Im Entwurf für Version 3 des Chrome Extension Manifest sieht Google erhebliche Einschränkungen für die Entwickler von Werbeblockern vor. Erweiterungen für Filterung und Blockierung von Inhalten nach den Wünschen der Nutzer sollen damit die Optionen der webRequest-API entzogen werden. Stattdessen sollen sie nur noch die Schnittstelle declarativeNetRequest nutzen können – diese begrenzt aber die Zahl der Filter und unterstützt vor allem nur Filter, die zu AdBlock Plus kompatibel sind.
Raymond Hill und andere Autoren populärer Browsererweiterungen äußerten sich entsetzt über diese Pläne. Hill ist der Autor des äußerst vielseitigen Inhalteblockers uBlock Origin und der Browser-Firewall uMatrix. Hill sieht die API declarativeNetRequest als „stark eingeschränkt“ an. Könnten Blocker ihre Aufgabe nur auf diese Weise erfüllen, bedeute es das Aus für die von ihm seit Jahren gepflegten Inhalteblocker uBlock Origin und uMatrix.
In einem Beitrag auf der Bug-Tracking-Site von Chromium.org argumentiert Hill, die neue API schränke Adblocker für Chrome auf eine Kategorie von Erweiterungen ein, die alle auf dieselbe Funktionalität begrenzt sind. uBlock Origin hingegen geht deutlich über einfaches Adblocking hinaus mit Funktionen für mehr Privatsphäre, schützt zudem vor Tracking und Websites mit Malware. Die dafür eingesetzte dynamische Filterung aber ist nicht als statische Filterung umzusetzen, führt der Entwickler zu Googles Plänen aus.
Manifest V3 gibt die verfügbaren Ressourcen und erlaubten Fähigkeiten von Browsererweiterungen für Chrome vor. Die vorgeschlagenen Änderungen sollen laut Google Sicherheit, Privatsphäre und Geschwindigkeit verbessern – den Nutzern wird ausdrücklich mehr Kontrolle zugesagt. The Register merkt dazu allerdings an, dass Google selbst mit Onlinewerbung verdient und zudem mit einem Adblock-Hersteller im Geschäft ist: „Google und andere Internet-Werbenetzwerke bezahlen AdBlock Plus offenbar dafür, dass es ihre Inserate auf eine Weiße Liste setzt – daher die besondere Vorliebe für dieses bestimmte Plug-in – und der Stinkefinger für alle anderen.“
„Könnte das Googles Plan von Anfang an gewesen sein?“ fragt Ghacks. „Einen Webbrowser zu schaffen und ihn einzusetzen, um die Nutzung von Inhalteblockern zu bekämpfen?“ Raymond Hill weist in einer GitHub-Diskussion darauf hin, dass Chromium seine WebRequest-API zu einer Zeit erhielt, als es 2011 Marktanteile von Firefox zu gewinnen suchte – und dort zählten Inhalteblocker zu den beliebtesten Erweiterungen.
Laut einem Google-Sprecher stehen die fraglichen Änderungen noch nicht endgültig fest, vielmehr sei das Regelwerk noch in der Entwicklung. Sollte es aber wie vorgeschlagen Gültigkeit erlangen, stellt sich die Frage, wie Browserhersteller reagieren, die Googles Chromium als Unterbau nutzen. Neben Vivaldi, Opera und Brave zählt zu diesen Webbrowsern demnächst auch Microsoft Edge und soll Chrome-Erweiterungen unterstützen.
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