Xioami hat heute wie erwartet das neue Smartphone-Flaggschiff Mi MIX 3 vorgestellt. Auch bei der vierten Generation der MIX-Reihe verzichtet der Hersteller auf eine Display-Einkerbung, auch Notch genannt, wie sie von vielen Mitbewerben verwendet wird, um eine hohe Screen-to-Body-Ratio zu erreichen.
Den bei den Vorgängern etwas dickere, untere Rand, der die Frontkamera enthielt, hat Xiaomi für das MIX 3 um 4,46 mm verkleinert, sodass die Ränder um das Display nahezu gleichmäßig schmal ausfallen. Damit steigt die Screen-To-Body-Ratio von 83 (Mi MIX 2S) auf 93 Prozent.
Auf die Frontkamera hat Xiaomi dafür aber nicht verzichtet, sondern versteckt sie im Gehäuseinneren. Durch einen magnetischen Slider kann der Anwender die Selfie-Kamera hervorholen.
Der Slidermechanismus dient aber nicht nur zur Aufnahme von Selfies, sondern auch zur Annahme von Telefongesprächen oder zur Aktivierung von defnierbaren Links zu bestimmten Funktionen oder Anwendungen. Laut Xiaomi übersteht die Slidertechnik 300.000 Zyklen. Bei 100 pro Tag wären das über acht Jahre.
Wer sich näher für den Slidermechnismus interessiert, gewinnt weitere Einblicke durch ein Teardown-Video, das bereits bei Youtube veröffentlicht wurde.
Die technischen Daten der Hauptkamera haben sich gegenüber dem Mi MIX 2S nicht verändert. Hier kommen also nach wie vor die Sensoren von Sony (IMX363) und Samsung (S5K3MM3+) zum Einsatz, die jeweils mit 12 Megapixel auflösen. Trotzdem hat sich die Foto- und Videoqualität des Mi MIX 3 durch eine optmimierte Signalverarbeitung verbessert. Laut dem Test von DxOMark erzielt das Mi MIX 3 eine Punktzahl von 103. Damit landet es zusammen mit dem HTC U12+ und dem Samsung Note 9 auf dem dritten Rang der Bestenliste. Nur das iPhone XS Max und das Huawei P20 Pro sind besser platziert. Als Neuerung bietet das Mi MIX 3 auch die Möglickeit, Videos mit bis zu 960 fps in Super-Zeitlupe aufzunehmen. Hierbei handelt es sich jedoch vermutlich um interpolierte 240-fps-Aufnahmen, da der Sony-Sensor über keinen eigenen Cache besitzt udn damit nicht in der Lage ist, derartige Super-Zeitlupen aufzunehmen.
Die Frontkamera hat Xiaomi hingegen deutlich verbessert. Sie setzt nun ebenfalls auf zwei Linsen. Das Weitwinkelmodell (Sony IMX576) bietet eine Auflösung von 24 Megapixel und eine Blende f/2.2. Der Sony-Sensor bietet zwar nur 0,9 µm große Pixel, doch Xiaomi verwendet für eine bessere Lichtempfindlichkeit ein mit Pixel-Pinning genanntes verfahren, welches die Pixel auf 1,8 µm vergrößert, sodass die Frontkamera auch für Nachtaufnahmen gut geeignet sein soll. Zusätzlich steht noch ein 2-Megapixel-Sensor zur Verfügung, der zur Verbesserung der Schärfentiefe genutzt wird. Im Slider integriert Xiaomi außerdem noch eine Beleuchtungsmöglichkeit für Selfies (CRI Selfie light).
Wie bisher bietet die Galerie-App zahleiche Möglichkeiten zur Bearbeitung von Bildern. Für Portraitaufnahmen stehen zahlreiche Optionen wie Blur Level, Light Trails und Studio Lightning zur Verfügung, wobei letzteres nur bei menschlichen Gesichtern zur Verfügung steht.
Anders als bei den Vorgängern verwendet Xiaomi für das Mi MIX 3 ein Amoled-Display von Samsung. Es bietet eine Diagonale von 6,39 Zoll bei einer Auflösung von 2340 x 1080, was das Displayverhältnis von 18:9 (MIX 2S) auf 19,5:9 erhöht. Es erscheint also etwas länglicher. Gleichzeitig leuchtet es mit bis zu 600 Nit etwas heller als der LCD-Screeen des MIX 2S.
Durch das größere Display steigen auch die Gehäuseabmessungen. Sie betragen nun 15,79 x 7,47 x 0,85 cm. Damit ist Gerät um 0,7 cm höher als das Mi MIX 2S. Außerdem ist das Mi MIX 3 mit 218 Gramm gut 30 Gramm schwerer als sein Vorgänger.
Die Kapazität des Akkus beträgt im Mi MIX 3 3200 mAh und fällt damit schwächer aus als beim Mi MIX 2S mit 3400 mAh. Dafür unterstützt das Gerät nun QuickCharge 4.0, obwohl im Lieferumfang wie bisher nur ein QC-3.0-Netzteil mit 18 Watt Leistung enthalten ist. Als Pluspunkt darf man das beigelegte Qi-Ladegerät mit 10 Watt Leistung verbuchen.
Das Mi MIX 3 verfügt ähnlich wie einige Samsung-Telefone über eine Taste, die bei Bedarf den KI-Assistenten Xiao startet. Außerhalb Chinas dürfte diese Taste allerdings nutzlos sein, das der Assistent nur sieben chinesische Dialekte versteht. Es ist zu hoffen, dass man diese Taste mittels einer App umbelegen kann.
Das Mi MIX 3 kann in China ab sofort vorbestellt werden. Die Auslieferung beginnt am 1. November. Ob das Gerät offiziell auch in Deutschland angeboten wird, ist nicht bekannt. Der Import über einen chinesischen Online-Händler sollte aber möglich sein. Hier ist allerdings darauf zu achten, dass die angebotene Variante über die Global ROM verfügt, die nicht nur Deutsch unterstützt, sondern anders als die sogenannte International oder Chinese-Version auch den Google Play Store enthält. Anders als bisher ist es nicht mehr ohne Weiteres möglich, die International oder Chinese Version durch die Global ROM zu ersetzen. Xiaomi verhindert diese Möglichkeit seit einigen Wochen. Wer jedoch den Bootloader entsperrt, kann vermutlich auch beim Mi MIX 3 die Global ROM installieren.
Weitere Unterschiede zeigen sich in Sachen Mobilfunkunterstützung. Laut Xiaomi bieten zwar alle Varianten Support für das hierzulande wichtige Band 20, doch nur die Global-Versionen mit 8 GByte und 10 GByte RAM sowie 256 GByte Speicher unterstützen 24 LTE-Bänder, während die anderen MIX-3-Varianten Support für „nur“ 15 LTE-Bänder bieten.
Bis das Mi MIX 3 mit Global ROM angeboten wird, dürfte es noch ein wenig dauern. Wenn Xiaomi für die Bereitstellung der Global Version sich genauso viel Zeit lässt wie bisher, dürften die ersten Mi MIX 3 Global kurz vor Weihnachten bei chinesischen Online-Shops verfügbar sein.
Für das Mi MIX 3 verlangt Xiaomi in der Ausstattung mit 128 GByte Speicher und 6 GByte RAM 3299 Yuan. Damit ist das Einstiegsmodell des MIX 3, das nur in Schwarz vorliegt, genauso teuer wie das MIX 2S bei seiner Vorstellung. Für die Version mit 8 GByte RAM und 128 GByte Speicher, die in den Farben Schwarz, Blau und Smaragd/Jade erhältlich ist, verlangt Xiaomi 3599 Yuan. Das nur in Scharz erhältliche 256-GByte-Modell kostet 504 Euro. Und die Variante mit 10 GByte RAM und 256 GByte Speicher (Palace Museum Edition) lässt sich Xiaomi mit knapp 5000 Yuan bezahlen. Nach aktuellem Umrechnungskurs liegen die Preise bei 416 Euro (128/6), 454 Euro (128/8), 504 Euro (256/8) und 630 Euro (256/10).
Keine Frage: Das Xiaomi Mi MIX 3 ist dank eines Screen-To-Body-Ratios von über 93 Prozent schön anzusehen. Mit der deutlich verbesserten Frontkamera ist die MIX-Serie nun auch Selfie-tauglich. Aber offenbar musste Xiaomi den Akku wegen der Slider-Technik verkleinern. Bei gleichzeitig größerem Display dürfte die Laufzeit damit niedriger als beim Mi MIX 2S ausfallen.
Der Fingerabdrucksensor befindet sich ebenfalls noch auf der Rückseite. Offenbar hat Xiaomi auf einen optischen In-Display-Sensor verzichtet und wartet auf eine marktfähige Ultraschall-Version. Diese bietet gegenüber der optischen Variante klare Vorteile. Wer auf einen In-Display-Fingerabdrucksensor und einen größeren Akku für das Mi MIX 3 gehofft hatte, muss nun auf die S-Variante warten, die vermutlich in sechs Monaten erscheint. In Sachen MicroSD-Card-Slot und 3,5-mm-Audio-Buchse bleibt alles beim Alten – Xiaomi verzichtet in der MIX-Serie auf diese Ausstattungsmerkmale.
Positiv ist, wie bei Xiaomi-Smartphones bisher üblich, die Preisgestaltung. Das Mi MIX 3 ist mit dem schnellsten für Android verfügbaren Prozessor ausgestattet (Snapdragon 845) und kostet deutlich weniger als andere High-End-Smartphones. Zudem darf man sich als Kunde über ein leistungsfähiges Ladegerät, inklusive Qi-Ladestation freuen. Das ist heute ja nicht überall selbstverständlich.
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