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Chuwi Hi9 Plus mit 10,8-Zoll-Display im Test

Chuwi hatte das Hi9 Plus bereits zur IFA präsentiert. Nun ist es im Handel erhältlich. Bei Amazon kostet das Android-Tablet 209 Euro. Im Rahmen von Rabattaktionen chinesischer Online-Anbieter war es auch schon für 170 Euro erhältlich.

Optional bietet das Android-Tablet für die Eingabe eine USB-Tastatur sowie einen Pen. Den Pen gibt es bei Gearbest für knapp 23 Euro. Bei Amazon ist der Eingabestift derzeit noch nicht erhältlich. Die Tastatur gibt es derzeit bei Amazon nur von Drittherstellern zu einem Preis von etwa 46 Euro.

Ausstattung

Chuwi stattet das Hi9 Plus mit einem 10,8 Zoll großen IPS-Display aus, das dank einer Auflösung von 2560 x 1600 Bildpunkten Texte und Bilder relativ scharf darstellt. Der Arbeitsspeicher ist mit 4 GByte großzügig bemessen. Der 64 GByte große Speicherplatz kann mit einer microSD-Card offiziell um 128 GByte erweitert werden. Im Test funktioniert das Hi9 Plus aber auch mit einer 400 GByte großen microSD-Card von Sandisk. Das Tablet wiegt 500 Gramm. Die Rückseite des Gehäuses besteht aus Plastik, die leider schmutzanfällig und für Fingerabdrücke empfänglich ist. Das Display-Glas wird von einer Folie geschützt, die jedoch sehr schnell mit Fingerabdrücken übersät ist. Das ist das Display auch, aber ohne Schutzfolie lassen sich Fingerabdrücke mit einem Tuch leichter entfernen. Die Verarbeitung hinterlässt einen guten Eindruck. Dank abgerundeter Kanten liegt das Hi9 Plus gut in der Hand.

Die eingebauten 8-Megapixel-Kameras auf Vorder- und Rückseite machen nur durchschnittliche Fotos. Für das Abfotografieren von Texten und für Videotelefonie mögen sie genügen. Für Landschaftsaufnahmen und Portraits nutzt man besser Alternativen.

Die Soundausgabe über den integrierten Mono-Lautsprecher erfolgt zwar recht laut, klanglich weiß sie aber nicht zu überzeugen. Besser klingt es, wenn man einen Kopfhörer anschließt. Für die Verbindung mit einem Blutooth-Headset steht als Codec AAC zur Verfügung. aptX oder aptX HD unterstützt das Tablet hingegen nicht, sodass das man beim Abspielen von umkomprimierten Audiodaten wie FLAC Kompromisse eingehen muss.

Das Chuwi Hi9 Plus ist optional mit Tastatur und Eingabestift erhältlich (Bild: ZDNet.de)

Leistung

Angetrieben wird das Chuwie Hi9 Plus von einem Mediatek-Prozessor vom Typ MTK9797, der auch mit Helio X27 bezeichnet wird. Der Chip verfügt über 10 Kerne (4x 1,55 GHz, 4x 2,0 GHz, 2x 2,6 GHz) und enthält als GPU eine Mali-T880. Obwohl das Hi9 Plus mit einer etwa 200 MHz höher getakteten CPU-Variante ausgestattet ist, erreicht sein Vorgänger Hi9 Air im Geekbench teilweise bessere Resultate. Zwar muss es sich im Single-Test mit rund 1500 gegenüber dem Hi9 Plus mit etwa 1700 Punkte geschlagen geben. Dafür kommt es im Multi-Core-Bereich mit knapp 4800 auf einen deutlich höheren Wert als das Hi9 Plus, das nur etwa 4400 Punkte erzielt. Auch im Compute-Test liegt das Hi9 Air mit einem Wert 3537 vor dem Hi9 Plus, das nur 2750 Punkte erreicht. Im Antutu-Benchmark erzielt es einen Wert von 96232, womit klar ist, dass das Gerät nicht unbedingt für anspruchsvolle 3D-Spiele geeignet ist. Für diesen Einsatzzweck ist das iPad Pro 2018 mit einem Antutu-Score von über 500.000 Punkten erste Wahl.

Für andere Anwendungen wie Surfen, Office sowie Bilder und Videos betrachten ist die Performance hingegen mehr als ausreichend. Nach dem während des Tests eingespielten Updates vom 4.12. hat sie sich sogar noch ein wenig verbessert. Tastatureingaben werden nun schneller abgearbeitet, was man beispielsweise beim Entsperren des Tablets mit einem Code bemerkt. Zuvor wurden nicht alle Ziffern erkannt, wenn man den Code zu schnell eingegeben hat. Das klappt nach dem Update nun problemlos. Auch der Wechsel zwischen den Anwendungen gelingt nun schneller. Insgesamt ist die Bedienung nun flüssiger.

Dank des 4 GByte großen Arbeitsspeichers stehen besuchte Webseiten, die man in mehreren Tabs geöffnet hat, auch nach längerer Surfpause noch zur Verfügung, ohne dass sie nachgeladen werden müssen. Das gilt selbst dann, wenn man etwa länger Zeit andere Anwendungen wie Excel und Outlook verwendet hat und zum Browser zurückkehrt. Praktisch ist auch die Möglichkeit, zwei Apps nebeneinander zu positionieren.

WLAN und LTE

Auch LTE- und WLAN-Empfang entsprechen der Leistung, die man in dieser Preisklasse erwarten kann. Das LTE-Modul bietet Unterstützung für die in Europa wichtigen Bänder, inklusive Band 20. Im Speedtest an einer 100-MBit/s-Leitung erreicht das Chuwi-Tablet etwa 15 MBit/s im Down- als auch im Upload-Modus. Ein Mi MIX 2S erzielt hingegen 72 MBit/s im Download und 20 MBit/s im Upload. Das preislich etwas günstigere Amazon Fire HD 10 kommt in diesem Test auf 32 MBit/s im Download und auf 17 MBit/s im Upload. Da das Fire HD 10 allerdings nur über 2 GByte RAM verfügt ist es in der Praxis hingegen deutlich langsamer als das Chuwi-Tablet.

Betriebssystem & Akku

Als Betriebssystem verwendet Chuwi für das Hi9 Plus Android 8.0 Oreo. Auf Anpassungen der Oberfläche verzichtet Chuwi größtenteils. Ausnahmen sind ein Update-Programm, das zusätzlich zur Android-Aktualisierungsfunktion in den Einstellungen unter System – Über das Tablet zur Verfügung steht. Derzeit ist der Android-Security-Patchlevel Juni 2018 installiert. Hier sollte Chuwi schnellsten ein Update nachliefern.

Zudem gibt es noch Anpassungsmöglichkeiten für den Bildschirm, die sich unter Einstellungen – Display – MiraVision verbergen und das Multitasking. Letzteres kann man unter Einstellungen über die Option DuraSpeed konfigurieren. Hier lassen sich bestimmte Apps vom Multitasking respektive Hintergrundbetrieb ausschließen, sodass genügend Rechenpower für die häufig genutzten Apps zur Verfügung steht.

Der Akku bietet eine Kapazität von 7000 mAh. Über eine Schnellladefunktion verfügt das Tablet hingegen nicht und so dauert der Aufladevorgang mit dem mitgelieferten 10-Watt-Netzteil von 4 auf 100 Prozent über 4,5 Stunden. Schneller könnte man das Tablet vermutlich mit einem leistungsfähigeren USB-C-Netzteil aufladen. Im Test mit einem 45-Watt-Modell von einem Xiaomi-Notebook ließ es sich jedoch überhaupt nicht laden. Auch mit dem Pixel-Stand-Netzteil arbeitet das Chuwi Hi9 Plus im Test nicht zusammen. Man ist also auf das mitgelieferte Netzteil angewiesen. Die Batterielaufzeit reicht für Surfen im Internet für mehr als 10 Stunden. Wer über LTE surft, darf mit einer Laufzeit von 6 Stunden rechnen.

Display

Das Display ist voll laminiert und spiegelt daher nicht so wie nicht-laminierte Varianten. Die maximale Helligkeit von 360 Lux ist für Innenräume völlig ausreichend. Im Freien bei direkter Sonneneinstrahlung reicht sie für eine akzeptable Lesbarkeit. Allerdings bietet das Hi9 Plus keine automatische Helligkeitssteuerung, sodass man die Helligkeit gegebenenfalls manuell nachjustieren muss. Kontrast und Farbdarstellung des Displays sind sehr gut. Bilder sehen toll aus.

Tastatur und Pen

Mit der optional erhältlichen Tastatur, die gleichzeitig auch als Cover dient, gelingen längere Texteingaben deutlich leichter als mit der Bildschirmtastatur. Sie steht nach der magnetisch unterstützten USB-Verbindung zwischen Tablet und Tastatur über einen fünf-poligen Port sofort für Eingaben parat. Die Eingabe per Tastatur funktioniert einwandfrei. Der Hub der Tasten ist groß genug, sodass man sich schnell an die Eingabemöglichkeit gewöhnt. Leider fehlt ein Touchpad, sodass man für Toucheingaben noch häufig die Hand benötigt.

Immerhin bietet die obere Tastenreihe Zugriff auf Spezialfunktionen wie Startseite, Helligkeit, Ausschneiden, Kopieren, Einfügen, Mail, Internet und Soundsteuerung. Die Taste für das Mail-Programm ist allerdings fest mit Gmail verbunden. Wenn man das Google-Mailprogramm deaktiviert, bleibt die Taste funktionslos. Der Wechsel zwischen geöffneten Anwendungen erfolgt wie bei Desktop-Betriebssystemen über die Tasten Alt und Tabulator. Das Markieren von Text gelingt über Shift und den Pfeiltasten. Auch das Kopieren und Einfügen gelingt wie bei einem herkömmlichen Rechner über Strg + C und Strg + V.

Die Tastatur liegt ausschließlich im QWERTY-Format vor. Deutsche Umlaute sucht man also vergebens. Durch die Umstellung der Tastatur auf Deutsch lassen sich aber Umlaute eingeben: ö, ä, ü, ß. Man muss halt nur wissen, wo sich diese befinden oder sich mit Tastaturaufklebern behelfen.

Als Nachteil entpuppt sich die Beschriftung der Tasten, die offenbar aufgeklebt ist und deren glänzende Oberfläche zu störenden Spiegelungen bei direkte Bestrahlung, etwa durch eine Bürobeleuchtung, sorgt.

Die Eingabe per Pen ist möglich, aber von den 1024 Druckabstufungen, die der Stift angeblich unterstützt, ist in der Praxis nichts zu sehen. Jedenfalls erscheinen Striche und Buchstaben immer gleich dick, egal wie fest man mit dem Pen auf das Tablet drückt. Interessanterweise wird eine Linie dicker, wenn man schnell mit dem Pen über das Tablet wischt. Möglicherweise bringt ein Softwareupdate eine verbesserte Stiftbedienung. Bis dahin kann man sich das Geld für diese Eingabemöglichkeit sparen.

Fazit

Bei einem Preis von um die 200 Euro sollte klar sein, dass das Chuwi Hi9 Plus keine Alternative zu einem iPad Pro ist. Doch die gebotenen Leistungen sind für den Preis mehr als überzeugend. Eine Online-Mediennutzung ist dank WIFI und LTE-Support zuhause und unterwegs problemlos möglich. Bei Filmen muss man jedoch Abstriche in Kauf nehmen, da diese von manchen Diensten wie Netflix nur in SD-Qualität auf dem Hi9 Plus abgespielt werden, da das Tablet nur über eine Widevine-L3-DRM-Implementierung verfügt.

Wer unterwegs häufiger Texte eingeben muss, sollte zur optional erhältlichen Tastatur greifen. Damit gelingen auch längere Texteingaben problemlos. Für eine effiziente Bedienung des Tablets im Tastaturmodus stehen zusätzliche Funktionstasten und Shortcuts auf dem Keyboard zur Verfügung.

Problematisch erweisen sich Updates: Zwar hat Chuwi gerade eine etwa 1 GByte große Aktualisierung für das Tablet ausgeliefert. Doch die Sicherheitspatches datieren weiterhin vom 5. Juni 2018. Damit läuft das Tablet nicht zwar nicht per se Gefahr von Hackern gekapert zu werden. Trotzdem besteht hier Nachbesserungsbedarf.

Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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