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Ex-Youtube-Entwickler macht Verschwörung gegen Internet Explorer 6 öffentlich

Der ehemalige Youtube-Mitarbeiter Chris Zacharias, der dort als Entwickler beschäftigt war, hat in einem Blogeintrag eingeräumt, mit Kollegen eine inoffizielle Kampagne gestartet zu haben, um Nutzer von Internet Explorer 6 zum Umstieg auf andere Browser zu bewegen. Sie waren für ein Banner verantwortlich, das Nutzer von IE6 beim Besuch der Youtube-Website darauf hinwies, dass der Support für den Microsoft-Browser in Kürze eingestellt wird – mit dem Eigentümer Google war dies jedoch nicht abgesprochen.

Als die Warnung im Juli 2009 freigeschaltet wurde, hatte IE6 laut Statistiken noch einen Marktanteil von rund 25 Prozent. IE6 war zudem der Browser der Wahl von 18 Prozent der Youtube-Nutzer, weswegen Google den Browser weiterhin unterstützen wollte. Tatsächlich kündigte Google erst Ende Januar 2010 an, den Support für Internet Explorer 6 schrittweise einzustellen. Die Ankündigung galt anfänglich für Google Docs und Google Sites, und zwar ab 1. März 2010. Youtube folgte erst zu einem späteren Zeitpunkt.

Trotzdem sahen Nutzer des Videodiensts schon ab Juli 2009 den Hinweis, dass der Support für IE6 in Kürze eingestellt werde. Die Entwickler gaben zudem die Empfehlung ab, auf Firefox 3.5, Internet Explorer 8 oder Google Chrome umzusteigen.

Ermöglicht wurde die Einblendung des Banners durch eine Sonderregelung für bestimmte Entwickler, die aus der Zeit direkt nach der Übernahme von Youtube durch Google im Jahr 2006 stammte. Sie erlaubte es bestimmten Entwicklern, Änderungen an der Codebasis von Youtube vorzunehmen, ohne dass der neue Code die Kontrollen von Google durchlaufen musste.

Die Presseabteilung und die Anwälte von Youtube befürchteten jedoch unmittelbar nach der Freischaltung des Banners, dass die Empfehlung von Google Chrome die Aufmerksamkeit der Kartellwächter in Europa wecken könnte. Doch schon am selben Tag wurde der Hinweis auch beim Besuch von Google Docs mit IE6 angezeigt. Die Docs-Entwickler gingen Zacharias zufolge davon aus, dass das Banner die Google-internen Kontrollen durchlaufen und alle Genehmigungen erhalten hatten – und somit auch für Google Docs galt.

„Nachdem Youtube, Google Docs und mehrere andere Google-Websites die IE6-Banner veröffentlichten, erteilte Google jeder anderen Website die Erlaubnis, ein eigenes Banner hinzuzufügen“, erinnerte sich Zacharias. „IE6-Banner tauchten plötzlich überall auf. Innerhalb eines Monats wurde unsere IE6-Nutzerbasis halbiert und der globale IE6-Verkehr ging um über 10 Prozent zurück, während die Anteile alle anderen Browser entsprechend zulegten. Die Ergebnisse waren besser, als unser Webentwicklungsteam je erwartet hatte.“

Tatsächlich galt Internet Explorer 6 damals als sehr „entwicklerunfreundlich“. Der Browser war 2001 zusammen mit Windows XP eingeführt worden. Microsoft setzte zu dem Zeitpunkt noch auf die Strategie, durch einen hohen Marktanteil seiner Browser quasi eigene Standards zu setzen. Webentwickler mussten 2009 also ihre Seiten häufig so gestalten, dass sie einerseits den gültigen Webstandards entsprachen und außerdem in den Microsoft-Browsern korrekt dargestellt wurden, die diese Standards nicht unterstützten. Das änderte sich erst mit Internet Explorer 8 im März 2009 und vor allem mit Internet Explorer 9 im Jahr 2011.

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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