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Bericht: Google entwickelt chinesische Suchmaschine ohne Datenschutzexperten

Google hat angeblich die für Datenschutz und Sicherheit zuständigen Teams von wichtigen Entscheidungen bei der Entwicklung einer Suchmaschine für China ausgeschlossen. Das berichtet zumindest The Intercept. Die auch als Project Dragonfly bezeichnete Suchmaschine soll rechtliche Auflagen in der Volksrepublik China erfüllen und unter anderen bestimmte Suchergebnisse zensieren.

Dem Bericht zufolge waren die Datenschutz- und Sicherheitsteams von Besprechungen über das Projekt ausgeschlossen. Ein Datenschutzbericht von einem Mitarbeiter namens Yonatan Zunger, der auch auf Sicherheitsprobleme hinwies, sei von Scott Beaumont, Chef von Googles China-Geschäft, und weiteren Managern zurückgewiesen worden.

Beaumont sei der Meinung gewesen, dass die Teams für Sicherheit, Datenschutz und Recht nicht in der Lage sein sollten, seine Produktentscheidungen infrage zu stellen, sagte Zunger im Gespräch mit The Intercept. Beaumont habe, abweichend von der Google-Norm, offen eine feindliche Beziehung zu ihnen gepflegt.

Ein Google-Sprecher betonte indes, dass Dragonfly lediglich ein Forschungsprojekt sei und es noch keine Entscheidung über den Start einer chinesischen Suchmaschine gebe. Wie bei jedem Project habe man auch den Rat von Datenschutz- und Sicherheitsexperten eingeholt. Zudem werde jedes Produkt vor seinem Start einer genauen Datenschutzprüfung unterzogen. Dies sei nicht verhandelbar und werde auch nicht vom Unternehmen beeinfluss.

Einer Quelle von The Intercept zufolge soll Beaumont sogar versucht haben, das Suchmaschinenprojekt vor Geschäftsführer Sergey Brin zu verheimlichen. „Was wusste Sergey? Ich schätze nicht viel“, zitiert The Intercept die anonyme Quelle. Scott Beaumont habe alle Räder in Bewegung gesetzt, um das zu erreichen.

Google hatte 2010 entschieden, die Zensurregeln der Volksrepublik nicht umzusetzen. Die internationale Version seiner Suchmaschine wird seitdem von Chinas „großer Firewall“ blockiert. Einen Suchdienst in chinesischer Sprache bietet Google seitdem von Hongkong aus an. Forschung und Entwicklung sowie ein Vertriebsbüro verblieben jedoch in China. Das Land blockiert aber nicht nur die Google-Suche, sondern auch Dienste wie Gmail und den Android-App-Store Google Play. Damit stehen vor allem Angebote, die für einen großen Teil von Googles Einnahmen verantwortlich sind, nicht in China zur Verfügung – einem der wohl größten und wichtigsten Märkte weltweit für Internetdienste.

Eine zensierte Suchmaschine für China ist auch hausintern sehr umstritten. Zuletzt forderten 300 Mitarbeiter in einem offenen Brief Google auf, die Arbeiten an dem Projekt einzustellen. „Der chinesischen Regierung einen einfachen Zugang zu Benutzerdaten zu gewähren, wie es das chinesische Recht vorschreibt, würde Google mitschuldig an Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen machen“, heißt es in dem Brief.

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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