Google hat die zweite Beta von Android P veröffentlicht. Gleichzeitig entsprechen die darin enthaltenen Programmierschnittstellen der finalen Fassung (API level 28). Android-Entwickler können also nun Apps mit den neuen Möglichkeiten von Android P erstellen und sie auf Kompatibilität testen. Für Entwickler ist es bereits die dritte Version von Android P (Developer Preview 3).
Eine Vorabversion von Android P steht inzwischen für 12 Smartphones zur Verfügung. Neben den Google-Smartphones Pixel, Pixel XL sowie deren Nachfolger Pixel 2 und Pixel 2 XL steht die Beta 1 (DP2) auch für die Telefone Essential PH-1, Nokia 7 Plus, OnePlus 6, Oppo R15 Pro, Sony Xperia XZ2, Vivo X21, Vivo X21UD und Xiaomi Mi Mix 2S zur Verfügung.
Allerdings ist die Beta 2 (DP3) derzeit nur für die Pixel-Smartphones verfügbar. Nach Angaben von Google werden allerdings die Beta-Partner ein Update in den nächsten Wochen bereitstellen.
Für Android P nutzt Google maschinelles Lernen, damit das Smartphone vom Verhalten des Nutzers lernt, sich diesem anpasst und ihn bei den täglichen Aufgaben unterstützt. So jedenfalls lautet der Anspruch von Sameer Samat, VP Product Management, Android.
Hierzu zählt beispielsweise die adaptive Akkusteuerung, die Google zusammen DeepMind, einer von Googles Mutter Alphabet 2014 übernommenen Firma, entwickelt hat. Damit soll die Akkuleistung bevorzugt für die meistgenutzten Apps und Dienste zur Verfügung stehen. Maschinelles Lernen wird unter Android P auch für die automatische Helligkeit eingesetzt. Damit lerne das Gerät, welche Helligkeits-Einstellungen der Anwender in bestimmten Umgebungen bevorzugt.
Die Akkulaufzeit eines Geräts ist für viele Anwender ein entscheidendes Merkmal. Daher verwundert es auch nicht, dass Android schon in der Vergangenheit einige Verbesserungen in Sachen Laufzeit umgesetzt hat. Auch Smartphonehersteller sind diesbezüglich aktiv. Samsung hat zum Beispiel mit der sogenannten App-Optimierung eine Funktion integriert, mit der die Nutzung von Apps eingeschränkt wird. Hierfür wird bei selten verwendeten Anwendungen der Hintergrunddaten-Verkehr begrenzt.
Hier setzt auch Google an: Da eine Aktualisierung von allen im Hintergrund laufenden Anwendungen nicht nötig ist, da nicht alle Apps mit der selben Häufigkeit genutzt werden, hat Google zusammen mit DeepMind ein künstliches neuronales Netz in Android P implementiert, um vorherzusagen, welche Anwendungen in den nächsten Stunden wahrscheinlich verwendet und welche erst später genutzt werden.
Mit diesem Wissen passt sich Android den Nutzungsmustern des Anwenders an, sodass es nur für die Apps Akkuleistung zur Verfügung stellt, die tatsächlich vom Nutzer benötigt werden. Laut internen Tests konnte damit eine deutliche Reduzierung der Hintergrundaktivität festgestellt werden.
Eine adaptive Helligkeitssteuerung ist Standard bei heutigen Smartphones. Allerdings unterliegt diese Steuerung bisher starren Grenzen, die nicht unbedingt für jeden Nutzer gleichermaßen geeignet sind. Manche Custom Roms erlauben daher je nach Helligkeit eigene Grenzwerte zu definieren. Ist das nicht möglich, muss der Anwender manuell eingreifen, um eine für ihn optimale Helligkeit zu erhalten.
Auch für diese Funktion nutzt Google maschinelles Lernen, das es wie bei der Akkusteuerung zusammen mit DeepMind entwickelt hat. Die adaptive Helligkeitssteuerung lernt unter Android P unter welchen Bedingungen der Nutzer die Helligkeit des Display anpasst und regelt diese in Zukunft automatisch. Auch hier will Google in internen Tests festgestellt haben, dass ein beträchtlicher Teil manueller Helligkeitsanpassungen entfällt.
Mit App-Aktionen soll der Nutzer die nächste anstehende Aufgabe schneller erledigen können. Dafür werden dem Anwender Optionen präsentiert, wenn bestimmte Ereignisse eintreten. Wenn beispielsweise ein Kopfhörer an das Smartphone angeschlossen wird, schlägt Android P dann eine Aktion vor wie den Start einer Musik-App und dem Abspielen einer favorisierten Playlist. Das Feature klingt nicht wirklich neu und wurde vor Google auch von Smartphoneherstellern wie LG umgesetzt. Derartige App-Aktionen gehören aber auch zum Leistungsumfang einiger Custom Roms. Neu ist allerdings, dass Google App-Aktionen wesentlich umfangreicher unter Android P einsetzt. So sollen diese im Launcher, der Smart Text Selection, im Play Store, in der Google-Suche und bei Google Assistant zur Verfügung stehen.
Auch mit der Funktion Slices will Google die Bedienung des Android-Smartphones effizienter gestalten. Mit dem Feature können App-Entwickler Teile ihrere Anwendung an verschiedenen, sinnvollen Stellen des Systems anzeigen. Sucht man beispielsweise in der Google-App nach Taxi, könnte dort nicht nur der nächste Standort eines Fahrzeugs eingeblendet werden, sondern auch eine interaktive Karte, die von einer App stammt und die Kosen und Dauer der Fahrt anzeigt. Das Feature soll außerdem interaktiv sein, sodass man schnell eine Fahrt buchen kann.
Mit der in Android P eingeführten Gestensteuerung, die optional aktiviert werden kann, sollen Nutzer das Gerät einfacher bedienen können. Derartige Umsetzungen hat mit WebOS es schon früher gegeben. Zuletzt wurden sie von Apple, OnePlus und Xiaomi neu interpretiert. Überarbeitet hat Google auch Schnelleinstellungen und bietet ein verbesserte Funktionen zur Aufnahme und Bearbeitung von Screenshots, eine vereinfachte Lautstärkeregelung sowie eine einfachere Möglichkeit zur Verwaltung von Benachrichtigungen.
Android P beinhaltet ein neues Dashboard, das die Nutzungsdauer von Apps anzeigt, wie oft das Smartphone entsperrt wurde und wie viele Benachrichtigungen eingetroffen sind. Über die neue Funktion App-Timer lässt sich pro App eine zeitlich Beschränkung definieren. Und der neue „Bitte-nicht-stören“-Modus stellt nicht nur Anrufe und Benachrichtigungen stumm, sondern zeigt auch keine Benachrichtigungen und andere visuellen Unterbrechungen. Außerdem kann der Nicht-Stören-Modus durch ein einfaches Umdrehen des Smartphones aktiviert werden. Last but not least erinnert ein sogenannter Gute-Nacht-Modus zu einer vom Anwender vorgegebener Zeit, dass er eigentlich ins Bett gehen wollte.
Android P führt einen systemgeführten Dialog für die Nutzung biometrischer Sensoren ein. App-Entwickler müssen also keinen eigenen Dialog mehr erstellen, sondern verwenden stattdessen die BiometricPrompt API, um den Standard-Systemdialog anzuzeigen. Zusätzlich zum Fingerabdruck (einschließlich In-Display-Sensoren) unterstützt die API die Gesichts- und Iris-Authentifizierung.
Vieles von dem, was Google mit Android P präsentiert, ist bereits von anderen Smartphoneherstellern oder Custom Roms bekannt. Es wird sich somit erst in der Praxis nach längerer Nutzung zeigen, ob die von Google in den Fokus gestellten Implementierungen tatsächlich die Nutzung des Smartphones effizienter gestalten. Am ehesten könnten diesen Anspruch die Funktionen App-Aktionen und Slices erfüllen. Erfreulich ist, dass dank Project Treble die neue Beta von Android P nicht nur für die von Google gefertigten Pixel-Smartphones zur Verfügung steht, sondern für insgesamt zwölf Geräte erhältlich ist. Allerdings müssen die meisten davon noch einige Wochen auf die Beta 2 (DP3) warten.
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