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Xiaomi Mi MIX 2S im Test

Mit dem Mi MIX 2S liefert Xiaomi bereits die dritte Variante seines 2016 vorgestellten Flaggschiffs mit rahmenlosem Design. Gegenüber der Vorgängervariante verfügt das Mi MIX 2S über einen schnelleren Prozessor und eine deutlich verbesserte Kamera. Die restliche Ausstattung hat sich hingegen kaum verändert. Das MIX 2S gibt es mit 64 oder 128 GByte Speicher mit 6 GByte RAM. Die 256-GByte-Edition bietet sogar einen 8 GByte großen Arbeitsspeicher und unterstützt mehr LTE-Bänder als die Standard-Varianten. Letztere verfügen aber die in Europa gängigen LTE-Bänder, inklusive Band 20.

Verarbeitung, Design

Die Verarbeitung des Mi MIX 2S ist tadellos. Man merkt dem Gerät klar an, dass es konsequent auf ein rahmenloses Design optimiert wurde, das auch in der Kunst-Welt Beachtung fand. Es wurde „als Beispiel für international herausragendes Produktdesign“ von mehreren Museen gewürdigt, darunter das Design-Museum in München sowie Museen in Finnland und Frankreich.

Gegenüber dem Vorgänger ist das Mi MIX 2S etwas weniger hoch (150,86 zu 151,8 mm) und breit (74,9 zu 75,5 mm), dafür aber geringfügig dicker (8,1 zu 7,7 mm). Auf einen Kopfhörerausgang hat Xiaomi wie schon beim Vorgänger verzichtet. Ein USB-C-Adapter für den Anschluss eines gewöhnlichen Kopfhörers ist im Lieferumfang enthalten. Das Gewicht beträgt 189 Gramm (MIX 2: 185 Gramm).

Im Lieferumfang befindet sich außerdem eine Hülle, durch die das Mi MIX 2S deutlich weniger rutschig und damit sicherer in der Hand liegt. Außerdem sammeln sich damit keine Fingerabdrücke auf der Rückseite des Geräts an.

Display

Der 5,99-Zoll-Bildschirm im 18:9-Format bietet eine Auflösung von 2160 x 1080 Bildpunkte. Da Xiaomi einen LCD-Screen verbaut sind die Farben nicht ganz so brilliant wie bei einem OLED-Display, welches beispielsweise im iPhone X und im Galaxy S9 zum Einsatz kommt. Die Helligkeit beträgt in der Standardeinstellung (Atomatischer Kontrast) bei 450 nits. Mit der Einstellung „Erhöhter Kontrast“ erreicht es über 500 nits. Allerdings verändert sich dadurch die Farbtemperatur auf warm und das Display. In beiden Fällen bietet das Display damit an sonnigen Tagen eine gute Lesbarkeit. Allerdings leuchten iPhone X und Galaxy S9 noch etwas heller. Im Vergleich zum Vorgänger hinterlässt das Display aber einen besseren Eindruck.

Telefonieren, VoLTE Sound

Die Sprachqualität ist in der Standardkonfiguration guter Durchschnitt, das Mikrofon könnte die Umgebungsgeräusche aber ein wenig besser rausfiltern. Die Qualität lässt sich aber steigern, indem man in der Telefon-App den Code *#*#86583#*#* eingibt. Dann entfällt der Providercheck für diese Betriebsart und VoLTE ist aktiv, was auch in der Statusleiste und bei einem Anruf in Form eines kleinen HD-Logos signalisiert wird. Über Einstellungen – SIM – lässt sich die Option nun ein- und ausschalten.

VoLTE lässt sich durch Eingabe des Codes *#*#86583#*#* in der Telefon-App aktivieren (Bild: ZDNet.de)

Da das MIX 2S aptX HD unterstützt, bietet es mit einem entsprechenden Kopfhörer eine gute Klangqualität. An die Audioqualität eines Galaxy S9+ reicht es jedoch nicht heran. Weder unterstützt das MIX 2S Dolby Atmos, noch bietet es eine Klanganpassungen, die das eigene Hörvermögen abgestimmt sind. Beides findet man beim Galaxy S9+, das für Anwender, die hohe Maßstäbe auf die Audiowiedergabe legen, besser geeignet ist. Der interne Lautsprecher klingt nicht schlecht, muss sich aber wiederum dem des Galaxy S9+ klar geschlagen geben. Außerdem muss man bei einer Blutooth-Audio-Verbindung auf den internen Equalizer und die vordefinierten Soundprofile für bestimmte Kopfhörer verzichten.

Kamera

In Sachen Kamera setzt Xiaomi auf Dual-Modell mit einer Auflösung von 2 x 12 Megapixel. Als Sensor kommt der Sony IMX363 zum Einsatz, dessen 1,4μm große Pixel für deutlich bessere Fotos bei schlechten Lichtverhältnissen und dank Dual-Pixel-Technologie für einen schnellen Autofokus sorgen soll. Auch das Galaxy S9 verwendet solch große Sensoren. Die Kamera bietet außerdem eine optische Bildstabilisierung.

Die neue Fototechnik sorgt im Vergleich zum MIX 2 für deutlich bessere Aufnahmen. Das haben auch die französischen Kameraexperten von DxOMark in einem intensiven Test dokumentiert. Im Foto-Test erreicht das MIX 2S eine Punktzahl von 101 und liegt damit nicht mehr weit vom Galaxy S9 mit 104 Punkten entfernt. In der Praxis zeigen sich allerdings in bestimmten Situationen deutlich größere Unterschiede als das Ergebnis vermuten lässt. Insgesamt geht die Qualität aber in Ordnung.

Aufnahme um 22 Uhr: Xiaomi Mi MIX 2 (links), Mi MIX 2S (mitte), Galaxy S9+ (rechts) (Bild: ZDNet.de)

Performance

In Sachen Performance gibt es keinen Anlass zur Kritik. Android 8 mit MIUI 9.6 läuft ohne Fehl und Tadel. Der Ausstattung angemessen sind die Benchmarkresultate, die das Niveau anderer Flaggschiffe erreicht respektive in manchen Bereichen übertrifft. Im Antutu-Test erzielt es einen Wert von knapp 240.000 Punkte. Geekbench ermittelt im Single-Core 2441 undim Multi-Core-Test 8828 Punkte. Auch im PCMark Work 2.0 erreicht das Mi MIX 2S einen sehr guten Wert von 8099.

Doch damit nicht genug. Auch bei der Empfangsbereitschaft von WLAN, Mobilfunk und GPS erzielt das MIX 2S sehr gute Werte und kann im direkten Vergleich das wesentlich teurer Galaxy S9+ teilweise distanzieren.

Batterlielaufzeit

Der im MIX 2S verbaute 3400 mAh starke Akku sorgt für eine lange Betriebsbereitschaft, die allerdings im StandBy-Modus etwas geringer ausfällt als beim Vorgänger. Mit einer Screen-On-Time von fast 9 Stunden überzeugt das Xiaomi-Smartphone aber durch ein langes Durchaltevermögen im aktiven Betrieb.

Das mitgelieferte Netzteil lädt das Mi MIX 2S dank QuickCharge 3.0 in weniger als 1:40 Stunden von 0 auf 100 Prozent. Mit einem Qi-Ladegerät dauert der Ladevorgang beim drahtlosen Aufladen gut doppelt so lange.

Software: Android 8.0 mit MIUI 9.6

Das Mi MIX 2S wird mit Android 8.0 und der von Xiaomi entwickelten Oberfläche MIUI 9.5 ausgeliefert. Anders als Standard-Android bietet es keinen App-Drawer und legt Apps somit direkt auf den Homescreens ab. Wer damit nicht klarkommt, installiert einen alternativen Launcher wie Nova. Was die Software auszeichnet, sind zwei Dinge: Zum einen bietet sie jede Menge Anpassungsmöglichkeiten und zum anderen hat Xiaomi eine Vollbildgestensteuerung integriert, die derart intuitiv ist, dass man sich bereits nach kurzer Zeit so stark daran gewöhnt hat, dass man sie auch auf anderen Geräten irrtümlicherweise verwenden will.

In einem Vorschaufenster informiert MIUI 9 den Nutzer über die veränderte Optik, die mit der Aktivierung der Vollbild-Gesten einhergeht, mit einer Animation. Ebenso werden in diesem Abschnitt die Gesten anschaulich erläutert, sodass schnell klar wird, wie man diese zu benutzen hat. Eine Wisch-Geste von links ersetzt die Zurück-Taste. Dies wird zusätzlich mit einem Pfeil am linken Bildschirm signalisiert. Zum Startbildschirm gelangt man mit einem Wisch von unten. Während die gleiche Geste, wenn man sie langsam ausführt und den Finger zunächst nicht anhebt, dann aber loslässt, die Multitaskingansicht öffnet. Ein Wisch von oben links blendet nutzt die eventuell vorhandene Wischfunktion einer App und blendet zum Beispiel ein App-Menü ein.

Mit MIUI 10 (rechts) steht bereits der Nachfolger der Version 9 in den Startlöchern (Bild: ZDNet.de).

Xiaomi Mi MIX 2S: ROM-Varianten

Wie bei Xiaomi üblich gab es das Mi MIX 2S anfangs nur mit einer ROM, die keinen Play Store enthält und nur mit chinesischer und englischer Sprachunterstützung erhältlich ist. Inzwischen wird das Smartphone aber auch mit einer Global ROM angeboten, die den Play Store enthält und mehrere Sprachen, darunter auch Deutsch, unterstützt. Zudem gibt es im MIUI.EU-Forum bereits eine angepasste Version, die zahlreiche Optimierungen bietet. Wer diese nutzen möchte, muss das Gerät entsperren. Hierfür muss man einen Antrag bei Xiaomi stellen. Nach 15 Tagen Wartezeit kann man das Gerät dann mit einem Unlock-Tool entsperren. Für Experimentierfreudige steht außerdem eine erste Beta von Android P für das MIX 2S zur Verfügung.

Fazit

Das Xiaomi Mi MIX 2S bietet für einen Preis von etwa 450 Euro – bei Rabattaktionen ist es auch deutlich günstiger zu haben – eine sehr gute Leistung. Mit seinem Design gehört es zu einem der schönsten Android-Smartphones. Die Performance ist hervorragend und kann in Sachen LTE-, WLAN- und GPS-Empfang sogar die teurere Konkurrenz teilweise distanzieren. Überzeugend ist auch die Benutzeroberfläche MIUI mit vielen Anpassungsmöglichkeiten und einer hervorragenden Vollbild-Gestensteuerung.

Allerdings gibt es auch Nachteile: So steht beispielsweise kein microSD-Card-Slot für eine Speicherweiterung zur Verfügung. Außerdem ist die Kamera zwar im Vergleich zum Vorgänger deutlich besser geworden, allerdings erreichen die Aufnahmen bei dunkleren Lichtverhältnissen bei weitem nicht die Qualität eines Galaxy S9+. Dafür kostet es aber auch deutlich weniger.

Wer das Mi MIX 2S kaufen möchte, erhält es zu besonders günstigen Konditionen über einen chinesischen Online-Shop. Dort wird es derzeit etwa für 450 Euro angeboten. Die 128-GByte-Version kostet bei Gearbest gerade 470 Euro. Auch einige deutsche Online-Händler wie Alternate haben das Mi MIX 2S im Programm. Dort kostet es zwischen 500 und 560 Euro.

[UPDATE 15. Juni 2018 18:27 Uhr]
Gearbest bietet das Mi MIX 2S gerade besonders günstig an. Die 64-GByte-Variante kostet 410,76 Euro und das 128-GByte-Modell 453,57 Euro.

Weitere Informationen

  • Kameravergleich: Xiaomi Mi MIX 2S gegen Galaxy S9+
  • Xiaomi Mi MIX 2S knipst so gut wie das iPhone X
  • Test von DxOMark
  • Bezugsquelle: Xiaomi Mi MIX 2S in Schwarz oder Weiß, 64 GByte ROM, 6 GByte RAM für derzeit 417,60 Euro bei Gearbest (Rabattcode: XM-activity62)
  • Bezugsquelle: Xiaomi Mi MIX 2S in Schwarz, 128 GByte ROM, 6 GByte RAM für derzeit 461,10 Euro bei Gearbest (Rabattcode: XM-activity63)
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Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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