Alibaba hat auf der Konferenz NeurIPS 2018 in Montreal einen Sprachassistenten demonstriert, der offenbar über beachtliche Fähigkeiten verfügt. Auf der seit 1986 organisierten Konferenz – zuvor NIPS (Neural Information Processing Systems) – stellen Forscher und Technikfirmen jährlich im Dezember die aktuellen Fortschritte in den Bereichen Maschinelles Lernen und Computational Neuroscience vor.
In dem aufgezeichneten Gespräch zwischen dem Sprachassistenten und einem Alibaba-Kunden ging es um die Zustellung einer online bestellten Sendung bei einem Kunden. Der Assistent rief im Namen des zur Alibaba Group gehörenden Logistikunternehmens Cainiao an und wollte in Erfahrung bringen, ob dem Kunden die Zustellung eines Pakets am nächsten Morgen genehm sei.
Dabei gelang es dem Sprachassistenten innerhalb von 30 Sekunden, problemlos mehrere typische Hürden in einem solchen Gespräch zu nehmen. Er reagierte auf eine Zwischenfrage, ohne sich aus dem Konzept bringen zu lassen. Nach der Unterbrechung führte er das Gespräch zielstrebig weiter und umschiffte damit elegant das Problem der nichtlinearen Gesprächsführung. Schließlich schloss er noch aus der Antwort des Kunden („Ich bin vormittags nicht zuhause“) auf die indirekte Bedeutung, dass die Zustellung an die Hausadresse nicht erfolgen konnte. Er bot daraufhin die Zustellung an eine andere Adresse an.
So alltäglich das in einem menschlichen Gespräch erscheint, ist es mit Computertechnik doch schwierig zu bewältigen. Dass Alibabas Sprachassistent das schafft, legt für MIT Technology Review nahe, dass das System ausgeklügelter ist als die Sprachtechnologie Google Duplex, die während der Entwicklerkonferenz Google I/O im Mai 2018 vorgestellt wurde. Diese Einschätzung beruht auf dem Vergleich ähnlicher Anruf-Demos, die von Google veröffentlicht wurden.
Die Sprachtechnologie Duplex ist ebenfalls in der Lage, im Gespräch mit einem menschlichen Gegenüber Termine zu vereinbaren. Duplex sorgte für Diskussionen darüber, ob oder wie sich ein so realistisch klingender virtueller Assistent dem Menschen gegenüber identifizieren sollte. Für Irritationen sorgte, dass der Sprachassistent sehr natürlich wirkte und vorgab, menschlich zu sein. Er sprach mit der Betonung einer realen Person, hielt vor einer Antwort inne und verlangsamte bestimmte Wörter, als ob er Zeit zum Nachdenken benötige. Nach teilweise heftiger Kritik sicherte der Suchkonzern schnell zu, dass sich Duplex gegenüber Gesprächspartnern als Maschine zu erkennen geben wird.
Alibaba führt die Leistung seines Sprachassistenten auf intensive Datennutzung zurück und erwähnt das Training des Assistenten mit einer großen Anzahl aufgezeichneter Kundengespräche, von denen bei Alibaba an einem durchschnittlichen Tag rund 50.000 anfallen. Das verfünffacht sich noch an seinem Shopping-Festival Singles‘ Day, für das der chinesische E-Commerce-Riese in diesem Jahr einen neuen Umsatzrekord von 30,8 Milliarden Dollar meldete. Alibaba entwickelt außerdem weitere digitale Assistenten, beispielsweise für die Annahme von Essensbestellungen in lärmigen Restaurants oder zur Beantwortung von Fragen über Alibaba-Produkte. Verkäufer von Alibabas Secondhand-Plattform Xianyu setzen bereits einen Chatbot ein, mit dem Interessenten um Preise feilschen können.
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