spezifikationen in den Midrange-Sektor bringen. Honor, Wiko und Xiaomi haben maßgeblich zur Verbreitung von hochwertigen Kamerafeatures beigetragen, die gegenüber dem Vorjahr um mehr als 150 Prozent gestiegen sind. Auch die Größe der Smartphone-Bildschirme nahm weiter zu, wobei die Lieferungen von Smartphones mit Bildschirmen größer als 5,5 Zoll um mehr als 50 Prozent zunahmen.

„Dual-SIM ist auch in Europa ein wachsender Spezifikationstrend“, sagt Vincent Thielke, Canalys Research Analyst. „Es hat länger gedauert als anderswo auf der Welt, denn die Betreiber sind paranoid, wenn es darum geht, Dual-SIM-Telefone anzubieten, da sie den Wettbewerbern die Möglichkeit bieten, Leitungen in ihre installierte Basis zu verkaufen. Aber aufgrund des Wachstums von Dual-SIM über den Einzelhandel, insbesondere über Marken wie Huawei und Wiko, sind die Betreiber gezwungen, ihr Portfolio neu zu bewerten und Dual-SIM in Betracht zu ziehen. Auch die Hersteller reagieren, und Samsung hat sich ausdrücklich dafür eingesetzt, im Jahr 2018 mehr Geräte in mehr Kanälen mit Dual-SIM auszustatten.“

Kürzlich hatte Strategy Analytics Absatzzahlen zum weltweiten Smartphonemarkt veröffentlicht. Danach sank die weltweite Produktion von Smartphones im ersten Quartal 2018 um 2 Prozent auf 345 Millionen Einheiten. Samsung belegt bei einem leichten Rückgang mit einem Marktanteil von knapp 23 Prozent den ersten Platz, während Apple leicht auf 15 Prozent zulegen kann und Platz 2 erreicht. Huawei und Xiaomi konnten ihren Marktanteil erheblich steigern, während Oppo, zu denen die hierzulande bekannte Marke OnePlusgehört, leichte Verluste verbucht.

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Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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