Nach Jahren des Umbaus durch Meg Whitman hat im Februar mit Antonio Neri ein altgedienter HPE-Mitarbeiter mit Engineering-Hintergrund die Führung übernommen. Auf der ersten HPE Discover, die er als CEO zu verantworten hatte, gab es viel strategische Aussagen – einige dazu passende Produkte waren schon im Herbst 2017 vorgestellt worden, andere kamen jetzt hinzu.
Beispielsweise den ab November erhältlichen HPE-GreenLake Hybrid Cloud Service. Zum Service gehören Aufbau und Bereitstellung der Hybrid Cloud, die Entscheidung über die optimale Platzierung der jeweiligen Workload sowie das laufende Management der Hybrid-Cloud-Installation. Dabei ist ein wichtiger Fokus die Kostenkontrolle laut HPE sind bis zu 38 Prozent Kostensenkungen bei den Public-Cloud-Kosten drin. Eigenes Hybrid-Cloud-kundiges Personal brauchen Kunden, die den Service nutzen, nicht mehr Sie können sich aber über ein Selbstbedienungspersonal jederzeit über den Stand der Dinge informieren.
Allerdings unterstützt HPE derzeit erst zwei Public Clouds. Durch die Übernahme von Cloud Technology Partners und Red Pixie hat sich HPE vorerst Wissen und Tools für AWS und Microsoft Azure hinzugekauft. Auf der Kundenseite sollte am besten Microsoft Azure Stack auf einem HPE ProLiant DL380 laufen. Diese On-Premise-Variante der Microsoft-Cloud-Lösung ist bei HPE im Rahmen von HPE GreenLake Flex Capacity verbrauchsorientiert abgerechnet erhältlich. Das Preismodell für den Dienst steht noch nicht. Es wird aber auf jeden Fall eine verbrauchsunabhängige Basiskomponente und einen verbrauchsabhängigen Teil umfassen. Verfügbar ist der Dienst ab November.
Als nächstes hat sich HPE vorgenommen, das Management der Google-Cloud-Services in den Hybrid Cloud Service einzubeziehen. Außerdem plant man in Europa die Zusammenarbeit mit den Cloud-28-Providern. Zur Erinnerung: Die Initiative Cloud 28 hatte HPE vor einigen Jahren aus dem Boden gestampft, damit europäische Cloud-Kunden in unterschiedlichen Ländern miteinander kompatible Public-Cloud-Plattformen nutzen können, andererseits wollte HPE OpenStack als Standard-Protokollstapel durchzusetzen. Ersteres ist recht gut gelungen, und OpenStack ist ebenfalls recht erfolgreich. Die alleinige Fokussierung auf OpenStack musste HPE aber bei Cloud28 aufgeben – dazu gab es dann doch zu viele Provider und vor allem Kunden, die auf die Arbeit mit VMware Wert legen.
Sein Engagement für ein intelligentes Edge untermauert HPE, so wurde auf der Discover angekündigt, durch Investitionen von vier Milliarden Dollar innerhalb der nächsten vier Jahre. Das Geld fließt aber beileibe nicht ausschließlich in Forschung und Entwicklung, sondern auch ins Marketing. Einen wichtigen Teil der Edge-Initiativen bringt Aruba ein. Beispielsweise kündigte das Unternehmen kurz vor der Tagung mit SD-WAN eine Technologie und Produkte an, die das Management von WLANs in Niederlassungen von Unternehmen aus der Ferne ermöglichen sollen. In der Niederlassung ist Fachwissen nur noch dafür erforderlich, die richtigen Standorte für die Access Points festzulegen.
Wer die Installation tatsächlich durchführt, braucht nur eine Installations-App. Der Rest geschieht mehr oder weniger automatisch: Nach dem Scannen des Geräte-QR-Codes wird der AP in der Zentrale automatisch registriert, die nötigen Einstellungen werden heruntergeladen und der AP wird Teil der remote gemanagten Umgebung. Ein ebenfalls neues Branch Gateway ermöglicht, dass im Netz anhand von Kontextinformationen über den Benutzer, das Gerät und die jeweils laufende Anwendung und automatisch die passende Dienstgüte bereitgestellt wird.
Neu ist eine 48-TByte-Memory-Erweiterung für die beiden schon im Herbst 2017 angekündigten Geräte Edgeline 1000 und 4000. Die für militärische Anforderungen ausgelegten Systeme sollen nicht die einzigen der Serie bleiben. Damit die am Edge in Maschinen, Fahrzeugen und anderen Gerätschaften entstandenen Daten nahe an ihrem Entstehungsort bearbeitet werden können, plant HPE beispielsweise Edgeline-Systemvarianten, die mit Inferenztechnologien, etwa neuronalen Netzen und entsprechender Spezialhardware ausgerüstet sind.
Außerdem gab HPE bekannt, man habe inzwischen eine ganze Reihe häufig genutzter Programme dafür zertifiziert, in der Originalversion, also ohne Abstriche, auf den Edgeline-Systemen zu laufen. Dazu gehören Lösungen von Microsoft, Citrix, PTC und General Elektrik sowie SAP HANA.
Bekantlich ist HPE davon überzeugt, dass die Zukunft dem Memory Driven Computing gehört, also speicherzentrierten Rechnerarchitekturen. „Die Datenmassen der Zukunft lassen sich nur noch verarbeiten, wenn wir statt den Prozessoren das Memory ins Zentrum setzen und die Rechenleistung zu den Daten bringen statt umgekehrt“, ist CEO Neri überzeugt. Um sie zu entwickeln, wurde das Forschungsprojekt The Machine initiiert. Inzwischen gibt es mit dem HPE Superdome Flex ein erstes System, das diesen Ansatz umsetzt.
Leistungshungrigen Anwendern, die sich in den Umgang mit der neuen Architektur einüben möchten, bietet HPE jetzt eine Sandbox an: Sie können remote einen komplett konfigurierten HPE Superdome Flex nutzen, um auszuprobieren, was sie an Programmen ändern müssen, damit sie dort laufen können. Das System bietet insgesamt 96 TByte Memory, auf das die 64 Mulicore-Skylake-CPUs direkt zugreifen. Das Reiseportal Traveladvisor, einer der Betakunden, hat die Versuchsphase bereits hinter sich und ist inzwischen dabei, 40 bis 50 seiner Kerngeschäftsanwendungen auf einen Superdome Flex zu migrieren, um ihre Leistung zu steigern. Auch beim Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), schon länger HPE-Partner, wird nun ein Superdome Flex installiert, der die Korrelation von Genomdaten um mehr als den Faktor 100 beschleunigt und es möglich macht, einen einheitlichen Wissenspool mit unterschiedlichen Daten aus der Diagnose und Behandlung von Demenzpatienten aufzubauen. Davon erhofft man sich bessere und individuellere Behandlungsmöglichkeiten.
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