Categories: Regulierung

BBC: ARM beendet Zusammenarbeit mit Huawei

Laut einem BBC-Bericht hat die englische Chipschmiede ARM, deren SoC-Designs für nahezu sämtlichen Mobilprozessoren in Smartphones verwendet werden, die Zusammenarbeit mit Huawei wegen der kürzlich beschlossenen US-Sanktionen aufgekündigt.

Die BBC zitiert eigenen Angaben zufolge aus internen Firmenmemos, die dem Sender vorliegen. Demnach wies ARM seine Mitarbeiter an, „alle aktiven Verträge, Supportansprüche und alle anhängigen Verpflichtungen“ mit Huawei und seinen Tochtergesellschaften wie dem Prozessorhersteller HiSilicon einzustellen, um den jüngsten US-Sanktionen zu entsprechen. In einem Firmenmemo heißt es, dass einige Entwicklungen von ARM aus den USA stammen. Infolgedessen glaubt das Unternehmen, dass es von den US-Sanktionen in Bezug auf Huawei betroffen ist.

ARM entwickelt Prozessordesigns, die in nahezu sämtlichen Mobilprozessoren zum Einsatz kommen. Zukünftige Lösungen sollen sogar die Leistung von Intel-Prozessoren übertreffen (Bild: ARM).

Gegenüber der BBC teilte ARM mit, dass es „die neuesten Vorschriften der US-Regierung einhält“. Weitere Kommentare gab es zu dem Sachverhalt nicht ab. Huawei erklärte gegenüber der BBC: „Wir schätzen unsere engen Beziehungen zu unseren Partnern, erkennen aber den Druck, unter dem einige von ihnen aufgrund politisch motivierter Entscheidungen stehen. Wir sind zuversichtlich, dass diese bedauerliche Situation gelöst werden kann, und unsere Priorität bleibt es, unseren Kunden auf der ganzen Welt weiterhin erstklassige Technologien und Produkte zu liefern“.

ARM ist ein 1990 gegründeter Chipdesigner, der im September 2016 von Softbank übernommen wurde. An seinem Firmensitz in Cambridge, Großbritannien, beschäftigt das Unternehmen 6000 Mitarbeiter. Der Hauptsitz von ARM in den USA befindet sich in San Jose, Kalifornien. Zudem unterhält das Unternehmen Niederlassungen in Washington, Arizona, Texas und Massachusetts.

Die Mitarbeiter von ARM wurden am 16. Mai über die Entscheidung informiert, nachdem das US-Handelsministerium Huawei auf eine Liste von Unternehmen gesetzt hatte, mit denen amerikanische Firmen keine Geschäfte mehr tätigen dürfen. Am Dienstag, den 21. Mai, gab die US-Regierung bekannt, Teile der Sanktionen für 90 Tage auszusetzen, um die unmittelbaren Störungen für US-Unternehmen so gering wie möglich zu halten. Aber eine Quelle bei ARM sagte der BBC, dass den Mitarbeitern nicht mitgeteilt worden sei, dass sie wieder mit Huawei oder seinen Tochtergesellschaften zusammenarbeiten könnten, auch nicht vorübergehend.

Ein internes ARM-Memo empfielt den Angestellten, eine Nachricht an mit ihnen in Kontakt stehenden Huawei-Mitarbeiter zu senden, in der sie mitteilen, dass sie aufgrund einer „unglücklichen Situation“ nicht berechtigt sind, „Support (ob Software, Code oder andere Updates) bereitzustellen, technische Diskussionen zu führen oder anderweitig technische Angelegenheiten mit Huawei, HiSilicon oder einer der anderen genannten Stellen zu besprechen.“

Bisherige Prozessoren darf Huawei weiter herstellen

Während HiSilicon und Huawei weiterhin bereits verfügbare Prozessoren verwenden und herstellen können, würde das Verbot bedeuten, dass das Unternehmen in Zukunft nicht mehr auf die von ARM entwickelten Prozessordesigns zurückgreifen könnte. Davon ausgenommen ist nach den Quellen der BBC der kommende Prozessor von HiSilicon, Kirin 985.

Sollten die US-Sanktionen länger anhalten, stünde Huawei bereits im nächsten Jahr ohne neuen Mobilprozessor dar, da seine eigene Prozessorentwicklung durch die Tochter HiSilicon auf ARM-Technologie basiert. Alternative Prozessoren außerhalb des US-Einflussbereichs stehen nicht zur Verfügung. Somit läuft Huaweis Reaktion auf die US-Sanktionen, eine Alternative zu den Google-Diensten zu entwickeln, ins Leere. Ohne Prozessor, kein Smartphone. Und ohne Smartphone ist auch ein Betriebssystem mit alternativen Diensten nutzlos.

Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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