Lyor Cohen, Global Head of Music bei YouTube, hat in einem Gastbeitrag für Music Business Worldwide erneut die geplante EU-Urheberrechtsreform kritisiert. Er lehnt vor allem den Artikel 13 ab, der eine Überprüfungspflicht von Online-Portalen wie eben Youtube vorsieht. Seiner Einschätzung nach wird die Reform dazu führen, dass die Einnahmen der Musikbranche sinken – und nicht steigen.
Seine Kritik begründet Cohen unter anderem mit oft ungeklärten Urheberrechten. „Erstens gibt es in der Musikindustrie keinen Konsens über Lizenz- und Rechtevergabe. Bei weit über 50 Prozent der Musik ist ein Teil der Eigentumsrechte ungeklärt. Es ist eine Blackbox, die Musikverwertungsgesellschaften, Verlage, Labels und sogar Künstler oft gegeneinander ausspielt.“
Das jede Minute 400 Stunden Videos auf Youtube hochgeladen würden und eben besagte 50 Prozent der Songs keine eindeutig geklärten Urheberrechte hätten, sei es für Youtube unmöglich, Rahmenbedingungen eine korrekte Klärung der Eigentumsrechte an allen Songs zu schaffen. Derzeit sei dies aufgrund von Safe-Harbor-Regelungen kein Problem. Zudem sei Youtube in der Lage, bei Songs mit nicht eindeutig geklärten Rechten, Tantiemen zumindest an die Rechteinhaber auszuschütten, die unbestritten seien.
Der derzeitige Entwurf entferne jedoch die Safe-Harbor-Regelungen. Damit seien Youtube und andere Plattformen direkt für jede Urheberrechtsverletzung verantwortlich. Das ziehe eine „uneingeschränkte Haftung und ein so großes finanzielles Risiko“ nach sich, dass Youtube „gezwungen wäre, große Mengen an Videos zu blockieren.“
„Dua Lipa, Alan Walker und Ed Sheeran haben alle ihre Karriere über YouTube ausgebaut. Nach der Version des Parlaments von Artikel 13 könnte die zukünftige Generation europäischer Künstler nie das Licht der Welt erblicken, ihre Videos würden in großem Umfang blockiert, um die Haftung für Urheberrechte zu vermeiden. Anstatt mehr Geld an Künstler, Major Labels und kleine, unabhängige Künstler auszuschütten, würden sie weniger Geld und weniger Werbung von offenen Plattformen wie YouTube erhalten“, heißt es weiter in dem Gastbeitrag.
Schon in der vergangenen Woche hatte sich Youtube-CEO Susan Wojcicki gegen den aktuellen Entwurf des Artikels 13 ausgesprochen. Als Beispiel führte sie den Welthit „Despacito“ an. Das Video berühre die Rechte verschiedener Inhaber – und nicht alle Rechte seien geklärt. Derartige Erfolge seien nach Inkrafttreten der Urheberrechtsreform, sollte Artikel 13 nicht geändert werden, möglicherweise nicht mehr möglich.
Youtube rühmt sich indes, Milliarden von Dollar an Lizenzgebühren und Werbeeinnahmen an Rechteinhaber auszuschütten. Die Kritik vieler Künstler, dass bei ihnen von dem Geld nichts oder fast nichts ankomme, weist die Google-Tochter jedoch zurück. Aufgrund der Verträge mit den Rechteverwertungsgesellschaften sei es Youtube untersagt, die Öffentlichkeit über die Anteile zu informieren, die den Künstlern zuständen.
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