Das deutsche Mobilfunknetz ist in allen relevanten Punkten schlechter als in den meisten europäischen Ländern. Das fällt insbesondere bei der LTE-Versorgung in der Fläche auf, bei der Deutschland auf dem drittletzten Platz landet – und damit hinter Frankreich, den Niederlanden und Albanien. Selbst das beste deutsche Netz bleibt im internationalen Vergleich weit zurück.
Während die drei besten Netzbetreiber in den Niederlanden für eine durchschnittliche Verfügbarkeit / Abdeckung von 93,5 Prozent sorgen, ist Deutschland hier mit 59,5 Prozent weit abgeschlagen. Die polnischen Anbieter schaffen 82,5 Prozent, die albanischen immerhin noch 61,7 Prozent. Bei verfügbarem LTE profitieren Nutzer in den europäischen Nachbarländern zudem von der doppelten Übertragungsgeschwindigkeit.
Die Niederlande, Belgien und die Schweiz bieten eine ausgesprochen gute LTE-Versorgung. Dabei erzielt die niederländische Telekom-Tochter eine weit höhere Abdeckung als die Deutsche Telekom in ihrem Heimatmarkt. Vodafone und Telefónica bieten ihren deutschen Kunden eine noch mäßigere Versorgung.
Das geht aus einer Studie (PDF) des Aachener Beratungsunternehmens P3 Group hervor, die von der grünen Bundestagsfraktion beauftragt wurde. Verglichen wurden dabei die Daten von fünf Millionen europäischen Nutzern durch eine mit rund 800 Apps installierte Software – etwa Wetter-Apps oder weltweit verfügbare Spiele-Apps. Laut P3 konnten damit bis auf 50 Meter genaue Daten ermittelt werden, ohne sie einzelnen Personen zuzuordnen.
Für den deutschen Rückstand macht der grüne Vizefraktionschef Oliver Krischer unter anderem die Frequenzvergabe in Deutschland verantwortlich: „Schuld daran sind die hohen Versteigerungserlöse der Frequenzen in Deutschland. Die vielen Milliarden fehlen den Netzbetreibern beim Ausbau.“
Die grüne Bundestagsfraktion beantragte daher, Einnahmen aus zukünftigen Versteigerungen auch in den Mobilfunkausbau in ländlichen Regionen zu investieren. Die Auflagen sollten insbesondere Versorgungslücken in der Fläche berücksichtigen. Die Grünen fordern außerdem eine „verpflichtende Regelung für National Roaming, was zum einen eine Mitnutzung von Frequenzen in jenen Regionen möglich macht, in denen weitere Betreiber noch nicht ausgebaut haben, und zum anderen Ausbaukosten und Mastendichte reduzieren kann“. Die Autoren der Studie plädieren ebenfalls für eine intensive gemeinsame Nutzung der Netzinfrastruktur in den bestehenden LTE-Netzen, die auch auf den kommenden Mobilfunkstandard 5G anzuwenden sei.
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„Idealerweise werden die Lizenzen nicht für Milliarden versteigert, sondern günstiger“, sagte P3-Geschäftsführer Hakan Ekmen gegenüber der ARD und legte nahe, die Lizenzen im Gegenzug unter strengen Auflagen zu vergeben. „So könnten die vielen weißen Flecken in Deutschland innerhalb von zwei Jahren komplett verschwinden“, sagte Ekmen voraus.
Die Versteigerung der 5G-Frequenzen in Deutschland ist für Anfang 2019 angesetzt. Mit geringeren Kosten für die Frequenzen sind die deutschen Netzbetreiber zweifellos einverstanden. Strengere Versorgungsauflagen und insbesondere National Roaming sind für sie jedoch eher Reizwörter. Die GSMA – Interessenverband der Mobilfunkbetreiber – sieht den Ausbau der 5G-Mobilfunknetze in Deutschland durch „unangemessene und unrealistische Auflagen“ gefährdet. Der Branchenverband wendet sich außerdem gegen Auktionsregeln für die Frequenzvergabe, die neue Anbieter nur zu einer geringeren Abdeckung verpflichten und Verhandlungen über nationales Roaming einfordern lässt.
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