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Huawei-Gründer Ren Zhengfei wehrt sich gegen Spionagevorwürfe

Nach jahrelangem Schweigen hat sich Huawei-Gründer Ren Zhengfei zu den US-Vorwürfen gegen den chinesischen Technologiekonzern geäußert. Ren hatte sich zuletzt 2015 gegenüber ausländischen Medienvertretern geäußert. In einer Gesprächsrunde mit Journalisten wies er jetzt die Beschuldigungen aus den USA zurück, Huawei helfe Peking dabei, westliche Regierungen auszuspionieren. Er beteuerte, das Unternehmen habe keinen regelmäßigen Kontakt mit der chinesischen Regierung.

„Ich liebe mein Land, ich unterstütze die Kommunistische Partei“, zitieren Bloomberg und South China Morning Post den 74-jährigen Firmengründer. „Aber ich werde nichts tun, um der Welt zu schaden. Ich sehe keinen engen Zusammenhang zwischen meinen persönlichen politischen Überzeugungen und den Geschäften von Huawei.“ Die Verdächtigungen gegen Huawei gründen unter anderem darauf, dass er ab 1974 als Ingenieur in der chinesischen Volksarmee diente.

Ren Zhengfei versicherte, er würde jegliche Forderung Pekings nach sensiblen Informationen seiner Kunden zurückweisen. „Huawei steht fest auf der Seite der Kunden, wenn es um Cybersicherheit und Privatsphäre geht“, sagte er.

„Huawei ist nur ein Sesamkorn im Handelskonflikt zwischen China und den USA“, spielte der Gründer in Shenzhen die Rolle seines Unternehmens herunter. Donald Trump lobte er als einen „großen Präsidenten“, der es gewagt habe, zum Vorteil der Wirtschaft massiv Steuern zu senken. „Aber man muss die Unternehmen und Länder gut behandeln, damit sie zu Investitionen in den USA bereit sind und die Regierung künftig genügend Steuern einnehmen kann.“ Hinsichtlich der Verhaftung von Huaweis Finanzchefin Meng Wanzhou – seiner ältesten Tochter – wolle er abwarten, ob Trump in diesem Fall interveniere.

Huawei plant mit knapp 25 Prozent Wachstum in 2019

Trotz der aktuellen Krisensituation sieht Ren weiterhin starke Wachstumsaussichten für Huawei und geht von einer Steigerung auf 125 Milliarden Dollar im Jahr 2019 aus, nachdem Huawei im vergangenen Jahr bereits über 100 Milliarden Dollar umsetzen konnte. „Huawei ist kein börsengehandeltes Unternehmen, daher sind wir nicht auf ein optisch ansprechendes Quartalsergebnis angewiesen“, sagte er. „Wenn sie Huawei in einigen Märkten nicht haben wollen, dann können wir ein wenig zurückschrauben. Solange wir überleben und unsere Mitarbeiter ernähren können, haben wir eine Zukunft.“

Ende Dezember war berichtet worden, dass US-Präsident Trump die Nutzung chinesischer Netzwerkausausrüstung durch amerikanische Netzbetreiber verbieten will. Zu diesem Zweck erwäge er, im neuen Jahr eine Executive Order zu erlassen und sich dabei auf eine schwerwiegende Bedrohung der nationalen Sicherheit zu berufen. Auf diese Weise wolle das Weiße Haus die chinesischen Telekomausrüster Huawei und ZTE vom 5G-Ausbau ausschließen.

Huawei ist der weltgrößte Hersteller von Telekommunikationsausrüstungen und drängt auch im weltweiten Smartphonemarkt nach vorn. Der Hersteller steht aber wegen der angeblichen Verbindungen zur chinesischen Regierung im Fokus amerikanischer Behörden. US-Geheimdienste und die Bundespolizei warnten wiederholt vor Huawei sowie ZTE und rieten US-Behörden ausdrücklich vom Einsatz von Smartphones dieser chinesischen Hersteller ab, die außerdem Telekommunikationslösungen vertreiben. So warnten im Februar Vertreter von CIA, NSA und FBI vor möglicher Spionagetätigkeit mithilfe der Telekommunikations-Infrastruktur und der Geräte. Eine gezielte Eskalation erfolgte Anfang Dezember, als die USA die Huawei-Finanzchefin und Tochter des Unternehmensgründers in Kanada verhaften ließen.

Die USA drängen außerdem verbündete Länder zum Verzicht auf chinesische Telekommunikationsausrüstung. Australien schloss die chinesischen Netzwerkausrüster Huawei und ZTE bereits effektiv von einer Teilnahme am Ausbau von 5G-Mobilfunknetzen aus. In ähnlicher Weise gingen Neuseeland und Japan vor, während Kanada und Großbritannien noch mögliche Sicherheitsrisiken beim 5G-Ausbau mit Huawei abwägen. In Europa gibt es unterschiedliche Reaktionen auf das Drängen von US-Botschaftern zu einer härteren Gangart gegenüber chinesischen Telekomanbietern wie Huawei und ZTE. Während etwa Großbritannien und Belgien mehr zur US-Position neigen, verlangen Deutschland, Frankreich, Portugal sowie weitere mittel- und osteuropäische Länder Beweise von den Vereinigten Staaten, dass Huawei tatsächlich ein Sicherheitsrisiko darstellt. Nachdem in Polen ein Huawei-Mitarbeiter wegen Spionageverdacht verhaftet und inzwischen von Huawei entlassen wurde, regte Polen Gespräche mit NATO und EU über einen Ausschluss von Huawei aus bestimmten Märkten an.

Bonns Stadtdirektor Wolfgang Fuchs, Huaweis Vorstandsvorsitzender Ken Hu und BSI-Präsident Arne Schönbohm bei der formellen Eröffnung des Huawei Bonn Security Innovation Lab (Bild: Huawei).

Viele Vorwürfe, keine Beweise

Dass ausgerechnet US-Behörden zahlreiche Geräte amerikanischer Hersteller in der Vergangenheit mit Hintertüren versahen, erwähnen die US-Geheimdienste in ihren Warnungen vor Huawei nicht. Unerwähnt bleibt auch, dass eine vom Weißen Haus 2012 beauftragte Risikostudie keine Beweise für Spionagesoftware in Huawei-Produkten fand. Trotzdem belasteten die Vorwürfe die Beziehung zwischen dem chinesischen Konzern und den USA, was schließlich 2013 zum Rückzug von Huawei aus dem US-Markt führte.

Hierzulande untersucht das BSI Hard- und Software auf mögliche Sicherheitslücken. BSI-Präsident Arne Schönbohm sieht derzeit keinen Anlass für einen Huawei-Boykott. „Für so gravierende Entscheidungen wie einen Bann braucht man Belege“, sagte der BSI-Chef im Dezember, diese lägen seiner Behörde nicht vor.

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ZDNet.de Redaktion

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