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Bluetooth-Audio: SBC, AAC, aptX, aptX HD und LDAC erklärt

Immer häufiger verfügen Smartphones nicht mehr über eine analoge 3,5-mm-Audio-Buchse für den Anschluss eines herkömmlichen Kopfhörers. Gleichzeitig steigt das Angebot an Bluetooth-fähigen Kopfhörern. Ohne Kabelverbindung bieten sie auf Basis neuester Bluetooth-Übertragungsstandards eine mehr als ausreichend gute Klangqualität.

Dank des kabellosen Betriebs über Bluetooth bieten sie gegenüber den kabelgebundenen Variante im Wesentliche zwei Vorteile. Zum einen ist die Gefahr eines Kabelbruchs nicht gegeben, eine Gefahr die vor allem im mobilen Einsatz schnell zur Realität werden kann, und zum anderen, können Bluetooth-Kopfhörer auf den in den Smartphones integrierten digitalen Assistenten zugreifen.

So viel zur Theorie, nun zur Praxis. Um die qualitativ höchsten Codecs nutzen zu können, müssen Kopfhörer und Zuspielgerät den jeweiligen Codec unterstützen. Es nützt also nichts, wenn das Smartphone aptX HD unterstützt, der Kopfhörer aber nur SBC. Umgekehrt gilt das Gleiche: Wenn der Kopfhörer aptX HD unterstützt, das Smartphone aber nur SBC, dann kommt die Verbindung nur mit dem SBC-Codec zustande.

Apples iPhone unterstützt als Bluetooth-Codec maximal AAC und das, obwohl Unternehmensvertreter immer davon reden, dass Musik ein Teil der Apple-DNA sei. Zwar liefert AAC eine gute Soundqualität, doch die Android-Plattform hat in Sachen Bluetooth-Audio-Codecs deutlich mehr zu bieten. Zum einen stehen mit aptX und aptX HD zwei Codecs von Qualcomm bereit, die eine Abtastrate von 48 kHz bei 16/24 Bit bieten. Damit bietet aptX HD eine Datenrate von 576 kBit/s.

Zudem gibt es mit LDAC und Samsung HD (UHQ-BT) noch zwei weitere Codecs, die Datenraten von knapp 1 MBit/s bieten. Allerdings sind diese nur eingeschränkt verfügbar. Samsung HD wird nur von Samsung-Smartphones unterstützt. Ebenso gibt es bis auf Samsung keinen anderen Kopfhörerhersteller, der diesen Codec verwendet. LDAC von Sony war bisher nur auf Smartphones der Japaner zu finden. Mit Android 8.0 Oreo gehört LDAC zu den standardmäßig unterstützten Codecs. Allerdings sind LDAC-kompatible Kopfhörer nur von Sony erhältlich.

Welcher Codec wird gerade verwendet: SBC, AAC, aptX, aptX HD oder LDAC

In der Regel wird der optimale Codec bei der Bluetooth-Übertragung automatisch ausgewählt. Im Test mit dem aptX-HD-kompatiblen Kopfhörer Aventho Wireless von Beyerdynamic kommt die Verbindung mit einem OnePlus 5T und den Xiaomi-Smartphones Mi MIX 2 und Mi MIX 2S mit aptX HD zustande. Das wird vom Aventho Wireless auch per Sprachausgabe signalisiert. Sobald das OnePlus 5T mit dem Aventho Wireless verbunden ist, erscheint auf dem Display des Smarphones eine entsprechender Hinweis.

Das OnePLus 5T zeigt den Status der aktuellen Bluetooth-Verbindung an. Wer über die Bluetooth-Verbindung mehr erfahren will, schaut in Einstellungen unter Entwickleroptionen nach (Screenshot: ZDNet.de).

Viele Kopfhörer respektive Smartphones signalisieren aber nicht, welcher Codec gerade zum Einsatz kommt. Unter Android kann man diese Informationen über die Entwickleroptionen auslesen. Dieses Menü steht unter Einstellungen standardmäßig aber nicht zur Verfügung. Erst ein siebenmaliges Tippen auf den Eintrag Buildnummer, der auf dem OnePlus 5T unter Einstellungen – Über das Telefon zur Verfügung steht, aktiviert diesen Eintrag. Bei Samsung-Smartphones findet man die Buildnummer unter Einstellungen – Telefoninfo – Softwareinformationen. Anschließend stehen die Entwickleroptionen unter Einstellungen zur Verfügung. Dort blättert man nach unten bis zum Eintrag Bluetooth AVRCP-Version, unter dem weitere Bluetooth-Optionen wie Audio-Codec, Audio-Abtastrate, Bits pro Sample et cetera aufgeführt sind. Bei einer bestehenden Bluetooth-Verbindung zeigen diese Optionen die aktuellen Verbindungsparameter an.

Klang-Qualität nicht nur vom Codec abhängig

Es ist natürlich von Vorteil, wenn das Smartphone-Kopfhörergespann eine Bluetooth-Verbindung mit hoher Bandbreite wie aptX HD zur Verfügung stellt. Doch das ist nicht nicht das einzige Kriterium für eine gute Klangqualität. Wer kostenlose Streamingdienste hört, wird zwischen SBC und aptX, geschweige denn aptX HD, kaum einen Unterschied wahrnehmen. Kommt hingegen unkomprimierte Musik mit hoher Auslösung zum Einsatz, macht sich die höhere Bandbreite durchaus positiv bemerkbar. Zwischen aptX und aptX HD dürften allerdings nur die wenigsten noch Unterschiede ausmachen können.

Auf 2L -The Nordic Sound stehen verschiedene Musikstücke in unterschiedlicher Auflösung zum Download zur Verfügung. Somit kann man schnell „erhören“, ob die höher aufgelöste Musik auch besser klingt oder nur mehr Speicherplatz verbraucht (Screenshot: ZDNet.de)

Selbst wenn hochaufgelöste nicht-komprimierte Musik zur Verfügung steht, bedeutet das nicht, dass ein Smartphone mit aptX HD die bessere Klangqualität als ein Modell mit aptX bietet. Im Test mit dem aptX-HD-fähigen Kopfhörer Beyerdynamic Aventho Wireless bietet das Samsung Galaxy S9+ mit aptX gegenüber den aptX-HD-fähigen Modellen von OnePlus und Xiaomi die eindeutig bessere Klangqualität. Das liegt zum einen daran, dass das Samsung-Smartphone Dolby Atmos unterstützt und zum anderen eine mit Adapt Sound individuelle Klangpersonalisierung auf Basis eines Hörtests bietet.

Das Samsung Galaxy S9+ bietet dank Dolby Atmos und Adapt Sound im Test mit dem Aventho Wireless den besten Klang (Screenshot: ZDNet.de).

Fazit Bluetooth-Codecs

Anwender, die lediglich stark komprimierte Musik über das Smartphone hören, brauchen sich um die Bluetooth-Verbindungsqualität keine Sorgen machen. SBC und AAC bieten diesbezüglich genügend Leistungsreserven, um die komprimierte Musik in annehmbarer Qualität abzuspielen.

Anders sieht es aus, wenn audiophile Anwender auf ein Höchstmaß an Qualität beim Abspielen von unkomprimierter Musik Wert legen. Dann sollten Smartphone und Kopfhörer mindestens aptX unterstützen. Prinzipiell besser sind natürlich Codecs, die noch höhere Bandbreiten und eine größere Abtastrate bieten. Dann müssen Musik und das Hörvermögen der Anwender aber mithalten können.

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Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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