Jetzt erst recht: Warum Deutschland doch im Endspiel steht

Im Fußball werden aber auch Training und Taktik immer stärker von Datenanalysen geprägt. Unternehmen sollten sich die innovativen Methoden aus der Sportwelt genauer ansehen, da hier das disruptive Potenzial der digitalen Transformation deutlich wird.

Für die Wissenschaftler der Universität Innsbruck standen mit Brasilien und Deutschland mögliche Finalisten der Fußball-WM in Russland schon vor dem Start fest. Auf Grundlage der Buchmacherquoten und aus weiteren historischen Daten berechneten die Experten die höchste Wahrscheinlichkeit für das Weiterkommen aller teilnehmenden Mannschaften. Schon in der Vergangenheit waren die Forscher mit ihren Vorhersagen erfolgreich und erkannten Spanien vorab als Weltmeister bei der WM 2010 und benannten drei von vier Halbfinalisten bei der WM 2014 in Brasilien.

Aber auch während des Turniers könnten wir in diesem Jahr erleben, dass Daten den Spielausgang entscheiden. So erlaubt die FIFA in diesem Turnier erstmals die direkte Kommunikation zwischen der Tribüne und der Trainerbank, beispielsweise durch Headsets, Smartphones oder Tablets. So wäre es denkbar, dass ein Datenexperte außerhalb des Stadions eine Spielanalyse in Echtzeit durchführt, aus der typische Angriffsmuster oder individuelle Stärken einzelner Spieler hervorgehen und diese Erkenntnisse an einen Mitarbeiter im Stadion weitergibt, der schließlich die Trainerbank informiert. So wäre praktisch eine Anpassung der Strategie während des Spiels möglich.

Für manche mag das nach Zukunftsmusik klingen – allerdings ist die datenbasierte Diagnostik längst im modernen Fußball angekommen. Über Videoanalysen sowie Sensoren, die Spieler am Körper tragen, werden heute Leistungswerte und Ballkontakte erfasst. Algorithmen und neuronale Netze erkennen Spielsituationen und geben so Einblicke in die Dynamik eines Fußballspiels. Leistungsindikatoren wie Raumkontrolle, Pressing-Index und Pass-Effizienz-Index sind gesetzte Fachbegriffe, nach denen Trainer heute ihre Strategie ausrichten.

Der Zufall bleibt unberechenbar

Müssen wir also befürchten, dass in Zukunft eine künstliche Intelligenz als Co-Trainer mit auf der Bank sitzt? Eher nicht, denn Statistiken sind nicht alles und die menschliche Erfahrung lässt sich in diesem Fall nicht so einfach in Algorithmen pressen. Schaut man sich einige Daten zu dem legendären Spiel Brasilien gegen Deutschland bei der WM 2014 an, ist die Bilanz eindeutig: Mehr Torschüsse, weniger Fehlpässe, mehr Ecken – laut dieser Werte war Brasilien überlegen. Trotzdem gewannen die deutschen Kicker das Match mit 7:1. Letztlich spielt aber auch der Zufall eine große Rolle, denn 40 Prozent der Aktionen, die zu Toren führen, schreiben Forscher noch immer dem Zufall zu.

In der Zukunft könnten die Veranstalter solche Daten auch den Zuschauern im Stadion oder Zuhause über eine App zur Verfügung stellen. Für den Fan würden sich ganz neue Einblicke in den Spielverlauf ergeben und die Vermarkter hätten eine zusätzliche Einnahmequelle.

Gleichzeitig investieren auch die Anbieter von Sportwetten kräftig in Big Data-Systeme: Tipico, einer der größten europäischen Anbieter von Sportwetten, nutzt beispielsweise Datenintegrationslösungen von Talend, um alle Geschäftsdaten in einer zentralen Cloud-Plattform zusammenzuführen. Entstanden ist ein umfassender Data Lake, der von allen Unternehmensbereichen genutzt wird, um mehr Einblicke in die Kunden zu erhalten, interne Prozesse zu automatisieren und neue Geschäftspotenziale zu identifizieren.

Fazit

So wie Anbieter von Sportwetten datenbasiert ihre Taktik in der Produktentwicklung auf Basis aktueller Daten immer wieder aktualisieren, werden auch große Sportvereine, Verbände und Sportler künftig noch stärker auf Datenanalysen setzen. Vielleicht erleben wir künftig tatsächlich einen digitalen Assistenten mit künstlicher Intelligenz, der den Trainer mit faktenbasierten Aussagen berät.

AUTOR

Otto Neuer

ist VP Sales EMEA Central bei Talend. Nach Stationen bei Informatica und Protegrity will Neuer neben dem Vertrieb auch den VAR-Channel für Talend stärken.

Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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