Ab dem 8. Juli 2019 will Transport for London (TfL) mittels WLAN-Tracking von Smartphones die Bewegungsprofile seiner Fahrgäste über 260 Stationen hinweg erfassen und zwei Jahre lang speichern. Der Londoner U-Bahn-Betreiber verspricht vollständige Pseudonymisierung und eine sichere Datenspeicherung in Abstimmung mit dem Datenschutzbeauftragten des Vereinigten Königreichs. Surfverläufe sollen nicht gespeichert werden, auch sollen keine späteren Rückschlüsse auf einzelne Geräte möglich sein.
Als Zweck der laufenden Datensammlung stellt TfL heraus, damit mehr Informationen über die Nutzung des Verkehrsnetzes zu erfahren, als mit dem bisherigen Ticket-System möglich war. Informationen über die Auslastung sollen erlauben, die Kunden besser für ihre Streckenplanung quer durch London zu beraten und ihnen zu helfen, überfüllte Bahnen zu vermeiden. Die Auslastungsdaten sollen über eine freie API auch App-Entwicklern, Forschern und Unternehmen zugänglich sein, damit diese sie für neue Produkte und Dienstleistungen nutzen können. Frühe Warnmeldungen sollen Kunden in die Lage versetzen, bei Überlastungen kurzfristig ihre Route zu ändern. TfL erhofft sich außerdem bessere Erlöse für die Werbemedien in den U-Bahn-Stationen, wenn verlässliche Kundenzahlen zu präsentieren sind.
„Indem wir WLAN-Technologie nutzen, um Echtzeit-Einsichten zu gewinnen über unsere Bewegung durch Londons Transportsystem, zeigen wir, wie die Sammlung und Analyse von Daten einen echten Unterschied für das alltägliche Leben der Menschen ausmachen kann“, lässt sich Sue Daley zitieren, Associate Director Technology & Innovation des Branchenverbands techUK. „Es ist auch ein großartiges Beispiel dafür, wie verschiedene Technologien wie WLAN, Datenanalyse und Sensoren zusammenarbeiten können, um Überfüllung zu verringern, den Service zu verbessern und maßgeschneiderte Informationen für Reisende zu liefern, die unsere Fahrten und das Leben ein wenig einfacher machen.“
Der flächendeckenden Einführung des WLAN-Tracking ging ein Pilotprojekt voraus, bei dem schon 2016 innerhalb von vier Wochen Daten von 5,6 Millionen Mobilgeräten bei rund 42 Millionen Fahrten gesammelt wurden. Dabei wurden an den Access-Points im U-Bahn-Netz die MAC-Adressen erfasst, die WLAN-fähige Geräte bei ihrer laufenden Suche nach verfügbaren Funknetzen aussenden. Da sich der Versuch nur über einen Teil der U-Bahn-Stationen erstreckte und zeitlich begrenzt war, ist im kommenden Regelbetrieb mit weit mehr anfallenden Daten für das Nutzertracking zu rechnen.
Die Betreibergesellschaft verspricht eine automatische Entpersonalisierung der Daten, die sie als „Einweg-Pseudonymisierung“ bezeichnet. Damit und durch verschlüsselte Speicherung in einem abgetrennten Bereich soll sichergestellt sein, dass niemand einzelne Personen identifizieren kann.
Wenn Fahrgäste eine Erfassung und Verarbeitung ihrer Verbindungsdaten grundsätzlich vermeiden möchten, empfiehlt ihnen der U-Bahn-Betreiber als „Opt out“, WLAN zu deaktivieren. Sie könnten ihre Geräte beim Aufenthalt in den U-Bahn-Stationen in den Flugzeugmodus versetzen oder auch ganz abschalten.
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