Im Rahmen des europäischen Pressetages in München hat Google heute das Google Safety Engineering Center (GSEC) vorgestellt. Derzeit sind dort 100 Datenschutz-Spezialisten beschäftigt, die Tools rund um Sicherheit und Privatsphäre entwickeln. Bis zum Jahresende will der Konzern die Belegschaft in dieser Abteilung auf 200 Mitarbeiter verdoppeln. Dann beschäftigt Google in der bayerischen Landeshauptstadt insgesamt 1000 Mitarbeiter.
Zur Einweihung des Google Safety Engineering Centers sind auch Kent Walker, Senior Vice President of Global Affairs und Chief Legal Officer und Kristie Canegallo, Vice President of Trust & Safety aus dem Hauptquartier in Mountain View angereist.
Eine Grußbotschaft und ein Blogbeitrag von Google-Chef Sundar Pichai verdeutlichen den hohen Stellenwert des Google Safety Engineering Center in München: „Wir erhöhen unsere Aktivitäten und verdoppeln die Zahl der Datenschutz-Experten in München bis Ende 2019 auf mehr als 200, was Deutschland zu einem globalen Drehkreuz für die produktübergreifende Datenschutzarbeit von Google macht. [..| Dies ist ein wichtiger Meilenstein unserer Investitionen in Europa. Die Zahl der Mitarbeiter in München ist seit 2007 auf mehr als 750 angewachsen, sie kommen aus über 60 Ländern. Auch in Zukunft werden wir, einschließlich des GSEC-Teams, weiterhin in alle Arbeitsbereiche investieren. Durch das diesjährige Wachstum erreichen wir erstmals eine Marke von über 1.000 Mitarbeitern in München. Das macht den Standort zu einem globalen Zentrum, nicht nur für die Datenschutztechnik sondern auch für Forschung und Produktentwicklung.“
Laut Wieland Holfelder, der als VP Engineering seit 2008 das Münchner Google-Büro leitet, hat die Firma keine Probleme damit, die offenen Stellen bis Jahresende zu besetzen. Google gelte unter Bewerbern als ein sehr beliebter Arbeitgeber. Dazu trage auch der Standort München mit seinem attraktiven Umfeld bei. Außerdem beschränke sich die Kandidatensuche nicht nur auf deutschsprachige Bewerber. Da bei Google in München nicht Bayerisch sondern Englisch gesprochen werde, könne man auf internationale Ingenieure zurückgreifen.
Stephan Micklitz, Director Engineering, und Jochen Eisinger, Director Engineering Chrome gehören zu den führenden Köpfen von Holfelders Team. Das Münchner Google-Team hat beispielsweise Google Dashboard, Google-Konto und Meine Aktivitäten, Privatsphärencheck und Passwort-Manager entwickelt. Auch die im Februar erschienene Chrome-Erweiterung Password Checkup, die anhand bislang bekannter Datenpannen überprüft, ob Nutzername und Passwort des Anwenders von diesen Vorfällen betroffen sind, stammt aus München. Ebenso der Webdienst Daten herunterladen, mit dem man seine bei Google angesammelten Daten sichern und gegebenenfalls in andere Dienste übertragen kann. Mit letzterem dürften viele Anwender bei der Abschaltung von Google+ Anfang April Kontakt aufgenommen haben.
Aktuell arbeitet das Team in München an verbesserten Datenschutzeinstellungen von Chrome und an datenschutzrelevanten Optionen und Funktionen, darunter auch einem Inkognito-Modus, in Apps wie Maps, Suche und Youtube, die Google letzte Woche auf seiner Entwicklerkonferenz I/O angekündigt hatte.
An einer Verschlüsselung von DNS-Abfragen in Chrome arbeitet Google ebenfalls. Das zeigen unter anderem die vielen Entwickler-Einträge für geplante Änderungen im Source-Code von Chromium. Jochen Eisinger wollte auf Nachfrage jedoch nicht mitteilen, ob mit dem Feature noch bis Jahresende für Google Chrome zu rechnen sei. Der auf Chromium basierende Browser Bromite bietet bereits DNS over HTTPS. Auch Firefox unterstützt die Verschlüsselung von DNS-Anfragen.
Was die Verschlüsselung von DNS-Anfragen angeht, wäre zwar eine systemweite Lösung, wie sie mit Private DNS unter Android 9 existiert, wünschenswert, da dadurch DNS-Anfragen von allen Anwendungen verschlüsselt würden, doch ist eine solche Lösung nicht standardmäßig für Linux, macOS und Windows verfügbar.
Mit dem im letzten Jahr vorgestellten erweiterten Sicherheitsprogramm will Google für mehr Schutz von Konten aller Nutzer beitragen, die der Gefahr zielgerichteter Onlineangriffe ausgesetzt sind. Hierfür werden zwei FIDO-kompatible Sicherheitsschlüssel benötigt. Die Konfiguration erfolgt über Google-Konto.
Außerdem hat Google heute einen europäischen Förderfonds – die Google.org Impact Challenge on Safety – in Höhe von 10 Millionen Euro angekündigt. Das Geld ist für gemeinnützige Organisationen, Universitäten, akademische Forschungseinrichtungen, gewinnorientierte Sozialunternehmen und andere Expertenorganisationen in ganz Europa vorgesehen, die sich mit Sicherheitsthemen befassen. Wie Kristie Canegallo Vice President of Trust & Safety ausführt, kann es sich dabei um Organisationen handeln, die „daran arbeiten, Hass und Extremismus in der Bevölkerung zu bekämpfen oder jungen Menschen dabei zu helfen, online sicher zu bleiben. Oder sie beschäftigen sich mit Themen, die nicht unbedingt erst mit dem Öffnen eines Laptops relevant werden, bei denen Technologie aber trotzdem eine Rolle spielen kann.“
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