Bericht: Facebook gab Technikfirmen umfassend Zugang zu Nutzerdaten

Facebook hat einigen großen Technikfirmen offenbar einen umfassenderen Zugang zu Daten seiner Nutzer gewährt als bislang angenommen. Das soll aus internen Dokumenten des Social Network hervorgehen, die der New York Times vorliegen. Facebook gab Microsofts Suchmaschine Bing demnach Zugriff auf die Namen von Facebook-Freunden eines Nutzers – ohne dessen Wissen und Zustimmung.

Netflix und Spotify sollen indes in der Lage gewesen sein, private Nachrichten von Facebook-Nutzern zu lesen. Die Zugriffe wurden dem Bericht zufolge mit besonderen Vereinbarungen zwischen Facebook und den Firmen geregelt. Amazon hatte offenbar die Erlaubnis, über deren Freunde die Namen und Kontaktdaten von Nutzern abzurufen. Und noch bis einschließlich Sommer 2018 konnte Yahoo die Beiträge von Freunden mitlesen.

Ursprünglich hatte Facebook erklärt, es habe alle ohne Wissen und Zustimmung von Nutzern gewährten Sonderrechte für Datenzugriffe im Mai 2015 eingestellt. Im Juli räumte das Unternehmen dann jedoch ein, auch noch danach besondere Vereinbarungen mit 61 Hardware- und Softwarefirmen getroffen zu haben. Ziel sei es gewesen, das „Facebook-Erlebnis“ in mobile Geräte zu integrieren. Zudem sprach ein Facebook-Vertreter zu dem Zeitpunkt von einer in der Branche üblichen Vorgehensweise.

Die New York Times will aber nun den Unterlagen entnommen haben, dass es Abkommen mit mehr als 150 Unternehmen gab, überwiegend in der Technikbranche. Absprachen soll es aber auch mit Medien-Firmen und Vertreter der Automobilbranche gegeben haben. Die Unternehmen sollen jeden Monat Daten von mehreren Hundertmillionen Nutzern erhalten haben.

Alle Vereinbarungen seien 2017 aktiv gewesen. Einige Abkommen seien sogar erst im Lauf dieses Jahres ausgelaufen, so die Zeitung weiter.

Facebook betonte, es habe seinen Partnern nie erlaubt, die Privatsphäreeinstellungen seiner Nutzer zu missachten. Es sei außerdem falsch anzunehmen, sie hätten dies getan. „Im Laufe der Jahre haben wir mit anderen Unternehmen zusammengearbeitet, damit Menschen Facebook auf Geräten und Plattformen nutzen können, die wir selbst nicht unterstützen“, sagte Steve Satterfield, Direktor für Datenschutz bei Facebook. „Im Gegensatz zu einem Spiel, einem Streaming-Musikdienst oder einer anderen Drittanbieter-App, die Erlebnisse bieten, die unabhängig von Facebook sind, können diese Partner nur bestimmte Facebook-Funktionen anbieten und können Informationen nicht für unabhängige Zwecke verwenden.“

Bleiben Sie in Kontakt mit ZDNet.de

ZDNet-Newsletter

Täglich alle relevanten Nachrichten frei Haus.

Jetzt anmelden!

Amazon erklärte auf Nachfrage der New York Times, die Partnerschaft mit Facebook unterliege den eigenen Datenschutzbestimmungen. Amazon habe Facebooks APIs beispielsweise genutzt, um Kunden die Möglichkeit zu geben, auf einem Amazon-Tablet ihre Kontakte zu synchronisieren. Microsoft, Netflix und Spotify hätten sich indes nicht zu dem Bericht geäußert.

Unklar ist derzeit, ob Facebook durch die Vereinbarungen zum Datenaustausch gegen Auflagen verstoßen hat, die 2011 von der US-Handelsbehörde Federal Trade Commission verhängt wurden. Sie hatte Facebook vorgeworfen, entgegen seiner Zusagen Daten an App-Entwickler weitergegeben zu haben, die diese gar nicht für die Bereitstellung ihrer Anwendungen benötigten. Facebook hatte sich daraufhin verpflichtet, nicht ohne Zustimmung von Nutzern deren Daten an Dritte weiterzugeben.

ANZEIGE

Die Cloud in kleinen Contact Centern: die Stunde der Wahrheit

Für viele Unternehmen ist noch immer unklar, welche Vorteile ein cloudbasiertes Contact Center bietet. Dieses E-Book von Genesys löst die Mythen rund um Cloud Contact Center auf.

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Black Friday: Vorsicht vor schädlichen QR-Codes

Bösartige QR-Codes, die per E-Mail versendet werden, eignen sich sehr gut, um Spam-Filter zu umgehen.

2 Tagen ago

Black Friday: Zahl der ominösen Shopping-Websites steigt

Unsichere Websites und Phishing-Mails in Verbindung mit Black Friday können kauffreudigen Konsumenten zum Verhängnis werden.

2 Tagen ago

SmokeBuster bekämpft SmokeLoader

Malware SmokeLoader wird weiterhin von Bedrohungsakteuren genutzt, um Payloads über neue C2-Infrastrukturen zu verbreiten.

2 Tagen ago

Taugen Kryptowährungen als Unterstützer der Energiewende?

Bankhaus Metzler und Telekom-Tochter MMS testen, inwieweit Bitcoin-Miner das deutsche Stromnetz stabilisieren könnten.

3 Tagen ago

Supercomputer-Ranking: El Capitan überholt Frontier und Aurora

Mit 1,7 Exaflops ist El Capitan nun der dritte Exascale-Supercomputer weltweit. Deutschland stellt erneut den…

3 Tagen ago

Ionos führt neue AMD-Prozessoren ein

Der deutsche Hyperscaler erweitert sein Server-Portfolio um vier Angebote mit den neuen AMD EPYC 4004…

3 Tagen ago